Der Kohlhaas-Wahl-o-Mad 2025

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Der Kohlhaas-Wahl-o-Mad 2025

Wer sich die letzten Wahlkampfduelle in den öffentlich-rechtlichen Anstalten angetan hat, dabei die Augen schloss, konnte in den allermeisten Fällen nur unterschiedliche Stimmlagen ausmachen.

Also: Augen auf und los geht’s!

CDU/CSU

Die CSU/CDU haben das Programm der AfD in Sachen Remigration, Rassismus und germany first übernommen. Das haben sie in ihrem 5-Punkte-Plan auf den Punkt gebracht. Heribert Prantl, Kolumnist der Süddeutschen Zeitung brachte es ebenfalls auf besagten Punkt: „Wer dies fordert und so formuliert, hat entweder keine Ahnung von der Materie oder ist im Rechtsextremismus zu Hause.

Man kann es auch so formulieren: Man gibt vor, den Faschismus bekämpfen, indem man ihn beklaut.

Das hat noch nie geklappt

Bei dem Vorhaben, die Welt neu zu ordnen, also bis zur letzten Patrone zu verteidigen, liegen Faschisten und „Demokraten“ Kopf an Kopf, also Seit an Seit: Der US-Imperator will Gaza übernehmen, die Bevölkerung austauschen (wofür ausnahmsweise das Wort Umvolkung seine tatsächliche Bedeutung bekommt) und aus einem „großer Haufen Schutt“ (D. Trump) die „Riviera des Nahen Ostens“ (D. Trump) machen – für sich und seinesgleichen.

Dabei springt ihm sofort und willfährig der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Johann Wadephul zur Seite und auf den Schoss. Es sei „gut, dass die USA Verantwortung übernehmen“, und hinzugefügt: „Wir teilen die Analyse“, der Status quo sei „nicht haltbar“. Damit bekommt die politische Triage aus Landraub, ethnischer Säuberung und Kolonialismus eine transatlantische Note.

FDP

Nun, wer weniger „Bürokratie“, „mehr Netto“ von noch weniger, mehr Abschiebungen ins sichere Nirgendwo, mehr Rüstung für den Angriff, mehr Genozid als Form der „Selbstverteidigung“ wählen will, braucht dafür keine FDP. Also braucht sie ein besonderes Merkmal, eine ganz besondere olivgrüne Kriegsbemalung. Während die anderen mit einem Krieg gegen Russland zufrieden sind (also offiziell), hat die FDP die wankende Weltordnung im Blick. Dabei spielt Frau Strack-Rheinmetall das „Flintenweib“. Sie kann nicht schnell genug Russland ruinieren, also Stalingrad vergessen machen und fordert noch mehr Waffen für noch mehr Revisionismus. Aber sie will nicht in Moskau stehen bleiben. Sie würde am liebsten gegen Russland und China gleichzeitig Krieg führen. Wenn also irgendjemand den Weltkrieg gar nicht erwarten kann – im sicheren Rückraum – dann sie.

Sollte sie doch irgendwo „fallen“, dann bleibt uns allen noch ihre Feldpost vom 29. August 2023 erhalten:

„Gestern erlebte ich einen der aufregendsten Tage meines Lebens. Dank einer besonderen Einladung des Inspekteurs Luftwaffe hatte ich die Gelegenheit, in einem Eurofighter mitzufliegen. Der Flug fand beim Taktischen Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ in Nörvenich bei Köln statt, und ich kann nur sagen: Top Gun-Feeling pur! (…)

Manche fragen sich: Warum setze ich mich in Panzer und Kampfjets der Bundeswehr? Die Antwort ist einfach. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich nur so authentisch und glaubhaft für die Interessen der Soldatinnen und Soldaten eintreten kann. Und ja, ein kleines bisschen Spaß hat es natürlich auch gemacht.“

 

SPD

„Nur falls jemand fragt: Keine Zusammenarbeit mit Nazis. Seit 1863.“

 

Das ist das ganz in rot gehaltene Plakat der SPD für die Bundestagswahl 2025. Das klingt bärenstark und knackig. Machen wir uns an die Arbeit und sind dabei ganz und gar nicht defätistisch. Der Slogan stimmt total – wenn man den kleinen Zusatz hinzufügt:

 

 

 

Außer,

wenn Nazis nützlich sind (Wehrsportgruppe Hoffman, Combat 18),

als Söldner hinter den feindlichen Linien (Gladio)

wenn sie die Drecksarbeit machen (Meloni/Italien, Smotrich/Israel)

wenn man einfach mal vergisst

dass es Nazis sind (NSDAP-Mitglieder als neue SPD-Mitglieder)

und

wenn man sie

partout nicht erkannt hat (NSU)

Nur falls jemand fragt: Nazis (also (Nationalsozialisten) gibt es erst seit 1920.

Die Grünen

Die Grünen (in Hessen) wollten einst anno 1984 den Ausbau des Frankfurter Flughafens verhindern. Es reichte nur für eine neue Wasserwerfergeneration gegen jene, die sie mit starker Stimme im Parlament vertreten wollten.

Auf Bundesebene haben die Grünen 1999 ein zweites Auschwitz entdeckt – in Pristina und haben es dann befreit – mit dem einem flotten Angriffs – pardon Verteidigungskrieg gegen die ehemalige Bundesrepublik Jugoslawien.

 

Ganz aktuell sind sie mit viel Fremdmaterial an der zweiten Ostfront, in der Ukraine, um ein drittes Mal den Versuch zu unternehmen, Russland zu ruinieren.

 

 

 

Ohne Kreuz

Wer ein Kreuz mit dem hat, was hier zur Wahl steht, sollte nicht irgendetwas ankreuzen, sondern diese Scheinwahl durchkreuzen, indem er nicht seine Stimme abgibt, sondern sie benutzt, also nicht aus der Hand gibt.

Ich bin mir – sehr ungern – recht sicher, dass die stattfindenden Kriege, die auf einen Weltkrieg zusteuern, nicht von den Kriegsparteien beendet werden (können). Es wird auf einen massiven Widerstand in den europäischen Staaten und in den USA ankommen, der so stark und mächtig ist, dass die Kriegsregierungen in Europa und den USA Sorge haben müssen, dass sie den Krieg im eigenen Land verlieren. Es geht dabei nicht nur um das Leben anderer, sondern auch um unser eigenes. Der Krieg kommt nicht mit einem Schlag auf uns zu, sondern von weit weg bis ganz nah. Dazu gehört ein immer teureres Leben, eine wachsende Kriegsertüchtigung, die Militarisierung gesellschaftlicher Bereiche, ein immer feindlicheres Klima (bis in Freundschaften hinein), eine immer stärker werdende Repression.

Der Umgang mit Palästina-Proteste in Berlin ist ein Vorgeschmack auf das, was uns bevorsteht. Man schlägt auf Demonstranten ein. Man jagt Polizeihunde auf sie. Man reißt sie vom Boden, um sie zu verhaften. Man macht Hausdurchsuchungen und Razzien. Man besetzt/stürmt und verbietet Veranstaltungen (wie den Palästina-Kongress 2024). Man erlässt Einreiseverbote für Wissenschaftler und Referentinnen.

Das einzige was man ihnen vorwerfen kann, dass sie einen Vernichtungskrieg, einen Völkermord in Gaza ablehnen.

In der Hauptstadt wird geübt, was Demonstrationen der Zukunft noch sein dürfen. Das absolute Gegenteil von dem, was Demonstrationen sein sollen: Zur Sprache bringen, was die Herrschenden nicht hören wollen. Wer also das „Falsche“ sagt, wird festgenommen, bekommt einen Strafbefehl und landet gegebenenfalls vor Gericht.

Das reicht offensichtlich noch nicht. Nun hat man auch die Absicht, in Berlin lebende Palästinenser, die gegen das Genozid in Gaza protestieren abzuschieben:

Am 11. Februar „wurden zwei pro-palästinensische Aktivisten aus Gaza in Berlin festgenommen. Ihnen droht aktuell wohl eine Abschiebung, die möglicherweise bereits morgen früh durchgeführt werden könnte.

„Der vorgebliche Grund bei einer der beiden Personen ist, dass er bereits einen sicheren Aufenthalt in Griechenland habe. Es liegt jedoch nahe, dass die Aktivist:innen gezielt abgeschoben werden, um pro-palästinensische Organisierung in Berlin zu schwächen.

So berichtet auch die Welt über Razzien gegen sogenannte ‚Dirigenten der Palästinenser-Proteste‘. Laut ihnen soll es sich um einen ‚Clan‘ aus Khan Younis handeln, welcher eine aktive Rolle in der Organisierung pro-palästinensischer Demos in Berlin hat.“ (Susan Bonath)

Letzte Woche hat die Berliner Polizei diesen Orwellismus auf die Spitze getrieben, indem sie verboten hatte, auf der Kundgebung (die Demonstration war bereits verboten worden) arabisch und hebräisch zu sprechen:

Es kam, wie es kommen musste: Nach nur einer Stunde erklärte die Polizei am Samstagnachmittag eine propalästinensische Kundgebung auf dem Wittenbergplatz für beendet und schubste und zerrte verharrende Teilnehmer*innen weg. Was war passiert? Ein Redner hatte Hebräisch gesprochen, Demonstrant*innen hatten palästinensische – also arabischsprachige – Musik abgespielt sowie Sprechchöre auf Arabisch angestimmt. Das klingt unspektakulär, war aber verboten. Denn die Versammlungsbehörde hatte im Vorfeld strenge Auflagen erlassen. Alle Sprachen außer Deutsch und Englisch waren für Reden, Parolen und Musik tabu. Die Demonstration durfte nicht laufen, sondern musste an einem festen Ort stattfinden. Außerdem gab es eine Trommelquote: Pro hundert Teilnehmer*innen war nur ein Perkussionsinstrument erlaubt.“ (taz vom 9.2.2025)

Kein BSW wird uns da „retten“, kein „Trump“, kein „Scholz“, keine selbstberuhigenden Reden, von wegen: Es wird nichts so heißt gegessen, wie gekocht.

Wolf Wetzel

Publiziert im Magazin Overton am 18.2.2025: https://overton-magazin.de/kolumnen/kohlhaas-unchained/der-kohlhaas-wahl-o-mat-2025/

Quellen und Hinweise

„Es geht um 220.808 Menschen, Herr Merz!“ Heribert Prantl vom 13.2.2025: https://www.infosperber.ch/politik/es-geht-um-220808-menschen-herr-merz/

Im Mafiastil, german-foreign-policy.com vom 6.2.2025https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9856

Strack-Zimmermann – ein „Flintenweib“, Wolf Wetzel, 2024: https://wolfwetzel.de/index.php/2024/10/05/strack-zimmermann-ein-flintenweib/

Marie-Agnes Strack-Zimmermann meets Joseph Goebbels im Darkroom, Wolf Wetzel, 2023: https://overton-magazin.de/kolumnen/kohlhaas-unchained/strack-zimmermann-meets-goebbels-im-darkroom/

Wir erleben eine kaum vorstellbare Militarisierung“. Interview mit Rolf Gössner in: taz-nord vom 3./4.02.2025: https://taz.de/Buergerrechtler-Goessner-ueber-Aufruestung/!6063609/

The deportation class in krauts land, Wolf Wetzel, 2025: https://wolfwetzel.de/index.php/2025/02/13/the-deportation-class-in-krauts-land/

Sprachverbote auf Palästina-Demos. Deeskalation sieht anders aus, taz.de vom 9.2.2025: https://taz.de/Sprachverbote-auf-Palaestina-Demos/!6064999&s=Pal%C3%A4stina%2BDemo%2Barabisch%2Bverbot/

Kurzes Video zum Sprachverbot in Berlin: https://www.facebook.com/reel/1822548261898090/?s=single_unit&__cft__[0]=AZXxQ2mnxABGLT2mcuie3fHQlmKq61TayJJ_cEvncPdMeFEPOU1kUTGLvdKyC1mX6vGvGg1R1qJF9VVTiqgyDEHAHcL1klWR8bJdS2DUJE9HGxDMkN13ipJexDyznr4nX3XdMLtpMbUv8Sa41i_7sYWRsOeLhVTqFMSRA8auGZrtSCnWKx1uDOnleo8hDjITmaU&__tn__=H-R oder: https://www.facebook.com/reel/1822548261898090

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