Es gibt keine Unschuldigen

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Es gibt keine Unschuldigen … in Gaza

Das stellte Tobias Huch, Autor der Jüdischen Allgemeinen in einem Beitrag vom 18. Januar 2024 klar.

Dort reiht er eine Behauptung und Unterstellung aneinander: So weiß nur er, dass etwa Zwei-Drittel der Gaza-Bewohner die Ereignisse am 7. Oktober 2023 unterstützen. Folglich bezeichnet er die Trennung zwischen der Hamas und der Zivilbevölkerung des Gazastreifens als „Schwarz-Weiß-Denken“.

Am Ende seines Betrages kommt er zu dem Schluss:

„Wenn es so etwas wie kollektive Verantwortung für Verbrechen gibt, dann trifft dies auf Gazas Bevölkerung zu.“

 

 

Nachdem es sehr kritische Kommentare zu diesem Aufruf eines Kriegsverbrechens gab, wollte der Redaktion zumindest per Änderung der Schlagzeile die Spuren verwischen und änderte den Beitrag im Titel in „Die Menschen in Gaza“ um und erklärte den neuen Look wie folgt:

„In der ersten Version des Textes lautete die Überschrift: ‚Die Zivilisten in Gaza sind nicht unschuldig‘. Der Titel stammte nicht vom Autor des Kommentars. Da diese Überschrift missverstanden werden konnte, haben wir sie geändert. Zudem haben wir im ersten Absatz eine missverständliche Passage gestrichen, die bei manchen Leserinnen und Lesern den Eindruck erweckte, der Kommentar befürworte das Leid der Palästinenserinnen und Palästinenser im Gazastreifen. Analog dazu haben wir auch die Unterzeile geändert (Anmerkung der Redaktion).“

Am Inhalt hat dies ganz und gar nichts geändert. Denn selbst wenn die Bevölkerung in ihrer Mehrheit den Ausbruch aus dem Freiluftgefängnis Gaza am 7. Oktober 2023 begrüßte, dann ist es immer noch absurd, die bewaffneten Gruppen, die gegen die Besatzung kämpfen, mit den dort lebenden Zivilisten gleichzusetzen.

Oder ist jetzt, neuerdings und faschismusaffin, die Ermordung von Zivilisten in den von der deutschen Wehrmacht besetzten Ländern als „Antwort“ auf Partisanenangriffe postum wieder legitim?

Wer nähert sich mit dieser Begründung in der Jüdischen Allgemeinen wem an?

 

Der Hunger als Kriegswaffe gegen die Bevölkerung in Gaza ist demnach für den Autor kein Problem. Im Gegenteil. Er deckt diese Kriegsverbrechen mit einem sympathischen Lächeln. Da hat er doch etwas von den böse dreinschauenden Nazis gelernt.

Apropos unschuldig: Sind nur die Menschen in Gaza keine Unschuldigen, sondern auch in Israel? Wurde nicht in Israel das Kriegskabinett Netanjahus gewählt, womit feststünde, dass die Mehrheit in Israel eine „kollektive Verantwortung für Verbrechen“ hat, die mit dem Vernichtungskrieg in Gaza einhergehen?

 

Ich weiß, in Gaza leben ja keine Menschen, sondern „Untermenschen“ und „Schmutz“. Das sagt kein deutscher Faschist, sondern der stellvertretende Knesset-Vorsitzende Nissim Vaturi.

 

 

 

Wolf Wetzel | 22.5.2025

Quellen und Hinweise:

Gaza: Jüdische Allgemeine bietet Plattform für Entmenschlichung, TRT Deutsch vom 25.1.2024: https://www.trtdeutsch.com/meinung/gaza-judische-allgemeine-bietet-plattform-fur-entmenschlichung-16774761

Die Menschen in Gaza, Tobias Huch, Jüdische Allgemeine vom 28.1.2024: https://www.juedische-allgemeine.de/meinung/die-menschen-in-gaza/

„Ich halte es nicht für verkehrt, radikal und einmal völlig neu zu denken (Felix Klein)“, Wolf Wetzel, 2025: https://overton-magazin.de/kolumnen/kohlhaas-unchained/ich-halte-es-nicht-fuer-verkehrt-radikal-und-einmal-voellig-neu-zu-denken/

Der eliminatorische Nationalismus. Zwischen Krieg und Krieg in Gaza um Palästina, Wolf Wetzel, 2023: https://wolfwetzel.de/index.php/2023/11/29/der-eliminatorische-nationalismus-zwischen-krieg-und-krieg-in-gaza-um-palaestina/

Das israelische Kriegskabinett tut alles, dass sich Auschwitz wiederholt, Wolf Wetzel, 2025: https://wolfwetzel.de/index.php/2025/05/12/das-israelische-kriegskabinett-tut-alles-dass-sich-auschwitz-wiederholt/

 

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