Lebenslänglich
Nach dem Januar 2019 wurde mein Engagement als freier Beiträger für die Zeitung Junge Welt durch die Chefredaktion beendet.
Damit war ich nicht einverstanden und habe das öffentlich gemacht. (1) Ende September 2024 machte die Verlagsleitung der Jungen Welt bekannt, dass der Chefredakteur Stefan Huth von der Leitung der Zeitung entbunden worden war. Nick Brauns und Daniel Bratanovic wurden als neue Chefredakteure berufen. In ihrer Tätigkeit sollen sie von Arnold Schölzel unterstützt werden. (2)
In einem kurzen Brief vom Oktober 2024 habe ich der neuen Chefredaktion meinen Glückwunsch übersendet, verknüpft mit dem Angebot als freier Beiträger den Inhalt dieser Zeitung zu bereichern. Darauf erfolgte keine Reaktion. Auf Nachfrage erhielt ich von einem Chefredakteur dann Anfang Januar 2025 in einer Mail die Auskunft, dass mein Angebot abgelehnt worden sei. Ein Grund dafür wurde nicht genannt. Auch das verweist darauf, dass es hier kein Vertrauen gibt.
Das bedeutet, dass fünf Jahre nach dem Abbruch – gewissermaßen auch im Geist der Verjährung des ursprünglichen Konfliktes – keine Zusammenarbeit möglich ist. Das ist eine Enttäuschung mehr. Realistisch ist es nun davon auszugehen, dass der Abbruch der Zusammenarbeit mit mir seitens der Leitung der Jungen Welt auf lebenslänglich gestellt ist. Eine gute Frage ist es, ob das denn durch die Junge Welt die bereits jetzt schon gelebte Utopie einer besseren Welt sein soll. Wenn ja, dann gilt es festzuhalten, dass diese Welt in diesem Fall mal nicht durch die strukturelle Gewalt des Kapitalismus, sondern allein durch eigenes Engagement ein düstere ist. Richtig also – frei nach Thomas Brasch – anhaltend zu widersprechen, denn sonst gibt es auch hier keine Hoffnungen mehr.
Entfällt denn nun durch diese Entscheidung die Beobachtung der Jungen Welt durch das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV)? Nein. Sie wird auch weiterhin mit dem Ziel markiert werden, sie als eine Stimme des fundamentalen antikapitalistischen Widerspruches aus der Öffentlichkeit dieses Landes auszuschalten. Das finde auch ich nicht richtig. In diesem Sinne wünsche ich dem von der Zeitung eingeschlagenen Weg über die Verwaltungsgerichtsinstanzen dem BfV eine weitere Bearbeitung untersagen zu lassen, jedes erdenkliche Glück.
Markus Mohr
Berlin, den 20. Januar 2025
Quellen und Hinweise:
- Mohr, Die Widersprüche sind die Hoffnungen – Mein Engagement als freier Beiträger für die Tageszeitung Junge Welt wurde beendet: https://wolfwetzel.de/index.php/2019/08/27/die-widersprueche-sind-die-hoffnungen-mein-engagement-als-freier-beitraeger-fuer-die-tageszeitung-junge-welt-wurde-beendet/
- Pressemitteilung junge Welt: Doppelspitze bildet neue Chefredaktion der Tageszeitung junge Welt, in: Junge Welt v. 27.9.2024, URL: https://www.jungewelt.de/presseerklaerung/284
Anmerkung von Wolf Wetzel
Ich finde es deprimierend, wenn der Streit um die berechtigte Frage, wie ein Sozialismus aussehen kann und soll und wie man ihn „verteidigt“ auf so herrschaftsförmige Form ausgetragen wird.
Es geht um die Anerkennung der schlichten Tatsache, dass Sozialismus oder eine Gesellschaftsvision jenseits des Kapitalismus verschieden gedacht und überdacht werden muss. Darüber muss man diskutieren, anstatt genau dies totzuschweigen. Dieser jW-Umgang führt nicht zum dem einen, richtigen Sozialismus, sondern zu gar keinem.
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