Herrschaft der Angst. Von der Bedrohung zum Ausnahmezustand
Das Buch ist seit Mitte April im Buchhandel erhältlich: https://mediashop.at/buecher/herrschaft-der-angst/
Außerdem wurde das Buch am 29. April um 19.30 Uhr in Wien im “Aktionsradius” von den Herausgebern und den drei Autor*innen Marlene Streeruwitz, Birgit Sauer und Wolf Wetzel vorgestellt.
Die Aufzeichnung der Veranstaltung findet sich hier:
Aus der Buchvorstellung:
Die Machtausübung unserer Tage basiert auf mehreren Säulen. Noch immer scheint jene Definition zu gelten, mit der Antonio Gramsci vor bald 100 Jahren den (bürgerlichen) Staat beschrieb: „Hegemonie, gepanzert mit Zwang“. Die jeweiligen Regierenden erkaufen die Akzeptanz zu ihrer Politik mit materiellen Zugeständnissen – so dies ökonomisch möglich ist. Parallel dazu betreiben sie eine Herrschaftstechnik, die immer offener zutage tritt: die Erzeugung von Angst. Dies ermöglicht dem Staat stärkere Befugnisse und lenkt die Aufmerksamkeit der Menschen auf das jeweilige Drohszenario.
Die vermittelten Gefahren haben reale Ausgangspunkte und reichen von Terroranschlägen bis zur Ausbreitung von Viren. Dem Liberalismus ist das Autoritäre inhärent und er nutzt Bedrohungen, um die Kontrolle des sozialen Lebens auszuweiten und die demokratische Teilhabe weiter einzuschränken. Das Motto der Maßnahmen, seien es zunehmende Überwachung, Anti-Terrorgesetzgebung, Austeritätsregime, Ausgangssperren oder Lockdowns, lautet: Es gibt keine Alternative. Medien transportieren und verstärken diese Botschaft und sorgen dafür, dass die von oben verbreitete Angst nach unten in alle gesellschaftlichen Bereiche durchsickert, sodass Menschen dazu übergehen, sich gegenseitig unter Druck zu setzen, um den politischen Vorgaben Folge zu leisten.
Der Sammelband „Herrschaft der Angst“ setzt sich mit historischen Beispielen und Auswirkungen dieser – im Zuge der sogenannten Corona-Krise verstärkten – Strategie auseinander. Von den Notstandsverordnungen in der BRD der 1970er-Jahre über das Beispiel der israelischen Politik der Furcht bis zur Islamophobie und den Pandemie-Verordnungen reicht der Bogen der Beiträge. Dazu werden auch kulturelle und psychologische Folgen der Herrschaft durch Angst in den Blick genommen, die wiederum in negativer Weise auf die Gesellschaft zurückwirken.
Ein emanzipatorischer Aufbruch ist dringend notwendig. Dafür ist eine Kritik an der verordneten Angst unerlässlich.
Autor*innen
Mit Texten von Wolf Wetzel, Marlene Streeruwitz, Moshe Zuckermann, Rainer Fischbach, Birgit Sauer, Michael Meyen, Norman Paech, Farid Hafez, Joachim Hirsch, Maria Wölflingseder, Imad Mustafa, Dieter Reinisch, Dieter Dehm, Karl Reitter, Thomas Wüppesahl, Christian Schubert
Die Herausgeber
Hannes Hofbauer, geboren 1955 in Wien, studierte Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Publizist und Verleger. Im Promedia Verlag ist von ihm u.a. erschienen: „Diktatur des Kapitals. Souveränitätsverlust im postdemokratischen Zeitalter“ (2. Auflage 2015).
Stefan Kraft, geboren 1975 in Wien, ist Verleger und Publizist in Wien. Von ihm erschien im Promedia Verlag „Rosa Luxemburg“ (2005, gemeinsam mit Fritz Keller) und „Der junge Marx“ (2007, gemeinsam mit Karl Reitter).
ISBN 978-3-85371-488-1, br., ca. 256 Seiten,19,90 Euro
Aus dem Inhaltsverzeichnis:
WIE EIN AUSNAHMEZUSTAND GEMACHT WIRD
Moshe Zuckermann
Geschichte, Angst und Ideologie
Joachim Hirsch
Angst und Herrschaft – Einige staatstheoretische Überlegungen
Wolf Wetzel
Die endlose Geschichte der Ausnahmezustände (in Deutschland)
Birgit Sauer
Unsicherheitsmobilisierung, Versicherheitlichung und Regieren
Marlene Streeruwitz
Herrschaft ist Patriarchat ist alles und vor allem Angst
Norman Paech
Der unendliche Ausnahmezustand
WELCHE ROLLE DIE MEDIEN SPIELEN
Michael Meyen
Die Medien-Epidemie – Journalismus, Corona und die neue Realität
WAS GESUND UND KRANK MACHT
Maria Wölflingseder
Wie Impfungen gegen Kritik immunisiert werden
Christian Schubert
COVID-19 – eine biopsychosoziale Krankheit?
WOHIN DIE ANGST VOR TERROR FÜHRT
Moshe Zuckermann
Angst in der israelischen politischen Kultur
Imad Mustafa
Wie in Europa Angst vor dem Islam erzeugt wird
Farid Hafez
Vom Regierungskritiker zum Terrorverdächtigen
Dieter Reinisch
Angst und Bedrohung im »Zeitalter des Terrorismus«
WAS DIE LINKE DAZU SAGT
Diether Dehm
Angst essen Zelle auf
Wolf Wetzel
Den Stier an den Hörnern packen
Rainer Fischbach
Krankheit und Angst, Ausgrenzung und Überwachung: die Enteignung des Lebens
Karl Reitter
Die Linke und die Angst vor Corona
14.4.2021
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