Das OF-Problem (1994)

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Das OF – Problem

 

 

 

 

 

 

Um das gleich vorneweg zu sagen: Wir haben nichts gegen Offenbacher.

Alle von uns kennen irgendeinen Offenbacher, der fleißig, nett und anständig ist.

Wir sind erwiesenermaßen eine Großstadt mit Herz, weltmännisch und für jede kulturelle, also kulinarische Bereicherung offen.

Doch was sich in den letzten Monaten in Frankfurt ereignet hat, geht wirklich zu weit. Die Grenzen ökologischer Belastbarkeit sind erreicht.

Tag für Tag kommen 10.000 Offenbacher nach Frankfurt, verstopfen unsere Straßen, verpesten unsere saubere Luft, stören unseren Frieden und – seien wir ehrlich – gehen uns auf die Nerven.

Wer morgens pünktlich zur Arbeit kommen will, der weiß, wovon wir reden. Staus, Verkehrsrowdytum, Unfälle und Verspätungen sind fast normal geworden. Und wenn wir von der Arbeit nach hause fahren, dem verdienten Feierabend entgegen, dann reißt einem endgültig der Geduldsfaden: Vergeblich suchen wir nach einem Parkplatz. Breit und fett stehen sie da, die Schrottautos mit dem amtlichen Kennzeichen OF, besetzen unsere Parkplätze und liegen faul in der Sonne – auf unsere Kosten. Das ist kein Vorurteil, sondern alles statistisch belegbar.

Doch damit nicht genug. Während wir für unsere Chefs und fürs Vaterland ranklotzen, treiben’s die Offenbacher mit unseren Frauen. Ganz abgesehen davon, dass viele Offenbacher Scheinehen mit unseren Frankfurter Frauen eingehen, um sich so ins gemachte Nest zu setzen.

Und überhaupt. Was sind denn die so genannten Offenbacher ›Pendler‹ anderes als Wohlstandsflüchtlinge. Um das auch gleich zu sagen: Wir haben nichts gegen Armut, wir haben sogar Mitleid und Mitgefühl. Nicht umsonst rangieren die Deutschen und insbesondere wir Frankfurter auf der Liste der Spendenfreudigen ganz oben.

Wir Frankfurter waren bisher immer großzügig gewesen. Wir haben Wirtschafts- und Entwicklungshilfe geleistet wie keine andere Stadt. Doch all das kann nur Hilfe zur Selbsthilfe sein. Wir können weder die Probleme Kalkuttas, noch die Offenbachs lösen. Die Offenbacher müssen sich endlich selbst helfen. Die fetten Jahre sind ein für allemal vorbei. Vor allem für all die Offenbacher, die seit Jahren wie Maden in unserem Speck sitzen und sich den Bauch voll schlagen. Dazu zählen insbesondere Obdachlose, Sozialhilfeempfänger und Arbeitslosengeldabzocker.

Und wer als gerngesehener Gast oder echter Frankfurter unsere Äppelwoi-Kneipen, also unsere Kultur schätzen gelernt hat, der weiß, wovon wir jetzt reden. Seit Jahren schauen wir tatenlos zu, wie Offenbacher mit Billigangeboten und Billigimporten den Frankfurter Äppelwoi-Markt überschwemmen und so unsere Wirtschaftskraft und Leistungsfähigkeit zu untergraben versuchen. Das bringt das Äppelwoi-Faß zum überlaufen. Denn, wer etwas von Brau- und Deutschtum versteht, der weiß, dass uns jegliche Reinheit am Herzen liegt. Kurzum, unser seit Jahrzehnten gelobtes Reinheitsgebot ist in Gefahr. Es ist höchste Zeit zu handeln…

Auch von der Politik fühlen wir uns im Stich gelassen. Anstatt dem OF-Problem entschieden die Stirn zu bieten, wird zusätzlich Öl ins Feuer gegossen. Letztes Beispiel ist der Amtsantritt des OB Gerhard Grandke aus Offenbach, zu dessen Anlass der Frankfurter OB von Schoeler ein Modell der Straßenbahnlinie 16 überreichte. »Andreas von Schoeler merkte hintersinnig an, die Bürger der Nachbarstadt müssten auch weiterhin die Möglichkeit haben, mit der Tram in die Frankfurter Schwimmbäder und Kultureinrichtungen zu fahren.«[1]

Das reicht nun wirklich. Anstatt sich ein Beispiel am SPD-Ministerpräsidenten Farthmann zu nehmen, »kurzen Prozess« zu machen, »an Kopf und Kragen (zu) packen und raus damit«, werden sie hier noch abgeholt. Damit ist kriminellen Schlepperbanden Tür, Tor und Bahn geöffnet!

Auf ein letztes Wort…

Schaut her, die bösen Frankfurter?

Dummes Zeug!

In ganz Deutschland werden die Proteste gegen die massenhafte Einwanderung von Wirtschaftsflüchtlingen, darunter ein Großteil so genannter Pendler, die den wirklich Hilfsbedürftigen schaden, zunehmen.

Leider wird es auch vermehrt gewalttätige Aktionen geben.

Das schadet unserem Ansehen im Ausland.

Und wieder einmal sei es geschrieben: Die Politiker sind gefordert.

Nicht morgen oder übermorgen, sondern heute.

Wir handeln jetzt.

Deshalb fordern wir:

· Bundesgrenzschutz an die Frankfurter/Offenbacher Grenze

· Einstellung der Straßenbahnlinie 16

· Visapflicht für alle Offenbacher

· Sofortige Abschiebung aller krimineller Offenbacher

· Rückbau des Kaiserlei in ein Sammellager für stadtflüchtige Offenbacher

· Androhung von Wirtschaftssanktionen, falls die Offenbacher Stadtregierung keine eigenen Maßnahmen ergreift, um die Lage zu entspannen

Annulierung aller Scheinehen zwischen Offenbacher und Frankfurter

 

Frankfurt den Frankfurtern


i.A.

Wolf Wetzel

1994


[1] FR vom 7.5.1994

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