Heiliges Land – ewige Fragen
Aufruf gegen die Aussichtslosigkeit und den Fatalismus. Für mich und möglichst viele andere.
Teil III
Der Krieg zwischen „Israel“ und „Hamas“ dauert nun bereits über eine Woche.
Zum x-ten Mal wird die Frage gestellt: Wer hat angefangen, Israel oder die Hamas? Waren es die Raketen auf Israel oder die Zementierung der Besatzung Ost-Jerusalems?
Zum x-ten Mal wird berechtigt und ziemlich erschöpft gefragt: Wo fangen wir an?
1967, mit der Besetzung vom Gaza-Streifen, der Golan-Höhen in Syrien, des Westjordanlandes? Oder 1948, als die Gründung des Staates Israel mit der Vertreibung von Palästinensern einherging?
Zum x-ten Mal stellt sich die Frage: Wer ist für die Gewalt verantwortlich? Jene, die, die Menschen zum Menschen zweiter Klasse machen oder jene, die das nicht hinnehmen wollen und können?
Zum x-ten Mal wird die Frage gestellt. Wer ist schlimmer? Eine israelische Regierung, die noch nie so reaktionär wie unter dem gegenwärtigen Ministerpräsidenten Netanjahu agierte? Oder die Hamas, die die Frage: Wer ist reaktionärer? nicht unbedingt von sich weisen könnte.
Zum x-tem Mal wird die Frage gestellt: Wer war im „gelobten“ Land zuerst? Die Juden … die Palästinenser?
Ohne es zu merken, geht man auf der Zeitachse immer weiter zurück. Irgendwann landet man im Jahr 3.000 v. Ch., und schlägt sich die ersten Aufzeichnungen, die über das Leben und Stämme dort berichten, um die Ohren.
Dieser Wettstreit um die richtige Vergangenheit kostet endlos viel Blut, unsäglich viel Leid und schafft keinerlei Gewissheit.
Wie wäre es, wenn man das mörderische Kapitel beendet und einfach zu dem Schluss kommt: Es hat nichts gebracht, außer der Gewissheit, dass der nächste Krieg mit dem gerade beendeten vorbereitet wird.
Wie wäre es, wenn man in die Zukunft schaut und den sehr begründeten Fatalismus beiseitelässt – für ein paar Minuten, für Stunden, für ein paar Tage und mehr … zum alten mörderischen Kreislauf kann man immer zurückkehren.
Stellen wir uns zusammen vor, der Staat Israel würde sein Existenzrecht genauso verteidigen wie das Existenzrecht eines palästinensischen Staates.
Stellen wir uns vor, dass es ein Kinderspiel für den Staat Israel wäre, die besetzten Gebiete zurückzugeben, um dort einen palästinensischen Staat gründen zu können.
Und als Zeichen größter Herzlichkeit und ebenso großem Respekt gegenüber dem jeweils anderen Glauben, würden man sich Jerusalem teilen. Es würde für alle reichen und würde ein Zeichen dafür setzen, dass das Beste an Religionen ist, wenn sie nicht der Herrschaft dienen, sondern sie überflüssig machen.
Stellen wir uns weiter vor, ziemlich realistisch, dass dies mit den Menschen unternommen wird, die es in Israel und auf palästinischer Seite zuhauf gibt: Gotteskrieger, Nationalisten und Kriegsherren, aber auch eine kleine Minderheit – auf beiden Seiten – die unter dieser Mehrheit leidet, in Israel wie in den palästinensischen Gebieten.
Stellen wir uns das vor: All dieser normale Wahnsinn müsste in Israel ohne einen äußeren Feind bewältigt und überwunden werden. Stellen wir uns vor, dasselbe müsste und würde in dem neuen palästinensischen Staat geschehen – ohne einen äußeren Feind!
Moshe Zuckermann hat diese Idee einmal durchgespielt. Zum Verständnis muss man hinzufügen: Moshe Zuckermann gehört zu der besagten klitzekleinen Minderheit in Israel, die unter der israelischen Regierung genug leidet.
Er hat – in einem solchen Fall – die Prognose gewagt, dass Israel und Palästina genug mit sich selbst zu tun hätten und so mit sich selbst beschäftigt wären – dass sie dabei ganz den Krieg vergessen würden, der ja bisher nicht den Feind besiegt hat, sondern nur die inneren Widersprüche.
Wie gesagt, das ist eine Prognose. Aber warum nicht ausprobieren und sich auf diese Weise in diesen Konflikt einmischen?
Das andere, seit Jahrzehnten herrschende Modell wird nicht einmal den Jetztzustand schützen – das ist ganz sicher.
Wolf Wetzel 20. Mai 2021 – Kurz vor einer „Feuerpause”
Hinweise:
Teil I: Vom Ende der Gewalt
Teil II: Es gibt keine Äquidistanz zum Israel/Palästina-Konflikt
Views: 397