Ein Attentat – wie gerufen
Das gescheiterte Attentat auf Trump ist gelungen. Trump ist vom Kriminellen zum Messias aufgestiegen und Jo Biden hat geradeso kapiert, dass er seine aussichtslose Kandidatur beenden muss. Er hat am 21.07.2024 aufgrund Milliarden-schwerer Voten verstanden, dass es für ihn keine zweite Amtszeit gibt.
Was macht man, wenn man nicht zwischen Biden und Trump entscheiden will und muss. In dieser Situation sind Millionen von Nichtwähler, die schon lange nicht mehr daran glauben, dass sie eine Wahl haben. Wahrscheinlich haben sie dabei Kurt Tucholskys Worte im Ohr:
„Wenn Wahlen etwas ändern würden, dann wären sie verboten.“
Aber es gibt noch andere, die nicht an Wahlen glauben. Sie sind deutlich weniger an der Zahl, dafür umso einflussreicher.
Sie halten sich an den klugen Satz vom ehemaligen bayrischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer:
„Diejenigen, die entscheiden, sind nicht gewählt, und diejenigen, die gewählt werden, haben nichts zu entscheiden.“ (Pelzig unterhält sich, 20. Mai 2010)
Die anstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA sind für diese beiden Optionen geradezu wie gemalt: nicht gegeneinander auszuspielen, sondern zusammenzubringen.
Die ganze Sache sähe dann so aus:
Zwischen den beiden Parteien, den „Demokraten“ und den „Republikanern“ muss man programmatische Unterschiede mit der Lupe suchen. Deshalb kommt es darauf auch nicht an. Das ist auch einer der Hauptgründe, warum man alles auf die Persönlichkeit, die Ausstrahlung, das Charisma der Kandidaten setzt.
Und das ist auf beiden Seiten der Medaille zum Weglaufen: Jo Biden kann nicht mehr zwischen Selenskyj und Putin unterscheiden. Er hat etwas viel von einer chinesischen Winkekatze und muss dorthin geführt werden, wo das Publikum ist. Man könnte auch sagen, er verkörpert das Empire im Endstadium. Wenn er doch noch einen geraden Satz herausbekommt und sagt, dass Amerika die Welt führt, dann sagt er das zwar im Schlaf, aber man möchte auch nicht als Freund von ihm geführt werden. Von daher werden unter Freuden, vor allem unter den Millionären und Milliardären, die sich den Präsidenten kaufen, die Stimmen immer lauter, die „Biden“ für kein gutes Investment halten. Oder anders gesagt: Niemand in dieser Branche setzt auf ein Pferd, bei dem man Angst haben muss, dass es noch aus der Box kommt.
Fieberhaft wird überlegt, wen man an seiner Stelle aufbauen könnte, in aller Schnelle. Doch die Zeit rinnt dahin. Sie wissen, dass es jetzt zu spät ist, ein neues Pferd zu satteln, zumal die Wahl auch nur auf lahme Gäule fiele.
Es bleibt nur noch Trump
Aber dieses Pferd ist nicht ganz eingeritten. Es schlägt ab und an aus – und das nicht zu knapp. Trump gehörte zu den ersten, der das eherne Gesetz der ehrenwerten Gesellschaft gebrochen hat: Er sprach die Existenz eines tiefen Staates, eines deep state, offen aus. Das ist ein Tabubruch, der sehr schwer wiegt.
Wenn jemand vom tiefen Staat spricht, der nicht zum Establishment gehört, kann man ihn mundtot und/oder lächerlich machen: Der hat doch keine Ahnung, geschweige denn Beweise, die das belegen könnten.
Wenn das jedoch ein Ex-Präsident sagt, dann wissen die, auf die es ankommt, dass er auspacken könnte. Dann könnte man Eins und Eins zusammenzählen: Es war der US-Präsident Dwight D. Eisenhower, der bereits 1961 davor warnte, dass der „militärisch-industrielle Komplex“ zunehmend die Macht an sich reiße. Damit ist ein systemisches Zusammenwirken von Militär, Wirtschaft, politischen Eliten und Bewusstseinsindustrie gemeint, die materiell und ideologisch die Agenda von Regierungsparteien diktieren. Das drückte der Ex-Präsident sehr höflich so aus:
„In den Gremien der Regierung müssen wir uns verwahren gegen die Inbesitznahme einer unbefugten Einmischung, ob angefragt oder nicht, durch den militärisch-industriellen Komplex. Das Potential für die katastrophale Zunahme deplatzierter Macht existiert und wird weiter bestehen bleiben.“
Dieser „militärisch-industrielle Komplex“ wird bekanntlich nicht gewählt und braucht keine Wahlen, um Macht auszuüben. Zudem ist es diesem „militärisch-industriellen Komplex“ ziemlich gleichgültig, ob ein „Demokrat“ oder einer „Republikaner“ US-Präsident wird. Beide Parteien wissen, wem sie zu dienen haben: der „deplazierten Macht“.
Trump muss es machen
Viele behaupten, dass Trump unberechenbar sei. Dabei werden ihm Putin-Kontakte und Putin-Affinitäten unterstellt. Tatsächlich ist Trump vor allem ein business man, der es mit Beziehungen, Korruption und Tricks geschafft hat, sich ein kleines Imperium aufzubauen. Dass ausgerechnet jene, die Korruption selbst wie ein Shampoo benutzen, Trump dasselbe vorwerfen, ist Gang und Gebe. Aber es geht nicht um ahnungslose Wähler, sondern um einen Trump, der weiß, wer ihm dabei alles geholfen hat, wie das System funktioniert und wer alles dadurch reich wurde und Macht erlangt hat.
Von daher hatte dieser Vorwurf immer einen Bumerang-Effekt. Entsprechend durchsichtig und schleppend waren die bisherigen juristischen Verfahren. Man versuchte es, ihn als Kriminellen aus dem Präsidentschaftsrennen zu werfen, aber es war doch offensichtlich, dass dann mehr Köpfe rollen würden als Trumps Kopf. Gerade, weil Trump weiß, was hier gespielt wird, war er erkennbar „unberechenbar“. Also blieben all die Klagen in der Luft hängen. Sie sollten disziplinierend wirken, sollten ihn gefügig machen.
Jo Biden ist out
Die Situation ist verfahren und fast aussichtslos. Jo Biden wird nicht Präsident werden und Trump gewinnt mit jedem Tag, den Biden verzweifelt dazu nutzen will, zu beweisen, dass er seinen „Job“ machen kann.
In solchen Situationen, in denen sich die brüchige alte Weltordnung im persönlichen Drama widerspiegelt, gelten die „demokratischen“ Regeln – auch unter „Demokraten“ – nicht mehr. Das weiß man seit der Ermordung von J.F. Kennedy 1963. Dann kann man sich nicht einmal mehr als US-Präsident sicher sein. Dabei sind es nicht die „Russen“, vor denen Kennedy Angst haben musste, sondern vor den Nicht-Wählbaren, dem industriell-militärischen Komplex.
Kennedy starb nicht deshalb, weil ein Verrückter auf ihn geschossen hat, sondern weil er dem industriell-militärischen Komplex im Weg stand.
Gründe dafür gab es genug, milliardenschwere Gründe: Militärs und Geheimdienste drängten den US-Präsidenten, eine offene Militärintervention auf Kuba zu genehmigen. Dem widersprach er. Stattdessen bewilligte er eine geheime Militäroperation, die als „Schweinebucht-Desaster“ (1961) in die Geschichte gescheiterte staatsterroristischer Aktivitäten eingehen sollte. Insbesondere der Geheimdienst CIA, der diesen staatsterroristischen Akt anführte, war sehr verärgert.
Und ganz sicher spielten auch die Überlegungen der Kennedy-Regierung eine Rolle, den Angriffskrieg gegen Vietnam zu beenden. Es standen Rückzugspläne für das Jahr 1965 im Raum.
Aber ganz und gar nicht darf man die sogenannte Kuba-Krise 1963 vergessen. Über Jahrzehnte wurde die „Verschwörungserzählung“ verbreitet, dass die US-Regierung unter Kennedy „hart“ geblieben sei, als sie den Rückzug sowjetischer Atomraketen auf Kuba gefordert hatte. Tatsächlich gab es einen politischen Deal, der unter allen Umständen geheim bleiben sollte. Im Gegenzug zum Abzug sowjetischer Atomraketen auf Kuba willigte die US-Regierung ein, ihre Atomraketen aus der Türkei zurückzuziehen. Davon wusste die „demokratische“ Öffentlichkeit nichts – im Gegensatz zu den Kreisen im militärisch-industriellen Komplex. Sie konnten ihrem großen Unmut nicht öffentlich Luft verschaffen. Dafür hat man gegebenenfalls andere Mittel.
Ein weiterer gewichtiger Grund ist das Ermittlungsergebnis selbst: Wenn es tatsächlich ein Einzeltäter gewesen wäre, dann hätten doch alle Ermittlungen mit Hochdruck und ungestört vonstattengehen können. Genau das Gegenteil war der Fall. Man musste massiv in die Ermittlungsarbeit eingreifen, um die Einzeltäterthese durchzuboxen. Das belegt sehr anschaulich die Geschichte des Bezirksstaatsanwalt Jim Garrison, der beharrlich die Aufklärung des Kennedy-Mordes betreiben wollte. Man muss hinzufügen, dass in den USA (im Gegensatz zur BRD) Staatsanwälte nicht weisungsgebunden sind, also eine politische Steuerung der Ermittlungen nur gegen sie möglich ist. Was offiziell ausgeschlossen ist, passierte in diesem Fall mit verdeckten Mitteln: Man setzte Spitzel auf ihn an und schleuste sie als vermeintliche Mitarbeiter in sein Team. Man verweigerte ihm Akten, man setzte seine Zeugen unter Druck, die er für seine Anklage aufrufen wollte. Man untersagte für die Anklage wichtigen Zeugen, die der Einzeltäterthese widersprochen hätten. Das Ganze krönte man mit einem Korruptionsvorwurf, der fingiert war und in sich zusammenfiel. Das änderte jedoch nichts daran, dass seine Ermittlungen bedeutsame Fakten zutage förderten, die der Einzeltäterversion eklatant widersprechen.
Wenn man sich auf diesem Hintergrund die Weltlage heute anschaut, dann kann man durchaus ähnliche Umstände und Motive finden: Die hegemoniale Weltordnung des Westens, mit den USA als Führungsmacht, wankt. Die Kriege, die dafür geführt werden, gleichen einen Höllengesang, wenn man die Bilder des Vernichtungskrieges in Gaza vor Augen hat. Die andere Hälfte der Welt beginnt sich der ökonomischen und militärischen Macht des Westens zu widersetzen.
Die Legitimation und Stabilität der westlichen Kapitalismen schwindet. Das parlamentarische System, die Staatsparteien, können kaum noch Hoffnungen suggerieren. Im Inneren des Systems beginnt es zu bröckeln. Jo Biden und Trump bestreiten ein Endspiel, das niemand sehen will.
Es riecht nach einem finalen Ereignis
In einem Gespräch über diese fragile Weltlage fiel uns genau das ein, was zwei Tage später passierte: Wir sprachen über die Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit eines Attentates auf Trump. Wenn Jo Biden politisch schon tot ist, Trump nicht kalkulierbar ist, dann muss ein Scharfschütze, ein tragischer Flugzeugabsturz her. Gibt es einen zweiten Kennedy-Fall?
Es wurde ein recht unscharfer Scharfschütze
Nach mehreren Sondersendungen, in denen auch Zeugen zu Wort kamen und vor allem der Tatort und die Tatumstände genauer beschrieben wurden, blieb bei mir vor allem dieses ikonische Bild im Kopf haften: Man sieht Trump, mit Blutspritzern im Gesicht, wie er die Faust nach oben streckt, umgeben von Bodyguards. Dahinter flattert die US-Flagge, die alles überragt. Eine Werbeagentur hätte diese Bildkomposition nicht besser kreieren können. Im Normalfall sind Mordanschläge nicht schön. Hier erlangen sie geradezu malerische Schönheit. Die Symbolkraft lässt den Kratzer am Ohr rasend schnell vergessen. Trump ist nicht tot, sondern wiederauferstanden und reif für christliche, evangelische Wunder und Vorsehungen.
Gekonnter Dilettantismus
Wenn man von der Macht der Bilder wegkommt, greift man sich an den Kopf, wenn man für die Wirklichkeit noch etwas übrig hat.
Der Wahlkampfort ist seit Tagen bekannt. Das Gelände, eine Ranch ist völlig unbebaut und übersichtlich. Der aller nächste Gebäudekomplex grenzt direkt an die Ranch. Der Firmenkomplex besteht aus mehreren Gebäuden mit Flachdächern. Der Blick vom vordersten Gebäude hat freie Sicht auf die Bühne. Ein idealer Ort für jemand, der eine Attentat auf Trump plant. In der obligatorischen Gefahrenanalyse hätte bereits ein Lehrling dieses Gebäude sofort als Sicherheitsrisiko markiert.
Die Entfernung zwischen dem Gebäude und der Wahlkampfbühne ist für einen Scharfschützen ein Kinderspiel: etwa 130 Meter. Jede halbwegs geschulte und gewillte Security würde dieses Gebäude sperren bzw. mit Secret Service Leuten bewachen bzw. eigene Scharfschützen dort positionieren.
Stattdessen kann ein 20-Jähriger mit einem Sturmgewehr ohne Probleme das Gebäude betreten, durchs Treppenhaus gehen und sich auf dem Flachdach einrichten. Auch Zeugen, die diesen jungen Mann mit ihren eigenen Augen auf dem Flachdach sehen und die Polizei in Kenntnis setzen, können da nichts bewirken. Die Polizei und der Secret Service wollen unter allen Umständen nicht stören.
Wenn mir jemand sagt, dass da oben ein Mann mit einem Gewehr liegt, würde ich mir auch nichts Böses denken und schon gar nicht meinem Job nachgehen. Und all das manchen Dutzende von Polizeibeamte gleichzeitig.
Ermittlungen in alle Richtungen
Eigentlich ist es sehr banal daran zu erinnern: Wenn ein Fall polizeilich aufgeklärt werden soll, dann muss in alle Richtungen ermittelt werden. Das ist auch in den USA Polizeipraxis – in der Theorie. Bleiben wir bei der guten Theorie. In diesem Fall muss man verschiedene Szenarien entwickeln und diese auf ihre Wahrscheinlichkeit hin überprüfen.
Es kann ein Einzeltäter sein, der ganz ohne Unterstützung, dieses Attentat verübt hat. Es könnte ein Attentäter sein, der im Auftrag gearbeitet hat, also ein bezahlter Killer. Es könnte auch ein Täter sein, der die größte Deckung dadurch bekommen hat, dass man ihn gewähren ließ. Und sicherlich müsste man auch andere Varianten in Betracht ziehen.
Das nennt man ergebnisoffene Ermittlungen. Misstrauisch sollte man also dann sein, wenn wenige Stunden nach einem solchen Attentat alles, so gut wie alles feststeht. Und die Alarmglocken sollten dann angehen, wenn man Szenarien sofort als Verschwörungstheorie ausschließt und denunziert, ohne alle Varianten auf ihre Plausibilität hin überprüft zu haben.
Bereits ein paar Tage später war mehr von Verschwörungstheorien die Rede, als dass man die Frage stellt (und beantwortet): Wie kann es (möglich) sein, dass ein so exponierter Ort wie das Flachdach neben dem Kundgebungsgelände frei zugänglich sein konnte? Warum wissen staatsnahen Medien, dass sie nun faktenfrei Verschwörungstheorie rufen müssen/sollen?
Übung macht den Meister
In diesem regierungsnahen Segment hat man eine Vorlage für solche Fälle. Und diese ist eng mit dem Kennedy-Mord und den Zweifeln an der „Einzeltäterthese“ verbunden.
Der Mord an John F. Kennedy 1963 wühlte sehr viele Menschen in den USA auf. Fast noch mehr die Art der Aufklärung, das heißt in diesem Fall die Sabotage der Aufklärung: Akten gingen in Flamme auf, Zeugen starben oder widerriefen, Beweismittel verschwanden – sogar das Hirn des Präsidenten. Bereits ein paar Jahre später glauben fast die Hälfte der US-Bürger nicht an die Version eines kommunistischen Einzeltäters und hielten das Ergebnis der „Warren Kommission“ –die den Fall nochmals prüfen sollte – für unglaubwürdig.
Countering criticism
Die staatlichen Stellen in den USA waren über den massiven Vertrauensverlust erschüttert und dies an einer zentralen Stelle: Wenn US-BürgerInnen in ihrer Mehrheit nicht mehr an ihre eigenen Institutionen glauben, wenn sie gar davon überzeugt sind, dass selbst Mordumstände, die einen beliebten US-Präsidenten betreffen, von den eigenen Ermittlungsbehörden vertuscht werden, dann muss man sich etwas einfallen lassen.
Es gab zwei Möglichkeiten: Man ermittelt neu, nimmt die Ermittlungen wieder auf, was bei einem Mord kein Problem wäre. Dazu nimmt man alles Experten hinzu, die Zweifel begründen und evaluieren können. Oder man entscheidet sich für eine Strategie, die die Kritiker und Zweifler unglaubwürdig macht, denunziert und wie Idioten aussehen lässt.
Die US-Regierung entschied sich für den zweiten Weg. Das belegt ein CIA-Dokument aus dem Jahr 1967, das zehn Jahre später freigegeben wurde. Es hat den Betreff: Countering criticism of Warren report. Es führt aus, dass die Zweifel an der juristischen und politischen Aufklärung massiv seien, die Öffentlichkeit aufbringen, die Glaubwürdigkeit der Regierung und des Justizsystems erschüttern, bis hin zu den Geheimdiensten, die darin involviert sind. Um dem zu begegnen, schlug der CIA in einer Depesche folgendes vor:
„The aim of this dispatch is to provide material for countering and discrediting the claims of the conspiracy theorists …“ (Das Ziel dieser Depesche ist es, Material zur Entgegnung und zur Diskreditierung der Ziele von Verschwörungstheorien zur Verfügung zu stellen)
Dreierlei ist an diesem Dokument wichtig: Zum einen werden Zweifel, substantielle Widersprüche zu „Verschwörungstheorien“ zusammengestaucht. Zum anderen belegt dieses Dokument, dass man zur Bekämpfung der Kritiker gezielte Diskreditierungen eingesetzt, indem man die Personen unglaubwürdig zu machen versucht, um damit den Inhalt zu treffen. Zudem man kann auch die Rolle der staatsnahen Medien recht exakt bestimmen: Da der CIA als Absender von Diskreditierungen nicht besonders glaubwürdig ist, bedient sich der Geheimdienst ausgesuchter Medienvertreter, die das zur Verfügung gestellte „Material“ dann verbreiten.
Das entspricht exakt dem inoffiziellen Motto des CIA: „Wir sind Augen und Ohren der Nation – und manchmal ihre versteckte Hand.“
Wenn wir also jetzt, im Fall Trump, dieselben Mechanismen beobachten, dann ist das kein Zufall. Gleichzeitig erfahren wir auf diesem Wege, dass das Schlagwort „Verschwörungstheorie“ kein Zufallsfund ist, sondern eine klar formulierte Strategie, die gerade heute Hochkonjunktur hat. Sie verweist nicht auf die Opfer, sondern auf die „versteckte Hand“ der Täter.
Ein Tagtraum
Im Halbschlaf zogen nochmals die verschiedenen Sequenzen dieses Mordanschlages an mir vorbei. Ich bin es dabei gewohnt, nicht die Zufälle zu zählen und zu nummerieren, sondern die Frage zu beantworten: Was würde einen Sinn machen? Dabei geht es um Wahrscheinlichkeitsprognosen, wie es Ermittler nennen. Eine sehr gute Methode – wenn man weder Zufall noch Wahrheit für einen sinnvollen Erklärungsansatz hält.
Dann ist doch auffällig, dass man ganz viel getan bzw. unterlassen hatte, ein Attentat zu verunmöglichen. Dazu gehört das Standardprogramm, geeignete Standorte für Attentäter zu sperren bzw. selbst zu besetzen.
Bei Kennedy gab es das sehr reale Problem, dass man über mehrere Kilometer eine Autofahrt bewachen musste, also sehr viele „Standorte“ in Frage gekommen waren, wo sich ein Attentat ereignen konnte. Das ist im Trump-Fall nicht so: Alles stand fest, war sehr übersichtlich und fast bewegungslos.
Es spricht vieles dafür, dass man eine solche Möglichkeit „offen“ ließ, dass man ein Attentat, einen Anschlag nicht unbedingt verhindern wollte. Auch das gab es in der US-Geschichte öfters: Man lässt etwas laufen, geschehen, weil man vom Gewähren-lassen mehr profitieren kann, als vom Verhindern.
Wenn diese Hypothese plausibel ist, dann muss man beantworten, worin der Nutzen dieses (misslungenen) Attentats liegen könnte.
Zu aller erst beweist es, dass Trump nicht unverwundbar ist. Das macht Angst, denn Trump ist nicht von Gott abhängig, sondern vom Secret Service, den die amtierende Regierung unter Biden stellt. Wenn Trump weiß, was ein „deep state“ kann, dann ist das eine wirkliche Drohung.
Es wird nun einige geben, die mit guten Gründen diesen Attentatsversuch als dilettantisch bezeichnen würden. Dieser „Dilettantismus“ hätte den Vorteil, dass man nun mit Trump reden kann. Er weiß jetzt, dass man ihn jederzeit opfern, dass er sich seines Lebens nicht mehr sicher sein kann. Nun kann man ins Geschäft kommen: Der Secret Service wird fortan wirklich seinen Job machen und Trump wird wie der zukünftige Präsident behandelt. Die politischen Differenzen sind bekanntlich minimal: Wenn Trump den Krieg gegen Russland der NATO überlässt, sich als US-Präsident heraushält und sich ganz auf den Krieg gegen China konzentriert, dann ist eben Trump „unser Hundesohn“ – so wie es Saddam Hussein war. Dafür nimmt man Zug um Zug die Justiz-Peitsche aus der Hand.
Kaum hat Trump überlebt und zu einem vereinten Amerika aufgerufen, kam der nächste Scheck angeflogen. Ein weiteres Justizverfahren wurden eingestellt. Auf einmal sind streng geheime Akten, die man bei Trump gefunden hat, keine kriminelle Handlung mehr, sondern Schnee von gestern.
Und wenn man ihm signalisiert, dass auch die anderen Verfahren eingestellt werden könnten, wenn er für den militärisch-industriellen Komplex ein verlässlicher „Hundesohn“ wird, dann sind auch die gegenseitigen Verletzungen Schnee von gestern. Dazu gehört aber auch, dass Trump in Zukunft die Sache mit dem deep state vergisst. Dann haben wir business as usual.
Hellseherische Vorschau
Trump wird US-Präsident. Darauf haben sich alle – vor der Wahl im November – eingestellt: Die noch anhängigen Strafverfahren werden Zug um Zug ad acta gelegt. Im Gegenzug wird Trump kein Wort mehr über den tiefen Staat verlieren.
Auch der Krieg der Worte wird ein Ende haben: Trump wird nicht länger als Teufel „zum Abschuss freigegeben“ und der neue Präsident wird nicht länger von einer gestohlenen Wahl reden. Man einigte sich auf das Wesentliche: america first.
Die neu gewählte Trump-Regierung wird den Krieg auf dem Boden der Ukraine der NATO überlassen. Dafür ist bereits alles Notwendige in die Wege geleitet worden: Man hat die militärische Einsatzzentrale nach Wiesbaden verlegt und damit die kriegstreibende Rolle Deutschlands entsprechend gewürdigt. Dazu gehört die kürzlich getroffene Entscheidung, auf Russland gerichtete US-Mittelstreckenraketen (SM-6-Raketen, Marschflugkörper vom Typ ‚Tomahawk‘ und eine nicht näher genannte Hyperschallwaffe, vermutlich der ‚Dark Eagle‘) in Deutschland zu stationieren. Dafür hat man eine „Fähigkeitslücke“ erfunden – bis Deutschland selbst Mittelstreckenraketen entwickelt hat.
Damit wird das vollzogen, was bereits seit ein paar Jahren immer wieder als Masterplan vorgestellt wurde: Europa führt den Krieg gegen Russland und die USA konzentrieren sich auf den Krieg gegen die Volksrepublik China.
Trump wird an dieser strategischen Entscheidung nicht rütteln.
In diesem Punkt decken sich die Interessen des industriell-militärischen Komplexes mit denen des Trump-Lagers: die VR China ist als kapitalistischer Konkurrent nicht schlagbar – nicht mit den Regeln des Kapitalismus.
Den politischen Kampf gegen die neue Weltmacht mit den BRIC-Staaten an der Spitze beginnen sie zu verlieren. Die ökonomischen Waffen werden Jahr um Jahr stumpfer (Leitwährung, Bankensystem unter US-Kontrolle).
In einer solchen prekären Lage braucht es wieder einen „Hundesohn“. Dieses Mal im eigenen Land.
Wolf Wetzel
Publiziert im Magazin Overton am 22.7.2024: https://overton-magazin.de/top-story/ein-attentat-wie-gerufen/
P.S.
Dieser Text ist am 19.7.2024 abgeschlossen worden. Ich möchte Jo Biden dafür danken, dass er meiner hellseherischen Vorschau auf so ungewollte Weise gefolgt ist. Ich bin absolut zuversichtlich, dass alles Weitere ganz nach (meinem) Plan passieren wird.
Quellen und Hinweise:
USA: Der militärisch-industrielle Komplex, Hermann Ploppa, 2016: https://www.telepolis.de/features/USA-Der-militaerisch-industrielle-Komplex-3502863.html?seite=all
Wer erschoss John F. Kennedy – Auf der Spur der Mörder von Dallas, Jim Garrison, 1988
Verschwörungstheorien – ein Entgiftungskurs in drei Gängen. Teil I, Wolf Wetzel, 2021: https://wolfwetzel.de/index.php/2021/08/16/verschwoerungstheorien-ein-entgiftungskurs-in-drei-gaengen-teil-i/
Ehemaliger CIA-Chef Brennan hat Angst, Ray McGovern, 2018, NDS: http://www.nachdenkseiten.de/?p=43112
Secret Service Kim Cheatle Hearing on Trump Assassination Attempt Day 1 | Live NOW FOX: https://www.youtube.com/watch?v=t4Qi7pfBxzQ (Mitschnitt der Senatsanhörung mit der Secret Service-Direktorin Kim Cheatle am 22.7.2024
Die Direktorin des Geheimdienstes sieht sich überparteilichen Kongressaufrufen zum Rücktritt gegenüber, Washington Post vom 22.7.2024: https://www.washingtonpost.com/national-security/2024/07/22/secret-service-director-kimberly-cheatle-testimony-trump/
Obstructed view may have delayed sniper response at Trump rally. 3D analysis shows countersnipers likely had difficulty seeing the gunman before he fired: https://www.washingtonpost.com/investigations/interactive/2024/trump-rally-shooting-maps-secret-service-analysis/?itid=lk_inline_manual_21
Views: 180
Die ganze Sache läuft so wie geschildert aber nur, weil das Attentat gescheitert ist. Das konnte niemand vorhersehen. Landauf, landab wurde von Trumps entscheidender Kopfbewegung in letzter Sekunde berichtet, ohne die er jetzt tot wäre und die ganze Geschichte völlig anders liefe. Und alle, die vorgeben, davon etwas zu verstehen, schließen kategorisch aus, dass der Schütze in der Lage war, diese Bewegung zu antizipieren oder schnell genug darauf zu reagieren und willentlich nur Trumps Ohr piercte.
Also, was auch immer geschieht: Es geschieht, weil man sich auf die neue Situation eingestellt hat und nicht, weil man sie in dieser Weise absichtsvoll herbeiführte.
Danke für deine Einschätzungen. Bleib gesund und wachsam!
Hallo Angelika, danke für dein Lob. Ja, das haben die 10 Jahre NSU-Recherche (aus mir) gemacht.