Wolf Wetzels kritische Bestandsaufnahme des zeitgenössischen Antifaschismus. Von Ulrich Schneider/jW vom 8.4.2024
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Wolf Wetzels kritische Bestandsaufnahme des zeitgenössischen Antifaschismus. Von Ulrich Schneider/jW vom 8.4.2024
Über die Schließung des Institut für Sozialforschung (HIS) und die Gründung einer Letzten Generation von, sagen wir, Archiv- und Bibliothekskleberinnen, die die in vier Jahren geplante Schließung aufhalten.
Der Krieg in Gaza tobt seit drei Monaten. Seit Wochen wird berichtet, dass die humanitäre Situation unerträglich geworden ist und auf eine Katastrophe zusteuert. Aber auch hier gibt es einen Krieg, einen Krieg der Worte.
Dieses Buch muss mit einer limitierten „Zeichenanzahl“ auskommen, zu wenig, um alle Zeichen (der Zeit/enwende) zu berücksichtigen. In diesem Buch geht es also darum, einen Grundriss zu zeichnen, der es den Leserinnen und Lesern ermöglicht, sich zu orientieren, anstatt sich zu verlaufen.
Die Frage, wie man gegen eine gehörlose Regierung vorgehen soll, wie man mit einer Repression umgehen kann, der man nicht gewachsen ist, wie man gegen die aufkommende Resignation angehen kann und soll, sind heute mehr denn je aktuell.
In diesem Gespräch geht es um Skandalwellen, auf denen wir oft mitsurfen, um Personalisierungen, die geteilt werden, indem wir „nur“ das andere Personal in Grund und Boden reden und um “David”, der nicht unrecht hat, weil er gegen “Goliath” nur eine Steinschleuder hat.
In den 1970er und 1980er Jahren war dies eine oft gerufene Parole: „Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht.“
Ein Grundverständnis, das von der Anti-AKW-Bewegung bis zur Friedensbewegung reichte.
Aber was heißt das (heute)?
Was man unter links und/oder rechts versteht, sei in die Jahre gekommen. Man sagt auch, dass die Begriffe überholt seien. Links und rechts seien beliebig (geworden). Auch was man unter rechts zu verstehen hat, sei ausgefranst und in seiner begrifflosen Verwendung völlig substanzlos.
Ich widerspreche dem ausdrücklich.
Anfang dieses Jahres ist unter dem Titel: „Herzschläge“ ein Buch mit drei Aktivisten der Gruppe Revolutionären Zellen (RZ) erschienen: Die auf dem Buchtitel als „Ex-Militante“ angekündigten werden als „Paul“ „Willi“ und „Fritz“ vorgestellt und führen mit zwei exemplarischen Autonomen namens „Benny“ und „Andy“ ein Gespräch, das sich in zwanzig Kapiteln auf rund 300 Seiten erstreckt.
Wir haben es nicht geschafft, eine Struktur zu entwickeln, die dauerhaft ist, die nicht bewegungsorientiert, nicht skandalorientiert ist. Ich glaube das ist eine Menschheitsfrage, das ist nicht nur eine Autonomen-Frage.