„Wir impfen euch alle“ – Warum und worin der Covid-Antifaschismus den Rechten so ähnlich ist
Von Gerald Grüneklee.
Vorweg: es geht hier nicht um die Fragen, ob mensch für sich das Impfen nun befürwortet oder nicht. Es geht auch nicht darum, ob ich Esos, Faschos oder antisemitisches Gedankengut nun toll finde (tue ich nicht – diese Abneigung motivierte letztlich auch diesen Beitrag). Und wenn Rechte irgendwelche Proteste kapern, dann darf, ja sollte man dem entgegentreten – aber nicht, indem Dinge in einen Hut geworfen werden, in den sie zusammen nicht hineingehören, sondern indem man gezielt gegen eben diese Rechten angeht.
Es gehört zu den Grundmissverständnissen der Zeugen Coronas, dass sie meinen, die Demokratie gegen Rechts verteidigen zu müssen. Diesem Irrglauben liegt allerdings eine sehr reduzierte (sofern überhaupt vorhanden) politische Analyse zugrunde, insbesondere eine stark verkürzte Faschismusanalyse. Ich will es, zugegeben provokant, zuspitzen: jene, die da nun „gegen Rechts“ auf die Straßen gehen, tun das, indem sie Mechanismen anwenden, die schon historisch Rechte stärkten – und dies auch gegenwärtig tun.
Sie bauen also den Mummenschanz erst auf, dem sie vorgeblich entgegentreten wollen. Man kann auch sagen: es ist eine höchst irrationale Weise, mit der man gegen Irrationalismus – gerne wird auf vermeintliche Allianzen zwischen Rechten und Aluhüten verwiesen – neuerdings von Seiten der „Antifas“, „Omas gegen Rechts“ und ähnlicher Vereinigungen auf die Straße geht.
Vorab ein paar Worte zum Judenstern. Das „Coronaleugner“ (gemeint ist eine imaginierte homogene Gruppe von Menschen, die manche, oder alle, Corona-Maßnahmen ablehnen, darunter auch einige, die die Existenz des Virus leugnen) sich bei ihren Protesten den Judenstern anheften, wird von bürgerlichen Medien und den Linken im Lande als geschmacklos und ungeheuerlich betrachtet. Als „Holocaust-Verharmlosung“ kann das Tragen des Judensterns in einigen Bundesländern juristisch belangt werden. Der Judenstern wird als Ausweis antisemitischen Denkens gedeutet (z.B. Der Tagesspiegel, 4.4.2021). Diese Sichtweise unterstützt Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Dann muss es ja stimmen. Doch ganz so einfach ist es nicht. Die Holocaust-Überlebende Vera Sharav – ich werde noch auf sie zu sprechen kommen – sagt, dass sie selbst vorgeschlagen hat, dieses Symbol zu verwenden, im Sinne eines antifaschistischen „Wehret den Anfängen“. Denn „der Stern markierte den Anfang, lange vor den Deportationen“ (https://report24.news/holocaust-ueberlebende-zur-pandemie-kriegsgewinnler-und-tyrannen-stoppen/, abgerufen am 6.2.2022).
Das wir uns in einer Entwicklung befinden, die in einem dem Nationalsozialismus ähnlichen, totalitären System münden kann, das ist die feste Überzeugung von Vera Shalav. Der Judenstern kann in dieser Hinsicht als Mahnung verstanden werden, er muss bei den Protesten keineswegs immer antisemitisch gemeint sein. Aufgrund seiner Geschichte ist der Judenstern aber ein Symbol, das die Gefühle von Menschen verletzen kann. Die Ungeimpften sind nicht die „neuen Juden“, schon deshalb, weil die Juden keine Chance hatten – und sei es durch eine Impfung, die man ablehnt – , sich ihres zugeschriebenen, tödlichen Status zu entziehen. Dies kann Menschen beleidigen, deren Familie im Holocaust starb, und eine solche Selbsteinopferung ist auch fragwürdig. Wenn der Judenstern von Menschen im Jahr 2022 getragen wird, relativiert dies die Einzigartigkeit des Holocaust (was nicht mit der Verharmlosung zu verwechseln, aber dennoch problematisch ist). Es gibt daher auch keinerlei Rechtfertigung für Transparente mit Texten wie „Konzentrationslager für Ungeimpfte“, „Impfen macht frei“, „Anne Frank“ – kann man über den Judenstern zumindest noch streiten, so sind diese Aussagen einfach nur ätzend. Wenn man nun aber den Judensternen auf Demos entgegentritt: wo bleibt der Aufschrei gegen die Widerwärtigkeit eines Olaf Scholz, der den Gedenktag an die Opfer des Holocaust dazu missbraucht, vor einer angeblichen „Verfälschung des Holocaustgedenkens durch Impfgegner“ zu warnen (Zeit online, 27.2.2022)?
So oder so: ein „Antifaschismus“, der sich in Verweisen auf Judensterne oder dem Zählen von Nazis erschöpft, greift in jedem Fall zu kurz.
Exemplarisch für einen verkürzten – bzw. entstellten, ja absurden – „Antifaschismus“ mögen die „Omas gegen Rechts“ aus Bremen stehen. Sie schreiben in einem Aufruf für eine Menschenkette am 19.2.2022 am Bremer Rathaus:
„Bei diesen so genannten ´Spaziergängern´ findet sich rechtslastiges, verschwörungstheoretisches und antisemitisches Gedankengut, genauso wie eine unreflektierte Impf- und Maskengegnerschaft unter einem Dach. Sie fordern ´Das System muss weg´ und bedrohen damit unsere Demokratie. Rechte Gruppierungen reihen sich zielgerichtet in die ´Spaziergänge´ ein und nutzen die Pandemie als Vorwand um das System zu destabilisieren“.
Das ist ein inhaltsbefreites Statement, das geradewegs einer Phrasendreschmaschine entsprungen zu sein scheint. So verwundert es nicht, dass „Omas gegen Rechts“ (es gibt sie über Bremen hinaus in einigen Städten) die Rolle der Polizei im Staat nicht hinterfragen, sondern die Polizeikräfte meinen unterstützen zu müssen. „Verstöße gegen die Maskenpflicht wurden registriert, Teilnehmer fixiert und abgeführt, mehrere Personen vorläufig festgenommen, um die Identitäten für Strafverfahren wegen Landfriedensbruchs einleiten zu können“, reiben sie etwa die niedersächsischen „Omas gegen Rechts“ in einem Facebook-Post die Hände. Die Motive derer, die bei Demos oder Spaziergängen unterwegs sind, spielen für die Alten hingegen keine Rolle – man könnte sonst erkennen, dass manche der dort Aktiven Gründe haben, die direkt mit dem Handeln jener Regierung zusammenhängen, die man so aktiv verteidigt (ökonomisiertes Gesundheitswesen, Sozialabbau, Ausweitung befristeter Beschäftigungsverhältnisse, generelle Entgarantierung der Lebensverhältnisse und entsprechend krisengeschüttelte Biographien …).
Nun ist das Spektrum bei diesen Spaziergängen in der Tat sehr heterogen, es erinnert in seinem Charakter einer von unten – also jenseits von traditionellen rechten oder linken Organisationszusammenhängen – entstandenen Graswurzelbewegung ein wenig an die französischen „Gelbwesten“. Man wird also auch irgendwelche rechten Unsympathen dort finden, das ist gar nicht das Ding. Die Omas richten ihren Aufruf nebenbei bemerkt auch an die bremischen Parteien außer der AfD, so als ob es dort nie „rechtslastige“ Töne gab oder geben könnte. Dabei entsteht rechtes, auch rechtsextremes Denken, nicht an den Rändern der Gesellschaft, sondern in deren Mitte. Das Rechtspopulismus die Ursachen in der massiven sozioökonomischen Ausgrenzung von Menschen hat, ist vielfältig belegt und ist etwa in den Veröffentlichungen des Konfliktforschers Wilhelm Heitmeyer seit den 1980er Jahren nachzulesen. Wir werden in der Menschenkette also jene eingereiht finden, die mit ihrer Politik – der Flüchtlingsabwehr, der Stigmatisierung von Menschen durch „Hartz IV“, einer die gesellschaftliche Schere zwischen Arm und Reich zuspitzenden Steuerpolitik, nicht zuletzt der prekarisierte Menschen besonders hart treffenden Corona-Politik etc. – erst Rassismus und Rechtsextremismus befeuert haben. So werden mit der Menschenkette Ursache und Wirkung verwechselt.
Bemerkenswert ist die unterstellte Verbindung: „so genannte“ (!) Spaziergänge ziehen den „Omas gegen Rechts“ zufolge also irgendwie alles an, was einem suspekt ist und was man nicht mag, und alles dies ist auch irgendwie dasselbe, jedenfalls vom Bedrohungsszenario gleichwertig, da braucht man gar nicht näher zu differenzieren: „unreflektierte“ (!) „Impfgegner“ sind also ebenso schlimm wie Antisemiten, beziehungsweise bewegen sie sich eben strukturell schon in der Gesellschaft antisemitischen Denkens. Das ist schon einmal eine problematische Nivellierung des Antisemitismus als „irgendwie ähnlich wie rechts sein oder keine Masken tragen wollen“. Und auf Grundlage dieser argumentativen Dünnbödigkeit will man Menschen damit kommen, sie verharmlosten mit Judensternen den Antisemitismus? Natürlich ist da ist kein Raum für Zwischentöne, nur für Schmähungen. Denn die wenigsten impfskeptischen Menschen sind tatsächlich harte „Impfgegner“, das sollte sich auch bis zu den Omas herumgesprochen haben. Und allen, die dem Impfen gegen das Coronavirus– zumal angesichts der bis zum Januar 2022 zur Verfügung stehenden Impfstoffen – kritisch gegenüberstehen, gleich zu unterstellen, sie seien „unreflektiert“, wären also des Nachdenkens unfähig, das fällt doch wohl eher auf die Omas selbst zurück.
Warum aber sind die Grauhaarigen bloß so dummdreist – oder so böse? Sie scheinen ordentlich jene Happen verdaut zu haben, die Politik und Medien ihnen täglich servieren. Es fängt damit an, dass, nur wer sich impfen lässt, solidarisch ist – im Umkehrschluss: wer sich nicht impfen lässt ist egoistisch und also bäh. Sowas mögen Linke schon mal gar nicht. Und irgendwie links werden sich die meister der Alten ja doch wohl noch fühlen. Von da allerdings ist es im Register der Worte des Schreckens nicht weit bis zur „Tyrannei der Ungeimpften“, wie es der stellvertretende Ratspräsident des Weltärztebundes – fälschlich wird er oft kurz „Weltärztepräsident“ genannt – Frank Ulrich Montgomery ausdrückte, der übrigens als ausgebildeter Radiologe eher wenig mit Impfen zu tun hat (diesen Hinweis füge ich nur hinzu, weil „Faktenchecks“ doch immer so viel auf die wissenschaftliche Expertise geben). Na logo, wer egoistisch ist, ist immer auch ein bisschen Tyrann.
Der scharfe Ton macht deutlich: Pandemien sind politisch – sie befördern populistische Stimmungen, Rassismus (das Virus kommt „von außen“), Nationalismus und Volksgemeinschaftsdenken (Wir gegen gemeinsam gegen das Virus) und polarisieren sozial (wer zahlt am meisten für Maßnahmen, wer leider am meisten, wer ist am stärksten ökonomisch bedroht?). Gründe genug, aufgrund derer Linke eigentlich äußerst kritisch das Regierungshandeln begleiten und kommentieren müssten, wenn man denn das Erstarken rechter Strömungen verhindern will – denn diese profitieren unter den gegenwärtigen politischen Rahmenbedingungen am stärksten von diesen Dynamiken. Fatal, dass die Linken in dieser Situation die Liebe zu Kapital, Staat und Nation entdecken bzw. intensivieren. Sie wollen sich nun endlich voll und ganz zugehörig fühlen – der Impfstatus macht es möglich. Impfen als Frage der Identität.
Für die Renitenten wird es ungemütlich werden. Bundesjustizminister Buschmann droht schon mal ein Bußgeld an für den Fall der Impfpflicht (FAZ, 28.12.2021). Grünen-Rechtsausleger Boris Palmer fordert als Weihnachtsgeschenk die Streichung von Lohn und Rente für Ungeimpfte, wer es nicht zahlen kann oder will müsse in Beugehaft (Frankfurter Rundschau, 2412.2021). Man ahnt: Impfen ist eine soziale Frage – analog der gesellschaftlichen Spaltung werden einige in die Existenzbedrohung geschoben (oder aus blanker Not zum Impfen gezwungen), während andere sich werden freikaufen können. In Österreich (Impfpflicht verabschiedet im Februar 2022, bis zu 3.600 Euro Strafe für „Impfverweigerer“) hält Verfassungsministerin Edtstadler eine Kündigung für Ungeimpfte für möglich. Gegenüber migrantischer Bevölkerung und Illegalisierten droht sie faktisch mit Ausweisung:
„Mit der Einführung der Impfpflicht ist es eigentlich rechtswidrig, in Österreich zu wohnen und nicht geimpft zu sein. Und daran können sich auch andere Konsequenzen knüpfen“
(Kronenzeitung, 10.12.2021 – interessant ist in diesem Zusammenhang, was mit Wohnsitz-/ Obdachlosen geschieht? Aber die sind ja nicht wichtig, schon gar nicht systemrelevant). Fast muss man ihr in diesen Zeiten schon dankbar sein dafür, dass sie erkennt: „“Der Feind ist nicht der Ungeimpfte, der Feind ist das Virus“ (tagesschau, 4.12.2021). Unter einer Feindschaftserklärung allerdings geht es nicht.
Die Botschaft: wer keine Impfung will, hat eben die Konsequenzen zu tragen. „Wir impfen euch alle“, drohen Linke und „Antifas“ auf Demo-Transparenten – und merken dabei nicht einmal, wie sie eine schwarze Pädagogik bedienen, die, wie man seit Katharina Rutschky (1977) und Alice Miller (1983) wissen kann, unzählige Persönlichkeitsstörungen, Gewalttaten bis zu ausgeprägtem Sadismus und eben auch den Faschismus begünstigt hat. „Ich mag Dich nicht, wenn Du nicht genau das tust, was ich Dir sage“ – das ist eigentlich so was von 1950er, ist aber womöglich von der eigenen, uneingestandenen Verunsicherung gespeist: die eigene Impfung ist vielleicht gar nicht so sicher, wie es mir doch lange erzählt wurde, vielleicht können die Ungeimpften mir also gefährlich werden. Unsicherheit führt zu Abneigung: ICH HASSE DIE UNGEIMPFTEN. Dann allerdings hat das nichts mit Rechten zu tun, sondern zuallererst mit der eigenen Angst.
Als der „Coronaleugner“ Otmar Spirk am Virus stirbt, jubelt die örtliche Regensburger „Antifa“ (ich schreibe es nur noch in Gänsefüßchen, weil es mit einem wirklichen Antifaschismus, der auch eine fundierte Kapitalismus-, Herrschafts- und Ideologiekritik enthalten müsste, nichts mehr zu tun hat) via Twitter: „Gefällt mir“, bekunden hunderte Klicks. Spirk stand Rechten und „Antifa“ gleichermaßen kritisch gegenüber und meinte, dass „Antifa-nten und die AfD endlich mal miteinander reden sollten: Intoleranz, bösartige Beleidigungen mit ´tierischem´ Inhalt gegen Andersdenkende und so weiter … Leute, ihr habt so viel gemeinsam“. Die örtliche „Antifa“ sitzt übrigens in dem Bündnis „Initiative gegen Rechts“ – inkl. Fridays for Future, SPD, Grünen, Linken, DGB, Bund für Geistesfreiheit, queerfeministischen und anarchistischen Gruppen. Solche Koalitionen hätte ich mir mal gewünscht, als es noch um etwas ging. Man ist „gegen Hetze“ – und hetzt selbst. „Wer mit Rechten spaziert, hat nichts kapiert“, reimt das Bündnis – und hat doch selbst analytisch außer Abgrenzungen und Schmähungen nix zu bieten, außer gegen alles zu agitieren, was da noch selbst- oder querdenkt, manchmal auch rechts denkt. Entschlossen tritt man u.a. der „Verschwörungspartei dieBasis entgegen“ (https://initiativegegenrechts.net/2021/04/22/flyer-keine-basis-fuer-diebasis/, abgerufen am 6.2.2022). Da braucht man aber auch Mut zu. Am „Antifa“-Beifall für den Tod haben sich die Bündnispartner*innen, bei denen es doch sonst so friedfertig menschelt – man plärrt, wenn die „Schwurbler“ einen anschreien – übrigens nicht gestoßen.
Die Menschenverachtung gegen „Ungeimpfte“ erweist sich in Aussprüchen, die mehr an den Nationalsozialismus als an irgendetwas anderes erinnern. „Maßgeblich mitschuldig sind die Ungeimpften“, weiß ein Psychologe im „Spiegel“ (14.11.2021) bezüglich der Infektionsdynamik, was nicht einmal stimmt, davon abgesehen aber an das antisemitische „Brunnenvergifter“-Narrativ erinnert, nachdem die Juden (Ungeimpften) schuld sind an Krankheit und Tod. Für Frankreichs Präsident Macron sind Ungeimpfte „keine Bürger mehr“, er droht: „Ich mache euch alle fertig“ (Berliner Zeitung, 5.1.2022). Österreichs Kurzzeit-Kanzler Schallenberg wollte „die Zügel für die Ungeimpften straffer ziehen“ – wie bei Vieh eben. Der italienische Virologe Roberto Burioni wünschte sich, dass diese „wie die Ratten“ leben – im Nationalsozialismus wurden Juden als Überträger gefährlicher Seuchen und namentlich auch als Ratten denunziert – die Journalistin Selvaggia Lucarelli will sie „zu grünem Brei zermatschen“, ihr Kollege Andrea Scanzi würde sie gerne „wie die Fliegen sterben sehen“, italienischen Medienschlagzeilen feiern die „Jagd“ auf Ungeimpfte (https://www.heise.de/tp/features/Covid-Zertifikat-oder-die-indirekte-Impfpflicht-6152484.html, abgerufen am 6.2.2022), die Kabarettistin Sarah Bosetti freut sich auf Twitter schon auf die Spaltung der Gesellschaft, weil dann ein lästiger „Blinddarm“ entfernt wird, und der „ist ja nicht im strengeren Sinne essentiell für das Überleben des Gesamtkomplexes“. Dafür gibt es fast 12.000 „Gefällt mir“-Klicks. So etwas freut vor allem die Linken, die sich doch so menschenfreundlich geben. Ungeimpfte sind, anders kann man es nicht sagen, Freiwild. Die Beispiele der Entmenschlichung (Viecher, Ungeziefer, Plage, Gedärm) mögen genügen: mehr Klartext braucht es wohl nicht, um die verbale Nähe zu dem zu betonen, was angeblich von der großen demokratischen Koalition von CDU bis Linken bekämpft werden soll.
Mit Beleidigungen und Drohungen sollen jene verunglimpft werden, die sich, aus welchen Gründen und mit welchen Motiven auch immer, der von Beginn der Pandemie an gezielt inszenierten (ein geleaktes Papier des deutschen Innenministeriums dokumentiert diesen Plan) Panik entziehen. Panik und Angst aber sind Herrschaftsinstrumente erster Güte. Das kann man erkennen, jedenfalls, wenn ein Virus nicht die Hirne vernebelt – vielleicht mittels Angst? Denn Angst hindert Menschen daran, klar zu denken, sie fördert Misstrauen, die Folge: Menschen entsolidarisieren und isolieren sich, so Vera Shalav in einem Podcast (https://www.kath.net/news/76082, abgerufen am 6.2.2022). Das gilt nicht erst in diesen Tagen.
Der Nationalsozialismus gründet seinen Erfolg nicht zuletzt auf der geschürten Angst von Juden, dem Bolschewismus, allgemein den „zersetzenden Elementen“ etc. Die vermeintlichen Gefahren wurden mit biologischen bzw. medizinischen Metaphern (Seuche, Parasiten, Viren, Pestbeulen …) befeuert. Der Kriegsverbrecher Hermann Göring äußerte im Zuge der Nürnberger Prozesse:
„Das Volk kann mit oder ohne Stimmrecht immer dazu gebracht werden, den Befehlen der Führer zu folgen. Das ist ganz einfach. Man braucht nichts zu tun, als dem Volk zu sagen, es würde angegriffen“.
Das scheint nun umso erfolgreicher zu sein, da der Feind unsichtbar ist. Vera Sharav, die sich als Gründerin der „Alliance for Human Research Protection“ u.a. gegen medizinische Apartheid, Menschenversuche, Folter und für Menschenrechte im Gesundheitswesen engagiert (https://ahrp.org/), weist insbesondere auf die Rolle der Medizin hin, die bis heute mit dem Virus der Eugenik „infiziert“ sei.
Vera Sharav, die 2022 eine in Brüssel geplante Rede aufgrund eines Polizeieinsatzes gegen die Kundgebung nicht halten konnte, weist auf den Auftakt des Holocaust hin, bei dem die Nazis das „soziale Gewissen im Namen der öffentlichen Gesundheit zerstörten. Auch die heutigen Täter nutzen Angst und Propaganda, um einen Zustand der Angst und Hilflosigkeit aufrechtzuerhalten. Das Ziel ist – damals wie heute – dasselbe: die Menschen sollen dazu gebracht werden, gehorsam zu sein und Weisungen ohne Fragen zu befolgen“ (Sharav in ihrer letztlich in einem Restaurant gehaltenen Rede). Der autoritäre Charakter lässt sich in Pandemiezeiten, wo im Sinne der „Solidarität“ allenthalben volksgemeinschaftliche Appelle ergehen, unter die sich der Einzelne zu unterwerfen hat, also eine Ich-Schwäche systemisch erzeugt wird, besonders gut reproduzieren. Von der grundlegenden Bedeutung des Autoritarismus für die Durchsetzung des Faschismus wissen wir dank Theodor W. Adorno & Co. Dieser Autoritarismus wird heute unverhohlen – und unreflektiert! – von den „Omas gegen Rechts“ wie von praktisch allen größeren linken Zusammenhängen in Stellung gebracht (nicht zuletzt im dauernden Verweis auf unhinterfragte „Experten“ wie Drosten oder Lauterbach und identitätspolitischen „Wir schaffen das“-Appellen) gegen die vermeintlichen „Covidioten“. Darin offenbart sich freilich nur, dass jene, die so argumentieren, keinen Begriff von der Verbindung zwischen Autorität und Faschismus haben.
„Der erste Schritt auf dem glatten Weg zum Völkermord ist die Stigmatisierung einer Minderheit“, so Sharav, die derzeit eine Wiederholung dessen erlebt, was sie bereits in ihrer Kindheit erlebte. Sie hat Angst – nicht vor dem Virus, sondern vor den Folgen von Hass und Hetze (dem also, was die „Omas gegen Rechts“ den Maßnahmen-Kritiker*innen, und nur diesen, unterstellen). Soziale Spaltung, Angstmacherei die Markierung von Menschen als „gefährliche Minderheit“ und deren aggressive Ausgrenzung, die Herstellung und das Einfordern von Gehorsam, dazu in den Dienst der Herrschenden gestellte Wissenschaften wie nicht zuletzt die Medizin – es sind die Elemente, die nicht zum Aufbau einer Demokratie verhelfen, die wohl aber den Nationalsozialismus ermöglichten. Gleich einem Film-Drehbuch läuft genau dies hier und heute vor unser aller Augen. Da ist doch zu Fragen, worin die „Omas gegen Rechts“ und ihre Verbündeten noch die Demokratie sehen, die sie doch schützen wollen? Diejenigen, die heute tagtäglich Menschen diskriminieren, sollten Sharavs Worte jeden Tag nach dem Aufstehen (apropos, die Omas wollen ja „Aufstehen für die Demokratie“!) lesen: „Wenn wir als freie Menschen überleben wollen, müssen wir uns gegen Diskriminierung aussprechen. Wir dürfen nie wieder schweigen – nicht heute, nicht morgen, nie wieder“.
Gerald Grüneklee
Das Buch, das in diesem Geiste geschrieben ist, findet ihr hier:
https://www.ziegelbrenner.com/produkt/corona-gegenwart-und-zukunft-unter-dem-virus/
Quellen uns Hinweise:
Miller, Alice (1983): Am Anfang war Erziehung, Frankfurt: Suhrkamp
Rutschky, Katharina (1977): Schwarze Pädagogik – Quellen zur Naturgeschichte der bürgerlichen Erziehung, Berlin/ Frankfurt: Ullstein
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Hm. Warum werden eigentlich rechte Positionen oft als Nazi-Positionen eingeordnet?
Ich würde zB Bonnheffer als rechten Konservativen einordnen, aber sicher nicht als Nazi. Hitler hasste die bürgerliche Gesellschaft, den Adel und die Gebildeten.
Politisch rechts zu sein ist kein Rechtsextremismus und kein Nazitum
„Schwarze Pädagogik“:
Vielleicht erinnern sich noch einige an die seinerzeitige Kampagne der BzgA für den Schutz vor AIDS („Tina, watt kosten die Kondome?“). Mit pädagogischen Mitteln sollten Jugendliche und junge Erwachsene dazu motiviert werden, reflektiert miteinander und mit Risiken umzugehen. Ok, war nett gemacht, mitunter witzig.
Die Kampagne, Kinder zur Akzeptanz des Masketragens zu bringen, war dagegen alles andere als witzig. Darin wurde Kindern vermittelt, dass sie schuld am Tod ihrer Großeltern seien, wenn sie die Regeln nicht befolgen. Übelste schwarze Pädagogik und ein Fall für den Europäischen Gerichtshof. Kinder wurden massiv geschädigt, physisch und vor allem psychisch, nachhaltig (! gilt ja vielen als Positivwort) in ihrer Entwicklung beeinträchtigt.
Zum Masketragen bei Kindern sage ich nur: Für die gilt das Arbeitsschutzrecht nicht, die dürfen beliebig lange gequält werden. Die Dimensionen zwei Jahre langen gesellschaftsweiten Kinderschädigens sind vielen anscheinend nicht bewusst. Und ebenso anscheinend den meisten vollkommen schnurz. Zur „Belohnung“ dürfen Kinder die Impfgnade erhalten, beliebig oft geboostert werden und, wer weiß, demnächst wie Küken geschreddert werden.
Ich erinnere mich noch an Kampagnen der Bundesregierung, dass Kinderschutz wichtig sei. Nun sieht man, was sie darunter versteht: Luft abschnüren, Schuldgefühle reinwürgen, Spritze verpassen, von Bildung fernhalten, Entwicklung verhindern. Und weil sie „solidarisch“ ist, befürworten sich selbst „links“ nennende Leute das. Eltern, die ihre Kinder schützen wollen, handeln dagegen aus egoistischen Motiven, sind rechtsoffen, Schwurbler etc.
Eine effektive Kommunikation in der Gesundheitspolitik, wie sieht die denn (nach Ansicht der heutigen Betreiber) aus? 1. Anbrüllen, 2. Sprüche klopfen, 3. Rumschubsen, 4. Beleidigen, 5. Zu Diffamierung und Denunziation aufrufen. Strategie der „Schwarzen Pädagogik“, die seit 150 Jahren widerlegt ist.
In dem Zusammenhang interessant ist, wenn von „harter Hand“, „Hardlinern“ und sogar, absurder geht immer, von „harten Zahlen“ die Rede ist, Hauptsache „hart“ – die jahrzehntelange Auseinandersetzung um friedvolles Miteinander, das Ringen um Verständnis, Zuhören, Hinhören, Diskussion etc. hätten „wir“ „uns“ sparen können: Einfach draufhauen und Schluss. Altbekannte Tatsache („gordischer Knoten“), so geht Lösung. D. h. „wir“ hätten „uns“ sämtliche Bildungsanstrengungen der letzten 1600 – 2500 Jahre sparen können, vergebene Liebesmüh, rausgeschmissenes Geld. Aufklärung? Sorgt nur für Hirnschwurbel, weg damit. Mitgefühl? Ohjemine, Infektionsgefahr!
Wer Bezeichnungen wie „Coronaleugner, Schwurbler, Impfgegner“ vorträgt, diskreditiert sich selbst
(s. z. B. die „taz“ (= „Kinder-FAZ“)). Wer behauptet, dass Kritiker der Regierung und ihrer Maßnahmen Nazis und Antisemiten seien, sollte einen Nachweis dazu erbringen (nein, Aufzeichnungen eines Senders mithilfe von Laiendarstellern reichen nicht). Wenn die am Berliner Senat beteiligten Parteien über das so genannte „Bündnis gegen rechts“ Demonstrationen gegen Kritiker der Senatspolitik organisieren und mit Material versorgen (auf deren Seite abrufbar), dann ist das ein antidemokratisches Vorgehen (und zudem noch feige, da keine Bereitschaft vorliegt, sich einer Kritik zu stellen).
Wobei noch folgendes angemerkt werden muss: Was soll denn heißen „gegen rechts“? Also gegen CDU/CSU, AFD und FDP? Gegen die Mehrheit der SPD und die kriegsbegeisterten Grünen? Diese Parteien sind alle rechts. Und nicht nur rechts, sondern auch neoliberal (also in etwa auf Pinochet-Niveau).
„Die Kritiker der Elche sind selber welche.“
Erschütternd finde ich, meine persönliche Meinung, die dummen Aussagen der sogenannten Antifa, der „Omas gegen rechts“, aber auch des VVN, der sich des herrschenden „Framings“ bedient und ungeprüft alle Kritiker von Regierungsmaßnahmen pauschal als antisemitische Nazis abstempelt, in einer Weise, die an das erinnert, wogegen er sich angeblich wendet.
„Mein Herz schlägt links“ (Lafontaine), so habe ich auch lange empfunden. Die Linke als Heimat. Aber: Mit Leuten, die bar jeder Sachkenntnis, ohne geringste Neigung, Propagandaparolen zu hinterfragen, sich auf die Seite von Unterdrückern stellen und aus purer Gehässigkeit andere diskriminieren, beleidigen, denunzieren, will ich nicht nur nichts zu tun haben, sondern auch gegen die gilt es, Widerstand zu leisten.
PS: Bundestagsabgeordnete, die 10.000 € + x pro Monat kassieren, ruinieren die wirtschaftliche Existenz von Kunst- und Kulturschaffenden (nicht nur), die dann in den Freitod gehen. So viel zum Thema „Solidarität“.
PPS: „Die Kinder Gabriels haben die Macht.“ (Manche kennen dieses Zitat. Für die Jüngeren: Nein, ich meine keine Serie. Es gab mal einen Kabarettisten, das war vor eurer Zeit. Der konnte sich trefflich über die vermeintlich Linke lustig machen. Und mochte Erdbeertörtchen.)
https://www.youtube.com/watch?v=GkzQ84fhBVI