Ein gut geschmiertes Räderwerk aus geplanten Zufällen

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Ein gut geschmiertes Räderwerk aus geplanten

Zufällen

Zufällig mieten sich NSU-Mitglieder einen Campingwagen. Zufällig fahren NSU-Mitglieder 300 Kilometer. Zufällig fahren sie nach Heilbronn. Zufällig sehen sie einen Streifenwagen, der auf der Theresienwiese ›Pause‹ macht. Zufällig entscheiden sich die NSU-Mitglieder, dass diesmal ›Repräsentanten des Staates‹ Ziel ihres Terrors sein sollen. Zufällig haben sie sich für diesen Mordplan ganz spontan entschieden. Zufällig führt die sofort eingeleitete Ringfahndung zu keinem Ergebnis. Zufällig werden Autokennzeichen notiert, für die es keine Halter gibt. Zufällig werden alle Spuren am Tatort selbst verunreinigt, also unbrauchbar gemacht. Zufällig sind Phantombilder, die mithilfe von Zeugen erstellt wurden, kein hervorragendes Mittel der Fahndung. Zufällig erklärt ein hinzugezogener Gutachter die Aussagen des schwer verletzten Polizisten, die präzise und ermittlungsrelevant waren, für unbrauchbar. Zufällig werden auch alle anderen Zeugen, die der offiziellen Version im Weg stehen, mundtot gemacht. Und ganz zufällig endet mit diesem Mordanschlag auf Polizisten in Heilbronn 2007 die Terror- und Mordserie des NSU.

Im NSU-Prozess in München wollen sich einige Anwälte der Opferfamilien mit dieser esoterischen Beweisführung der Bundesanwaltschaft nicht zufrieden geben: »Die Anwälte der Opferfamilien im NSU-Prozess  wollen noch einmal genau ermitteln lassen, ob die ermordete Polizistin Michèle Kiesewetter bei ihren Einsätzen als Bereitschaftspolizistin mit Rechtsradikalen zusammengetroffen ist und möglicherweise aus Rache getötet wurde. Rechtsanwalt Thomas Kienzle wies auf eine ganze Reihe von Demonstrationen rechtsradikaler Gruppen hin, bei denen Kiesewetter in den Monaten vor ihrer Ermordung eingesetzt war – nicht nur in Stuttgart, Heilbronn und Pforzheim, sondern auch in Göttingen. In Niedersachsen lebte aber auch Holger G., ein enger Vertrauter der Rechtsradikalen Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, sowie weitere Neonazis, die Kontakt zum NSU hatten.« (Süddeutsche Zeitung vom 28.1.2014)
Nun, es gehört nicht viel Sachverstand dazu, die offizielle Version nur für die unwahrscheinlichste aller Möglichkeiten zu halten. Bewiesen ist bereits jetzt, dass es für diesen Tatablauf die aller wenigsten Belege und Hinweise gibt – für einen anderen Ablauf um so mehr.
Dafür, dass Michèle Kiesewetter ein anonymes Opfer des NSU geworden sein soll, haben die Ermittlungsbehörden bis hin zur Staatsanwaltschaft selbst gesorgt: Man hat vorsätzlich unterlassen, das Handy, den E-Mail-Verkehr dieser Polizistin auszuwerten. Das ist kein Zufall, sondern eine Straftat. Wer also ernsthaft dieser naheliegenden Frage nachgehen will, sollte sich mit der Beseitigung von möglicherweise tatrelevanten Hinweisen nicht zufriedengeben.
 
Eine Möglichkeit ist in der Tat, dass Michèle Kiesewetter eine Gefahr für den NSU wurde – ganz sicherlich nicht, weil sie bei verschiedenen Neonaziaufmärschen als Polizistin eingesetzt worden ist. Wenn das ein guter Grund wäre, sie umzubringen, dann kämen dafür Zehntausende von Polizisten infrage, die seit Jahren Neonaziaufmärsche schützen und ermöglichen.
Für etwas mehr Mut sollte es den Nebenklägern schon reichen – wenn es um Aufklärung geht: z. B. durch die Ladung der V-Leute und V-Mann-Führer rund um den Tatort.
Zum Beispiel durch die Ladung der Zeugen, die andere Täter gesehen haben, als die beiden genannten NSU-Mitglieder – Zeugen, die das Gericht mit unglaublicher Dreistigkeit für nicht relevant hält.
Zum Beispiel durch eine Anfrage bei der NSA, die auch 2007 alles gesammelt und auswertet hat, was dieser amerikanische Geheimdienst bekanntlich mit der Bekämpfung von Terrorismus zu legitimieren sucht.
Wolf Wetzel                                29.1.2014

Eine Recherche zum Mordanschlag auf die beiden Polizisten findet sich hier: Warum wurde der Mordanschlag in Heilbronn 2007 nicht verhindert?

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  1. “Geheimdienst verschleierte “Kasseler Problematik” . Hält der Verfassungsschutz Informationen zur Aufklärung des NSU-Mordes an Halit Yozgat zurück? Ein hessischer V-Mann, der zur Tatzeit in dessen Internet-Café saß, weiß wohl mehr, als er bislang zugab.”
    http://www.welt.de/politik/deutschland/article124334687/Geheimdienst-verschleierte-Kasseler-Problematik.html
    Ich erinnere mich noch an die Panorama Sendung, die den Kasseler Mord und die Verstrickung des Verfassungsschutzes um Andreas Temme als wilde Verschwörungstheorie entlarven wollte.Auch die großen NSU Experten wie Leyendecker und Christian Fuchs haben sich seinerzeit mit allerhand Unsachlichkeiten zum Kasseler Mord hervorgetan:
    http://machtelite.wordpress.com/2013/04/15/ard-hinterfragt-tiefen-staat-im-nsu-komplex/

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