GESCHICHTE, RASSISMUS UND DAS BOOT. WESSEN KAMPF GEGEN WELCHE VERHÄLTNISSE
autonome l.u.p.u.s. gruppe
EDITION ID-ARCHIV, Berlin, 1992
Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus waren für die Linke seit über 20 Jahren kein eigenes Problem. Die neue »Qualität« rassistischer Angriffe, die auch über eine vorübergehende mediale Würdigung ins linke Bewusstsein vorstieß, scheint die These vom wiedererwachten Großdeutschland, von der »ungebrochenen Kontinuität des deutschen Faschismus« auf das blutigste zu bestätigen. Doch die einfachen Analogien versperren – geradezu mutwillig – die Sicht auf die Zusammenhänge zwischen Rassismen im Modell Deutschland und dem antisemitischen Konsens im deutschen Faschismus. Der Blick auf Hoyerswerda ist der selbstbestätigende Blick auf einen Rassismus der politisch und historisch leicht identifizierbar und physiognomisch leicht auszumachen ist.
»Solange autonome antifaschistische Praxis vor allem darin besteht, den braunen Rassismus von der Straße zu verdrängen, solange wir gegen den institutionellen, (multi-)kulturellen Rassismus keine Praxis entwickeln, solange machen wir mit multikulturellen Konzepten – ungewollt – eine Sache: Wir kämpfen gemeinsam um die Wiederherstellung der Normalität.«
Das Verhältnis der militanten Linken zum Staat Israel zeigt, dass eine internationalistische deutsche Linke, die ihre eigene nationale Bedingtheit leugnet fast zwangsläufig antisemitische Muster reproduziert.

»Geschichte, Rassismus und der Boot« treibt die seit den Ereignissen des Jahres 1991 in der autonomen Linken entfachten Diskussionen (Golfkrieg/Israel, Rassismus, autonomer Antifaschismus, Herrschaftsbegriff) weiter.
Inhaltsverzeichnis:
- Vorbemerkung
- Doitsch-Prüfung mit kleiner Einführung
- Volks – Fronten
- Maskenbildner des Krieges
- Die verlorene Unschuld – zum Teufel mit den Opfern. Eine Auseinandersetzung mit linken Positionen zu Israel
- Was hat das multi-kulturelle Konzept mit Verkehrsberuhigung zu tun?
- Deutschland im Herbst 1991: Rassismus als Norm (Frankfurter MigrantInnenbeitrag)
- Von Grundlagen und anderen verborgenen Dingen
Ich erinnere an dieses Buch aus dem Jahr 1993, weil darin sehr viele Themen, Konflikte, Auseinandersetzungen, Analysen und Einschätzungen zur Sprache kommen, die zweierlei ermöglichen:
Zum einen lässt sich überprüfen, was wir vor über 30 Jahren gedacht haben und ob dies mit dem heutigen Wissen noch „tragbar“ oder gar hilfreich ist.
Zum anderen sind bei der Einschätzung und Analyse der Jetztzeit gerade die damals geführten Auseinandersetzungen um die Einordnung von Rassismus und Antisemitismus, aber auch bei der Beantwortung der Fragen hilfreich: In welcher Republik leben wir? Was ist mit der Rest- oder Postdemokratie heute? Kann es einen (neuen) Faschismus (ohne Antisemitismus) geben? Ist er derselbe wie 1933ff oder kann er auch anders daherkommen? Sind Meloni und Le Pen , Milei und Trump Randphänomene einer bürgerlichen Demokratie oder verschiedene Modulationen eines neuen Faschismus, der sich selbst erst finden muss?
Wolf Wetzel | 24. Oktober 2025
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