Bomben und Hilfsgüter abwerfen
Die deutsche Bundesregierung gehört zu den zweitgrößten Waffenlieferanten für den Vernichtungskrieg in Gaza. Außerdem trägt sie direkt mit Marineausrüstung einen wesentlichen Teil zur Abriegelung von Gaza bei:
„Die israelische Marine etwa basiert auf deutschen Lieferungen. Und auch wenn man in Deutschland gern behauptet, die Marine sei an den Angriffen nicht beteiligt, sie ist es sehr wohl. Sie schützt die Blockade, sie operiert direkt vor der Küste Gazas. Das ist keine Randnotiz, sondern ein zentrales Element dieses Kriegs.“ (Genozidforscher Omer Bartov)
Von „Wüstenzonen“ bis zur „humanitären Stadt“
Beides sind zentrale Merkmale für eine Beihilfe zum Genozid. Dazu gehört auch das mörderische Schweigen der deutschen Bundesregierung zum israelischen Plan, aus einem Teil von Gaza eine „humanitäre Stadt“ zu machen, was der Genozid-Forschen Omer Bartov wie folgt charakterisiert:
„Jeder, der über Nazi-Deutschland forscht, weiß: Euphemismen sind ein zentrales Merkmal jeder genozidalen Rhetorik. Wer einen Genozid plant oder durchführt, sagt das nicht offen. Man spricht von „Sicherheitsrisiken“, von „Kooperation mit dem Feind“, von „Transfer“. Und man verwendet Begriffe wie „humanitär“, um das genaue Gegenteil zu verschleiern. Israel hat eine sogenannte „humanitäre Stiftung Gaza“ eingerichtet, mit vier Verteilungspunkten für Lebensmittel – für zwei Millionen Menschen. Einer liegt im Zentrum Gazas, die übrigen im Süden. Schon jetzt wurden über 1200 Menschen beim Versuch getötet, dort Nahrung zu bekommen – meist junge Männer, denn Alte, Kranke, Schwangere und Kinder schaffen die bis zu 30 Kilometer langen Fußmärsche gar nicht. Ziel war ganz offensichtlich, die Bevölkerung aus dem Norden in den Süden zu ziehen, um sie dort zu konzentrieren. Die geplante „humanitäre Stadt“ in Rafah, so wie sie vom Verteidigungsminister beschrieben wurde, wäre de facto ein riesiges Konzentrationslager für 600.000 Menschen: eingezäunt, bewacht, ohne Freizügigkeit, mit unklarer Versorgungslage. Der Plan: Die Menschen dürfen es nur verlassen, wenn sie Gaza ganz verlassen.“
Die deutsche Bundesregierung bricht offen und folgenlos nationales und internationales Recht, wie das UN-Völkerrecht und die sehr präzise gefasste Genozidkonvention.
Jetzt beklagt sie scheinheilig das, was sie seit fast Jahren ermöglicht, leugnet und tatkräftigt unterstützt: Die systematische Aushungerung der palästinensischen Bevölkerung in Gaza.

Weil sie Waffenlieferungen nach Israel und militärischen Kooperation nicht stoppen kann, da diese in der deutschen Staatsraison automatisiert sind, wirft sie – neben Lügen und Denunziationen – auch Hilfslieferungen ab.

Das ist so, als ob ein Folterer dem Opfer ein Glas Wasser reicht – zwischendurch, damit er erfolgreich weitermachen kann.
Fusiles y Frijoles
Man muss hinzufügen, dass diese Methode keine speziell deutsche Methode ist. In den USA hat diese mörderische Kriegsführungsstrategie für Lateinamerika den Namen „Fusiles y Frijoles“ (Kugeln und Bohnen) bekommen. Man mordete, um Diktaturen an die Macht zu halten bzw. linke Regerungen wegzuputschen. Diese schmutzige Kriegsführung hatte auch eine „humanitäre“ Seite: Man zerstörte erst ganze Landstriche (Politik der verbrannten Erde) und bot dann im Rahmen von Umsiedlungen den Menschen Nahrung und Unterkunft an. In Guatemala nannte man dieses militärische Programm „polos de desarrollo“ (Pole der Entwicklung).
Der israelische Staat und seine mörderischen Allianzen können also auf eine lange imperiale und koloniale Geschichte und Gegenwart zurückblicken. Darin sind sich übrigens Faschisten und Nicht-Faschisten ziemlich einig. Mit Blick auf die faschistische Vergangenheit in Deutschland schreibt Omer Bartov:
„Zwei Millionen Menschen sind (in Gaza, d.V.) auf engstem Raum zusammengepfercht – in drei Zonen, die potenziell belagert werden können. Es gibt Pläne, diese Gebiete komplett abzuriegeln, niemanden mehr herauszulassen. Und wir wissen aus früheren Operationen der IDF, etwa am Nitzanim-Korridor, dass sie sogenannte „Tötungszonen“ einrichten. Ich erinnere mich dabei an den Begriff der Wüstenzone, wie ihn die Wehrmacht an der Ostfront verwendete: Wer auch immer sich hineinwagt – Hund, Esel, Kind, Greis –, wird erschossen. Das ist die Logik solcher Sperrzonen.“
Wolf Wetzel
Quelle und Hinweise:
Omer Bartov: „Ein Land, das Völkermord begangen hat, trägt diesen Makel über Generationen hinweg“, FR vom 4. August 2025: https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/gaza-krieg-genozid-forscher-omer-bartov-im-interview-93867077.html
Der eliminatorische Nationalismus. Zwischen Krieg und Krieg in Gaza um Palästina, Wolf Wetzel, 2023: https://wolfwetzel.de/index.php/2023/11/29/der-eliminatorische-nationalismus-zwischen-krieg-und-krieg-in-gaza-um-palaestina/
Das größte KZ der Welt, Wolf Wetzel, 2025: https://wolfwetzel.de/index.php/2025/07/09/das-groesste-kz-der-welt/
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