Der Wolf und der Mensch

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Der Wolf und der Mensch

Früher dachte ich immer, ich müsse mich vom Tier unterscheiden. Wenn das hier stimmt, dann muss ich mich von den Menschen unterscheiden.

Greifen wir also die Frage auf, die sich Gilles Deleuze und Félix Guattari im Anti-Ödipus gestellt haben:

»Warum kämpfen die Menschen für ihre Knechtschaft, als ginge es um ihr Heil?«

 

Ist möglicherweise ein Bild von Karte und Text

Wenn das so stimmt, so kann ich mit meinem Vornamen gut leben.

Wenn es nicht stimmt, ist es eine schöne Parabel für eine andere Ordnung. Denn diese “Ordnung” wäre doch ein guter Anfang, um noch mehr auf den Kopf, also die Füße zu stellen.

Wolf Wetzel

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2 Kommentare

  1. Danke fürs Weiterreichen des Fundstücks. Es sei allen empfohlen, die zwar gerne über ihre dialektisch-materialistische Weltsicht schwadronieren – aber den Blickwinkel der Lutherbibel einfach nicht verlassen können. “Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht.” (Neueste Bearbeitung der Lutherbibel 2017).
    Vom lieben Gott persönlich zum Herrscher gemacht worden zu sein, das ist doch was! Das erklärt auch warum Freidenker von manchen als “rechtsaffin” geführt wurden und werden. Das mit dem Materialismus darf man nicht zu weit treiben. Sonst bleibt man für die durch Gottes Güte inspirierten christlichen Sozialisten nicht wählbar.

    1. Ja, interessant, Mensch wird von Gott zum Herrschen aufgefordert über die materielle Welt (Erde untertan machen) und die Natur (Getier), zugleich aber zur Knechtschaft unter diese verdammt: Im Schweiße deines Angesichts…, unter Schmerzen sollst du… . Paßt nicht so recht zusammen, Herr und Knecht in einem.

      Was die Marx/Engelsche Geschichtstheorie glatt widerspiegelt. Selbst die Befreiung vollzieht sich dort in Knechtschaft unter der Materie. Materielles (=Sein) vor Geistigem (=Bewußtsein), erst müssen die materiellen Kräfte (Produktivkräfte) genügend entwickelt sein, damit der Mensch sein Bewußtsein, und die Gesellschaft sodann sich von Unterdrückungsverhältnissen befreien kann. In gewisser Weise ist das selbstverständlich zutreffend, denn keine Freiheit ohne Notwendigkeit zur Freiheit. Doch keine Befreiung allein aus Notwendigkeit. Da fehlt etwas.

      Ein anderer Ansatz zur Emanzipation hin findet sich in Nietzsches Geschichts- und Kulturtheorie sowie in der zu dieser parallelen Kulturpsychologie von Erich Neumann (Autor von Ursprungsgeschichte des Bewußtseins). Welche beide eben den Geist-Materie-Dualismus der abrahamitischen Religionen (Gott = moralisch gut = immateriell = geistig; Teufel = moralisch böse = materiell = natürlich) als erzeugend für die abendländische Geschichte bis hin zur Moderne ansehen, für also auch Kapital und Kapitalismus. Dessen politische Ökonomie insbesondere Marxisten seltsamerweise nicht begreifen, sobald es um des Pudels Kern geht, nämlich um den tendentiellen Fall der Profitrate. Um dasjenige also, was beweist, daß Knechtschaft – und zwar die im biblischen bzw. sozialdemokratischen Sinne, nämlich die unter der Arbeit – kein gutes Ende nehmen kann. MATERIELL nicht! Crasht die Produktion.

      Marxisten geht die Marx/Engelsche politische Ökonomie genau so wenig ein, wie irgendeinem bürgerlichen Börsenprofi. Shakespeare: “Leer die Hölle, alle Teufel sind hier.” Lieben sie doch alles, was Mensch, Natur und Welt in die Vernichtung führt. Also lieben sie die Knechtschaft, sei es die unter der Arbeit, oder die unter der Kapitalrendite. Alle Teufel sind hier, sie bilden beides, Monetariat und Proletariat. Deleuze/Guattari haben mitnichten übertrieben.

      Nietzsche: “Die moderne Form von Herrschaft ist eine von Sklaven über Sklaven”; die atheistische Moderne identifizierte er als “höchste Blüte des Christentums”, und dies letztere als “Sklavenreligion par excellence”. Heißt übersetzt: Das geist-seelische Betriebssystem des Abendlands ist ein gut-böse-konnotierter Geist-Materie-Dualismus. Den zu überwinden auch allerhöchst entwickelte Produktivkräfte nicht helfen, solange jener Dualismus nicht Gegenstand geworden ist von Wahrnehmung — und dann Bauchschmerzen verursacht. Sagen wir es so: Ohne Nietzsche werden Marx/Engels ewig fruchtlos, und die Linke ewig eine verkleidete Rechte bleiben. It’s the Spirit-Matter-dualism, stupid!

      P.S.: Jetzt müßte man nur noch wissen, daß nicht Nietzsche, sondern sein arisch-rassistisches Schwesterlein Autor war von Der Wille zur Macht.

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