Die Russen kommen und kommen … bis nach Paris

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Die Russen kommen und kommen … bis nach Paris

Eigentlich gibt es keine Russen bei der Olympiade in Paris 2024. Sie sind als Russen ausgeschlossen, weil sie als Russen zu Russland gehören und folglich den Krieg in der Ukraine unterstützen. Mit dem Ausschluss der Russischen Föderation will man gegen den Krieg ein Zeichen setzen. So. Alle Wetter.

Na ja, nicht gegen jeden Krieg, sondern nur gegen die, die die eigenen Kriege stören.

Israel ist folglich nicht von den Olympischen Spielen in Paris ausgeschlossen worden. Das ist nämlich kein Krieg, sondern die Ausübung eines „Selbstverteidigungsrechts“ in besetzten Gebieten.

Israel ist keine Ausnahme. Man könnte auch die Türkei von den Olympischen Spielen ausschließen, denn sie halten Teile von Syrien, also kurdische Gebiete (Rojava) besetzt. Auch das ist … kein Krieg, keine Besatzung, sondern … etwas Anderes.

Und selbstverständlich gehören auch die USA dazu. Sie „verteidigen“ sich seit Jahrzehnten – überall auf der Welt. In Vietnam, in Afghanistan, im Irak, in Syrien und weiß der Teufel wo. Wenn man Führer der Welt ist, dann ist einem nichts fremd.

Zurück zu den Russen, die etwas ganz Anderes machen und sind. Das wissen wir seit zwei Weltkriegen. Und daran halten wir fest.

Gut, die Russen sind also als Nation nicht auf der Olympiade präsent. Aber sie sind teuflisch. Sie haben ihre Sportkleidung gegen Sabotageklamotten eingetauscht und greifen an.

 

Am 26. Juli 2024 wurden mehrere Zugstrecken des Hochgeschwindigkeitsnetzes (TGV) sabotiert. Man hat die Kabelstränge, die neben der Bahnstrecke verlaufen, in Brand gesteckt.

 

Dadurch kam es zu massiven Verzögerungen und Verspätungen.

Zwar wusste niemand, wer dies gemacht hat, aber man wusste dafür ganz genau, dass dahinter nur die Russen stecken können/müssen. Das leuchtet ein! Sie sind nachtragend und sauer und verderben nun den Olympia-Betreibern den olympischen Spaß, der bekanntlich unpolitisch ist, solange man damit Politik machen kann.

Die SNCF spricht von „mehreren gleichzeitigen böswilligen Handlungen“. Genauere Hintergründe sind zwar unklar. Aber die braucht man auch in Paris nicht. Die Russen, als Spielverderber, sind groß im Medienhandel.

Frankreichs Sportministerin Amelie Oudea-Castera äußerte sich erschrocken über die Brandanschläge auf das französische Schnellzugnetz. „Es ist absolut entsetzlich“, sagte sie und zeigte dabei hohen Sachverstand.

 

Da die Sabotage an vier Stellen gleichzeitig verübt wurde, spricht sie von einer „Art koordinierter Sabotage“. Von SkyNews darauf angesprochen, will Oudea-Castera eine Beteiligung Russlands nicht ausschließen. Ihre Antwort: „Vielleicht“.

 

 

Alles klar. Russland ist ja bekannt für Desinformation und Cyberwar. Da will sich Frankreich nicht lumpen lassen.

Okay, jetzt gibt es ein Bekennerschreiben, das die französischen Behörden als echt einstufen. Okay, das klingt überhaupt nicht russisch, denn man weiß es politisch schnell einzuordnen:

„Die Ermittlungsbehörden nehmen das Bekennerschreiben „ernst“, wie die Zeitung „Le Parisien“ berichtet. Ihr zufolge deutet das Schreiben auf eine Urheberschaft einer „an die ultralinke gekoppelte gewalttätige Protestbewegung“ hin. Die auch von der „New York Times“ erhaltene E-Mail war demnach von einer Adresse sabotagetgvjo@riseup.net verschickt worden. „JO“ ist die französische Abkürzung für die Olympischen Spiele. Unterzeichnet ist die E-Mail von einer „Unbekannten Delegation“, die in der Tat bisher unbekannt war. Der Domain-Name „RiseUp“ wird in Frankreich von radikalen Umweltgruppen, anarchistischen und antikapitalistischen Initiativen verwendet. Gemeldet in Seattle, soll sie der italienischen Anarchoszene entstammen.“ (FR vom 28.7.2024)

Okay, Russland ist viel, aber ganz bestimmt nicht „ultralinks“. Was macht man jetzt mit der aus der Luft gegriffenen falschen Fährte? Man achtet nicht auf halbwegs schlüssige Logik. Man lässt es wirken und wendet sich dem Bekennerschreiben zu. War bis dato alles klar, ist nun von einem „wirren Bild“ die Rede.

Was ist daran so wirr?

In dem Schreiben ist zu lesen: „Sie nennen es ein Fest? Wir sehen darin die Feier des Nationalismus, eine gigantische Inszenierung der Unterjochung der Bevölkerung durch Staaten“. Und weiter: „Hinter dem spielerischen und geselligen Schein bieten die Olympischen Spiele ein Experimentierfeld für die Kontrolle der Massen und unserer Bewegungen durch die Polizei“. Die Organisation ruft auf zum „Sturz einer Welt, die auf Ausbeutung und Domination beruht“. (s.o.)

Keine Frage: Das sind große Ziele und klare Aussagen. Was ist aber daran „wirr“? Wirr ist doch eher, wenn man einen Vernichtungskrieg in besetzten Gebieten als „legitimen“ Verteidigungsakt ausgibt! Völlig wirr sind doch jene, die im US-Kongress aus dem Jubeln gar nicht mehr rauskommen, wenn Netanjahu immer wieder betont, dass „wir“ siegen werden.

Und was ist daran „wirr“, wenn man den eliminatorischen Nationalismus im Nahen Osten verachtet und das „america first“ Gefasel für eine mörderische Drohung hält?

Noch mehr „Russen“ und/oder „Ultralinke”

Drei Tage später waren Glasfasernetze von drei französischen Telekommunikationsunternehmen in der Nacht auf den 29. Juli 2024 Ziel von Sabotage-Aktionen. Sind die „Russen“ noch da? Oder sind es „Ultralinke“?

„In Frankreich wurde in der Nacht auf den heutigen Montag erneut Glasfaser-Infrastruktur sabotiert. Nachdem Ende voriger Woche Leitungen an Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecken mit Brandanschlägen angegriffen wurden, waren nun die Telekommunikationsunternehmen Bouygues Free 1337 und SFR Ziel der Sabotageakte. (…)

Zu den Anschlägen auf die SNCF sagte der französische Innenminister Gérald Darmanin im Sender France 2, es seien Profile von Verdächtigen identifiziert worden. Die Vorgehensweise ähnele der von Ultralinken in der Vergangenheit.

Damit spielte Darmanin möglicherweise auf Anschläge wie jenen im Oktober 2022 an, als in der Region Marseille an mindestens drei Stellen Kabel gezielt durchtrennt wurden. Im April jenes Jahres waren auch vier Glasfaserstrecken im Raum Paris durchtrennt worden. Auch die deutsche Verkehrsinfrastruktur war bereits Ziel von Sabotage, ebenfalls im Oktober 2022. In Berlin wurden beispielsweise 2018 tausende Haushalte nach einem Brandanschlag von Strom und Internet abgeschnitten und 2014 mutwillig Glasfaserkabel durchschnitten.“ (heise online vom 29.7.2024)

 

Wolf Wetzel | 29.7.2024

 

Quellen und Hinweise:

Olympia 2024: Welche Hinweise ein Bekennerschreiben zur TGV-Sabotage gibt, FR vom 28.7.2024: https://www.fr.de/politik/olympia-2024-welche-hinweise-ein-bekennerschreiben-zur-tgv-sabotage-gibt-93211438.html

Erneut Sabotage an Glasfasernetzen in Frankreich, heise-online vom 29.7.2024: https://www.heise.de/news/Erneut-Sabotage-an-Glasfasernetzen-in-Frankreich-9816829.html

 

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