Die Schweizer Mannschaft weigerte sich bei der Siegerehrung für das israelische Siegerteam, sich der Fahne des jüdischen Staates zuzuwenden.

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„Die Schweizer Mannschaft weigerte sich bei der Siegerehrung für das israelische Siegerteam, sich der Fahne des jüdischen Staates zuzuwenden.“

 

Das findet auch die Jüdische Allgemeine unmöglich, protestiert, ist erregt und ruft nach Konsequenzen.

Was ist passiert? Im Gegensatz zum Gazakrieg, in dem jeden Tag Menschen ermordet werden und die Menschen dort seit über 50 Tagen ausgehungert werden sollen, was im Völkerecht und unter menschlichen Wesen ein Völkermord ist, ist die Welt in Tallinn, der Hauptstadt von Estland, eigentlich ganz in Ordnung. Dort fand die U23-EM im Fechten statt, nach fairen Regeln. Die Mannschaften gratulierten sich für ihre jeweiligen Siege und dann folgte zum Abschluss einer solchen EM die Siegerehrung. Das israelische Fechtteam steht ganz oben, auf Platz Eins, während das Schweizer Fechtteam Platz Zwei belegte. Dann werden die Nationalflaggen aufgezogen und die Mannschaften drehen sich zu den Nationalflaggen. Dieses Ritual wurde am 26. April 2025 durchbrochen.

 

Die Schweizer Fechtmann-schaft drehte sich nicht in Richtung National-flaggen,

 

 

sondern schaute nach vorne, „demonstrativ ins Leere“, wie die Jüdische Allgemeine zu berichten weiß.

Ja, was hätte sie sonst tun sollen? Nun ja, was man in Israel, in Europa und ganz besonders eifrig und staatsergeben in Deutschland gewohnt ist: Man tut so, als ob nichts wäre. Man macht weiter, als wäre nichts – erst recht, wenn ein Genozid vor unser aller Augen stattfindet und niemand sagen kann, dass man nichts gewusst habe.

Ein „live übertragener Völkermord“ (Amnesty international)

Es gibt in diesem Vernichtungskrieg in Gaza zwei Komponenten, die sich gegenseitig bedingen: Diejenigen, die diesen Völkermord ankündigen und systematisch durchführen und auf vielfältige Art unterstützen. Aber eben auch jene, die nichts dagegen tun, die sich „raushalten“ und rausreden.

Soweit sich daran nichts geändert hat: Die Flagge Israel steht ausdrücklich für einen jüdischen Staat, der gerade dabei ist, die palästinensische Bevölkerung auszuhungern. Dieser israelische Staat „verteidigt“ dabei nichts anderes, als seine Macht als Besatzungsregime und den imperialen Anspruch, eigenmächtig zu bestimmen, was zu Erez Israel gehört, was ausgelöscht werden soll.

Sich also diesem expliziten Symbol des Kolonialismus und Herrenmenschentums nicht zuzuwenden, ist nicht „unhöflich“, sondern das Einlösen eines Versprechens: Nie wieder! Egal wo.

Black Power

Es gibt zwei legendäre Bilder, die in den 1960er und 1970er Jahren um die Welt gingen und zwei Seiten einer Medaille verkörperten. Zum einen die Rassendiskriminierung in den USA und der Kampf von Black Panther dagegen. Dieser Kampf war aber auch gleichzeitig ein Kampf gegen den US-Krieg in Vietnam, in den vor allem schwarze GI’s (in den Tod) geschickt wurden.

Das erste Bild entstand 1968, als zwei schwarze US-Sprinter bei der Olympiade gewannen und auf dem Siegerpodest das Symbol der Black Panther-Bewegung zeigten:

 

Damals hat man nicht viel von dem Vietnam-Krieg mitgekommen. Die deutschen Medien übten sich in Komplizenschaft und das Wenige, das die Kriegsverbrechen bezeugte, war vor allem US-Journalisten zu verdanken, die darüber berichteten.

 

 

Das zweite Bild stammt aus Vietnam, nur ein Jahr später. Es steht für den Vernichtungskrieg der USA in Vietnam.

 

Es dokumentiert das Massaker in My Lai 1969. Später wird man in der US-Kriegsadministration davon sprechen, dass es diese Bilder und Berichte nicht hätte geben dürfen … und erfanden fortan den embedded journalism, also die Farce einer unabhängigen Berichterstattung.

 

 

Wenn ein Massenmord, ein Genozid eben so passiert, aber ein Zeichen des Protestes dagegen ein Eklat sein soll, dann gedenkt man nicht der Opfer der Shoa, sondern macht sie möglich – für andere.

Wolf Wetzel

 

Quellen und Hinweise:

Schweizer Fechter schauen bei israelischer Hymne demonstrativ weg“, Jüdische Allgemeine vom 28.4.2025: https://www.juedische-allgemeine.de/israel/die-schweizer-fechter-schauten-bei-israelischer-hymne-demonstrativ-weg/

Das Schlagwort „Antisemitismus“ hat die Substanz eines Hohlkörpers, Wolf Wetzel, 2025: https://wolfwetzel.de/index.php/2025/03/26/das-schlagwort-antisemitismus-hat-die-substanz-eines-hohlkoerpers/

Über die Tatenlosigkeit angesichts eines Genozids, Orit Kamir: https://wolfwetzel.de/index.php/2025/04/23/ueber-die-tatenlosigkeit-angesichts-eines-genozids/

 

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