Buchvorstellung: Tödliche Schüsse

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Tödliche Schüsse . Geschichte der Startbahnbewegung.

Eine dokumentarische Erzählung

 

Am 2.11.2007 jährte sich ein Ereignis, das als Novum in die Geschichte sozialer Bewegungen eingehen sollte: Im Verlauf einer Nachtaktion am Frankfurter Flughafen, an der sich ca. 400 StartbahngegnerInnen beteiligten, wurden tödliche Schüsse auf Polizeibeamte abgegeben.

Die dokumentarische Erzählung basiert auf über fünfzehn geführte Interviews mit damals Beteiligten. Im Zentrum der Erzählung steht die Rekonstruktion dieser nächtlichen Demonstration: Die LeserInnen begleiten die ProtagonistInnen durch den Wald, an die Startbahn, zurück nach Hause, ins Polizeigewahrsam, zum Verhör – eingeholt von Ereignissen, die ihr bisheriges Leben gewaltig ins Wanken brachten (Hüttendorfräumung/1981, Tod von Günther Saré/1985, Tschernobyl/1986, Strommastaktionen/1986, Demonstration gegen die Plutoniumfabriken Alkem-Nukem in Hanau/1986).

 

Tödliche Schüsse

Auch wenn die Auseinandersetzung um die ›Startbahn West‹ im Mittelpunkt dieses Buches steht, so ist es auch ein Buch über die 80er Jahre: der Versuch, zwischen kommunistischen Kaderparteien (KBW, KPD …) und Alternativbewegung, zwischen der Roten Armee Fraktion (RAF) und dem ›Marsch durch die Institutionen‹ neue Wege zu gehen.

Dieses Buch verweigert sich absichtsvoll dem medial umhätschelten 68er-Tross ›Glücklich Gescheiterter‹, die mit einer Aura der damals Dabeigewesenen bezeugen sollen, wie gut wir es jetzt haben und wie schlimm es war, als man noch mehr, wenn nicht gar alles wollte!

Sich dem nicht anzuschließen heißt nicht, ins Gegenteil zu verfallen, die 80er Jahre zu mystifizieren, an einer desperaten, selbstgefälligen Legende zu arbeiten. Ich hoffe, dass das hier Erzählte dazu völlig ungeeignet ist.

In diesem Sinne ist dieses Buch geschrieben. Es versucht, so nahe wie möglich an die Ereignisse heranzureichen, Erlebtes genau so zu schildern, wie es sich zugetragen hat, nicht wegzuschauen, wenn etwas passiert, was nicht hätte passieren dürfte, da zu bleiben, wenn man am liebsten wegrennen möchte, es aufzuschreiben, wenn man es am liebsten ungeschehen machen würde.

Viele ehemalige StartbahngegnerInnen werden beim Lesen, beim Zuhören nicht nur auf Bekanntes stoßen. Vieles, was man an der Startbahn hören konnte, musste vage bleiben – manches wurde auch gewollt falsch erzählt. Einige werden also überrascht sein, dass sich markante Ereignisse ganz anders abgespielt haben, als sie sie in ›Erinnerung‹ haben.

Der Wunsch, die Geschichte der Startbahnbewegung und der 80er Jahre nicht als persönliche Reminiszenz und Anekdote zu erzählen, war eins der entscheidenden Motive, dieses Buch zu schreiben.

Die über fünfzehn Romanfiguren geben mehr als ihre persönlichen Erinnerungen wieder. In der Summe bieten sie die Möglichkeit, Teil des kollektiven Gedächtnisses zu werden.

Tödliche Schüsse – eine dokumentarische Erzählung, Unrast Verlag 2008, Münster

 

Aus dem Inhalt:

Einführung in die Flughafenregion (Nicht nur für Flugreisende)
2.11.1987 – 6. Jahrestag der Hüttendorfräumung
Rückblenden:
Leben im Hüttendorf 1980/81
Knüppelgasse in der Rohrbachstraße am 3.11.1981
Beton brennt doch … 1982
Eine Nachtaktion bei 20.000 Watt – 1982
Müntzer an der Startbahn 1982 – ein Gastbeitrag
Tod von Günther Saré in Frankfurt am 28.9.1985
Hanau-Demonstration am 8.11.1986
Von Braunmühl an der Startbahn 135
Strommastaktion bei Hasselroth am 9.7.1986
Strommastaktion bei Dreieich-Offenthal am 26.8.1986
Von der friedlichen zur militärischen Nutzung der Atomenergie
›Radio Preungesheim‹
Nachspann: 1987-1991
Blind Date mit der Wahrheitsfindung: Startbahnprozesse, Prozessbegleitung und Ergebnisse

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6 Kommentare

  1. Hallo,
    Ich bin ein alter Schulkollege von Jan Pietsch. Leider finde ich keinen Kontakt zu ihm und probiere es jetzt auf dieser Weise, über sie vielleicht….
    Haben sie ggf. Eine Telefonnummer für mich oder ich gebe Ihnen meine wenn sie noch in Kontakt mit ihm stehen….Das wäre echt toll
    Vielen Dank im Voraus
    F. Zimmermann

      1. Na, ja: Ich mag auch keine halbe Sachen. Aber ich befürchte, dass selbst dafür halb so viel aufsteht wie nötog wäre. Wenn ich mich irre, bin ich dabei!

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