Der Talkshow-Krieg wird weiblich. Ein Vorschlag zum Kriegsende.

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Der Talkshow-Krieg wird weiblich

Ein Vorschlag zum Kriegsende.

In der Talksendung „Markus Lanz“ am 12. April 2022 waren nur Frauen eingeladen, die sich zum Thema Ukraine-Krieg äußern sollten: Die FAZ-Journalistin Helene Bubrowski, die SPD-Politikerin Klara Geywitz, die Bauingenieurin Lamia Messari-Becker und eine Florence Gaub, Vizedirektorin des Instituts der Europäischen Union für Sicherheitsstudien in Paris.

Wer weiß, wie männlich deutsches Fernsehen ist, der konnte sich da schon die Augen reiben. Ist etwas Außergewöhnliches passiert? Einsicht? Zeitenwende?

Es war und ist der Krieg, der ungeahnte Ressourcen heben und nutzbar machen kann, nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch im Informationskrieg, bei dem es auch auf Soft Power ankommt. Bei Lanz haben also nicht die Gesetzten, die Männer abgesagt. Der Moderator wollte sie, die Frauen, genau jetzt, genau zu diesem Thema.

So konnten Frauen unter wohlwollender Ägide von Markus Lanz über Krieg und Frieden reden … nein eben nur über ersteres. Das „friedfertige Geschlecht“ verweigerte sich komplett weiblicher Zuschreibungen. Die Meinungsbreite unter den Frauen bewegte sich zwischen schwere Waffen für die Ukraine bis hin zur Frage, ob die jemand auch bedienen kann.

Aber auch andere Themen durften die eingeladenen Frauen aus dem Taburaum locken: Sind die „Russen“ Europäer oder doch eben Asiaten. Eine wichtige Frage, die Deutschland schon sehr lange beschäftigt. Nur weil das mal in grauen Vorzeiten danebenging, heißt es doch nicht, dass man es jetzt nicht besser machen kann …

Man erinnere sich: Joschka Fischer, ehemaliges Mitglied des Revolutionären Kampfes (RK) und Quereinsteiger ins Amt für alles Auswärtige durfte dem Angriffskrieg gegen die ehe. Bundesrepublik Jugoslawien 1999 einen antifaschistischen Anstricht geben (was bis heute sehr en vogue ist). Jetzt ist eine sehr qualifizierte Frau auf dem Gebiet „Sicherheitsstudien“ dran und darf das heiße Eisen Rassenstudium anpacken. Und das tat sie, ganz ruhig und überhaupt nicht abwertend.

Auf die Frage, warum „Russen“ so viele Tote in Kauf nehmen, warum die Bevölkerung nicht aufbegehrt, hat Florence Gaub eine sehr, sehr kühle Ansicht.

Die „Europäer“ wären eben merkantilistisch, würde schauen, ob sich der Krieg rechnet. So eine Art kapitalistische Selbsteinbremsung. Außerhalb Europas gälte diese Kosten-Nutzen-Abwägung eben nicht. Dabei verweist sie auf die USA, auf den Zweiten Weltkrieg (bei dem sich die USA massiv verschuldet habe), um dann aufs Wesentliche, auf „die Russen“ sprechen zu kommen.

 

 

Florence Gaub: Wir dürfen nicht vergessen, auch wenn Russen europäisch aussehen, dass es keine Europäer sind – jetzt im kulturellen Sinne – die einen anderen Bezug zu Gewalt haben, die einen anderen Bezug zu Tod haben.

 

Markus Lanz: Leidensfähiger sind, oder was meinen Sie?

Naja, (Gestammel) … das gibt da nicht diesen liberalen, postmodernen Zugang zum Leben; das Leben als ein Projekt, was jeder für sich individuell gestaltet, sondern das Leben kann auch mit dem Tod recht früh enden – ich meine Russland hat auch eine relativ niedrige Lebenserwartung, ich glaube 70 für Männer, ähm, das ist halt einfach … da geht man einfach anders damit um, dass da Menschen sterben.

Markus Lanz: Hm.

Florence Gaub: Das ist dramatisch.

Alle hören ihr aufmerksam zu. Niemand springt auf. Die Bauingenieurin Lamia Messari-Becker wollte die Russen nicht asiatisieren und begründete den Kriegswillen der „Russen“ damit, dass sie nicht nur kapitalistisch denken. Ansonsten alles gut.

Eigentlich hätten die Frauen, die ja allesamt nicht aus bildungsfernen Milieus stammen, sehr viel in die Diskussion einbringen können. Nichts dergleichen passierte. Alle zusammen mit Markus Lanz waren (im Großen und Ganzen) zufrieden mit dieser … Rassentheorie, die selbst in faschistischen Kreisen gerne als „Kampf der Kulturen“ verkleidet wird und so den „rechten Rand“ auf sehr gesittete Weise verlassen konnte und nun im „Zweiten“ ihren Platz gefunden hat.

Doch noch etwas ist erschütternd und deprimierend. Ihr kulturalistisches Gerede von den Russen (also in Wirklichkeit Asiaten), die nichts vor dem eigenen Tod aufhält, die weitermachen, bis zum letzten Blutstropfen, müsste doch gerade in Deutschland an etwas erinnern, was gar nicht so lange zurückliegt: An das „Endsieg“-Gerede im 3. Reich, an den Weitermach-Parolen, obwohl der Krieg erkennbar verloren war, an eine Bevölkerung, die bis zum Schluss (mehr oder weniger) bis zur Selbstaufopferung hinter der faschistischen Führung stand.

Wenn also irgendjemand auf der Welt im kulturalistischen Weltbild ein Asiate ist, dann doch die „Deutschen“?

Es lohnt sich, diesem Gedankenspiel seinen Lauf zu lassen.

Ein Vorschlag zum Kriegsende

Für ein Kriegsende gehört auch Entgegenkommen. Nehmen wir also einfach einmal die Gaub‘sche Kulturbetrachtung als wegweisend an.

Dann ist der russische Einmarsch in die Ukraine gar nicht der „erste Angriffskrieg in Europa“, sondern eine inner-asiatische Angelegenheit.

Dann, und jetzt kann man diesem Wahnsinn auch etwas Positives abgewinnen, wird in der Ukraine auch gar nicht die „europäische Werteordnung“ verteidigt, sondern etwas weniger Edles.

Dabei und damit könnte zusätzlich etwa sehr wichtiges, vielleicht sogar ganz wichtiges herausspringen. Wenn sich all das also irgendwo in Asien abspielt, dann kann sich doch auch die NATO dorthin zurückziehen, wo sie tatsächlich Europa zu „verteidigen“ vorgibt.

Und schlussendlich könnten wir dann Zeug*innen einer Sensation werden und mit dabei sein, dass die Einhaltung der NATO-Zusagen im Rahmen der Zwei-plus-vier-Vereinbarungen mehr zum Kriegsende beiträgt, als die Syrifierung der Ukraine.

Das nannte Hegel einst die „List der Vernunft“. Man muss sie nur entsprechend erzählen und ernstnehmen.

Im Zeichen der Auferstehung.

Gründonnerstag 2022 | Wolf Wetzel

 

Quelle und Hinweise:

Talkshow bei Markus Lanz vom 12.4.2022, ab Minute 45:00: https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/markus-lanz-vom-12-april-2022-100.html

Entgleisung bei Markus Lanz, Markus Klöckner: https://www.nachdenkseiten.de/?p=82944#more-82944

 

 

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2 Kommentare

  1. Heute ist Karfreitag. Für Christen ein bedeutsamer Tag. Welche Bedeutung genau, dazu gibt es zwei entgegengesetzte Meinungen. Die einen denken dabei an das Leiden und die Ermordung von Jesus, die anderen an die Befreiung von Barabbas. Beiden Seiten ist das Kreuz ein Symbol. D. h., beim sonn- und feiertäglichen Kirchgang sind die Anhänger dieser beiden Meinungen nicht zu unterscheiden. Die Bezeichnung des Karfreitags als „Feiertag“ entlarvt die Mehrheit der Kirchgänger jedoch als Anhänger von Barabbas.

    Das angehäufte Vermögen des Vatikans kann genauso wenig geschätzt werden, wie die Anzahl seiner Missbrauchsopfer. Beobachten lässt sich, dass die Speerspitzen der westlichen Wertegemeinschaft, nennen sich selbst Elite, ihre Geschäfte bevorzugt während Messen abwickelt.
    Das Einsegnen von Waffen durch Priester ist dabei das i-Tüpfelchen für die Barabbas-Sekte. Die seit 2000 Jahren ungebrochen regiert.

    Für die andere Seite, die besonders an die Bergpredigt erinnert, ist der Karfreitag der schwärzeste oder dunkelste Tag des Jahres. Seit etwas mehr als zwei Jahren ist durchgängig Karfreitag.

    In den Kirchen und Tempeln hocken – wie immer – die Philister und schachern mit menschlichem Leben. Sie nennen sich die „guten Bürger“ und verleihen sich gegenseitig Verdienstkreuze, während sie das Quälen von Kindern in Auftrag geben.

    Im Unterschied zu den West-Häretikern, den Heuchlern, streben die orthodoxen Kirchen, allen voran im christlich geprägten Russland, eine Einheit der Gläubigen an (der Gläubigen welcher der beiden o. gen. Seiten ist offen).

    Dass diese sich „Gaub“ nennende Person Einwohner Asiens als „fremd“ – fremdartig, kulturlos, untermenschlich, minderwertig? – betrachtet und die europäischen Russen als Asiaten einordnet, kennzeichnet nichts anderes als ihre Ungebildetheit und damit das absolute Versagen des deutschen „Bildungssystems“.

    Das hiesige Volk beherrscht mittlerweile nicht mal mehr die einfachen Kulturtechniken (Lesen, Schreiben, Rechnen). Wer sich mal den Bielefelder AStA anschaut, könnte auf die Idee kommen, dass die HJ ihre x-te Renaissance erlebt. Früher galten Studenten mal als Rebellen (und ja: mitgemeint sind Studentinnen als Rebellinnen). Die heutige Studentenschaft ist so ein Abklatsch übelsten Spießertums, eine Kriecherhorde, dass einem nur noch speiübel werden kann. An Universitätsgebäude sollte man plakatieren: „Denken verboten!“ Und dann marschieren die Studenten und Studentinnen stramm in die Hörsäle und Hörsälinnen und begründen in ihren Klausuren und Klausurinnen, weshalb Denken schädlich ist.

    Wie viele Jahre lang wird der Karfreitag noch andauern?

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