Es gibt viele Gründe für den „7. Oktober“ Teil IV
„Ahmad Manasra war ein palästinensisches Kind im Alter von nur 13 Jahren, als er von den israelischen Behörden verhaftet wurde. Nach fast einem Jahrzehnt ungerechter Inhaftierung, Einzelhaft und sich verschlechterndem psychischen und physischen Gesundheitszustand wurde er gestern endlich freigelassen und wieder mit seiner Familie vereint.

Ahmad Manasra war bei seiner Festnahme im Oktober 2015 in Verbindung mit einem Messerangriff in dem von Israel besetzten Ostjerusalem minderjährig. Obwohl es Beweise dafür gibt, dass er nicht an der Tat beteiligt war, wurde er gewaltsam verhaftet, erlitt eine schwere (vor allem eine Hirn-)Verletzung, war psychischer Misshandlung und harten Verhören ausgesetzt – alles ohne Rechtsbeistand oder das Beisein seiner Eltern.
Er wurde wegen versuchten Mordes verurteilt, in einem Verfahren, das ernste Fragen hinsichtlich rechtsstaatlicher Prinzipien und der Verletzung der UN-Kinderrechtskonvention aufwarf. Ursprünglich zu 12 Jahren Haft verurteilt, wurde die Strafe später auf 9,5 Jahre reduziert.
Trotz zahlreicher Berufungen und Anträge auf vorzeitige Entlassung aus medizinischen und psychologischen Gründen, wurden diese vom israelischen Bewährungsausschuss wiederholt abgelehnt.

Ahmads körperlicher und psychischer Zustand verschlechterte sich drastisch, insbesondere seit Beginn der langen Phasen der Einzelhaft ab November 2021. Obwohl er diagnostiziert und im Gefängnissystem hospitalisiert wurde, wurde sein Leiden von den Behörden weitgehend ignoriert.
Internationale Menschenrechtsorganisationen – insbesondere solche, die sich für Kinderrechte einsetzen – haben seine Behandlung und die unmenschlichen Haftbedingungen mehrfach verurteilt.
In den Tagen vor seiner Freilassung arbeitete das Palestine-Global Mental Health Network in enger Abstimmung mit Ahmads Familie, Fachkräften für psychische Gesundheit und Unterstützer:innen daran, seine Rückkehr vorzubereiten. Es fanden vorbereitende Gespräche mit seinen Eltern, Geschwistern und weiteren Familienmitgliedern statt – in enger Zusammenarbeit mit Psychiater:innen, Psycholog:innen und Sozialarbeiter:innen, die die Familie auf diesem schmerzhaften Weg begleiteten.
Am Morgen des 10. April kamen Ahmads Vater und Verwandte am Gefängnis an, wo sie mehrere Stunden warteten. Gegen Mittag wurde ihnen mitgeteilt, dass Ahmad freigelassen werde. Doch statt einer koordinierten und würdevollen Übergabe entließen die Gefängnisbehörden Ahmad etwa 15 Kilometer vom Gefängnis entfernt – allein und orientierungslos. Er konnte sich an die Telefonnummer seines Vaters erinnern, aber es dauerte lange, bis Familie und Unterstützer:innen ihn in der Wüste ausfindig machen und erreichen konnten. Als wir ihn schließlich sahen, war es erschütternd: Ahmad war sichtlich verstört, desorientiert und emotional überwältigt.
Trotz dieser Umstände konnte Ahmad nach Hause zurückkehren. Er wurde zunächst im Krankenhaus medizinisch untersucht, war jedoch zu ängstlich und emotional zu aufgewühlt, um dort zu bleiben – er bestand darauf, zu seiner Familie zurückzukehren. (…)
Dieser junge Mann, der über ein Drittel seines Lebens im Gefängnis verbracht hat – einen Großteil davon in Einzelhaft –, verkörpert die schweren psychischen Folgen, die das israelische Inhaftierungsregime auf palästinensische Kinder hat.“ (Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost vom 11.4.2025)
In derselben Woche ist „der Palästinenser Musab Qatawi nach dreijähriger Haft aus einem israelischen Gefängnis entlassen worden.
Nach eigenen Angaben wurde ihm kurz vor seiner Freilassung der Kopf gewaltsam rasiert und mit einem Davidstern markiert. ‚Sie steckten unsere Köpfe in Mülltonnen und rasierten unsere Köpfe komplett ab, bevor sie uns freiließen‘, sagte Qatawi.
In einem Bericht schildert der junge Palästinenser die schweren Misshandlungen und Folterungen, denen er während seiner Inhaftierung ausgesetzt war. ‚Die israelischen Streitkräfte haben sowohl mich als auch meinen Mitgefangenen Ahmad Manasra brutal misshandelt‘, erklärte er.“ (TRT Deutsch vom 12.4.2025)
Wolf Wetzel
Quellen und Hinweise
Ahmad Manasra war ein palästinensisches Kind im Alter von nur 13 Jahren, Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost vom 11.4.2025: https://www.facebook.com/juedischestimme
Der Palästinenser Musab Qatawi ist am Donnerstag nach dreijähriger Haft aus einem israelischen Gefängnis entlassen worden, TRT Deutsch vom 12.4.2025: https://www.facebook.com/trtdeutsch
Es gibt viele Gründe für den „7.Oktober“ 2023. Teil I: https://wolfwetzel.de/index.php/2025/02/15/hattem-hamdan-war-22-jahre-geisel-in-israelischen-gefaengnissen/
Es gibt viele Gründe für den „7.Oktober“ 2023. Teil II: https://wolfwetzel.de/index.php/2025/03/03/es-gibt-viele-gruende-fuer-den-7-oktober-2023/
Es gibt viele Gründe für den „7.Oktober“ 2023. Teil III: Es gibt viele Gründe für den „7.Oktober“ (2023) Teil III
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