Petition zum Auftrittsverbotsversuch von Roger Waters durch die Stadt Frankfurt und das Land Hessen

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Petition zum Auftrittsverbotsversuch von Roger Waters durch die Stadt Frankfurt und das Land Hessen –

mit deutscher Übersetzung

Stand am 22. März 2023: 15.700 UnterzeichnerInnen

 

„We artists, musicians, writers, and other public figures and organizations are deeply disturbed by the recent efforts by German officials to discredit and silence musician Roger Waters. On February 24, 2023, Frankfurt’s City Council and the Hessian State government announced the cancellation of a concert Waters scheduled to be performed on May 28 at the Festhalle. The Frankfurt City Council says that they canceled Waters’ concert “set a clear signal against anti-Semitism,” describing the musician as “one of the most widely spread anti-Semites in the world.” As evidence, the Council says that Waters “repeatedly called for a cultural boycott of Israel and drew comparisons to the apartheid regime in South Africa and put pressure on artists to cancel events in Israel.”

There is no other evidence other than these two claims: that Waters has supported the Palestinian-led cultural boycott of Israel campaign and that he has compared contemporary Israel’s government to the apartheid regime in South Africa.

Neither of these claims is unique to Waters or outside the boundaries of mainstream public opinion. Human Rights organizations such as Amnesty International, Human Rights Watch, Israel’s B’Tselem, United Nations agencies, and South African officials have defined Israel as an apartheid state, and therefore, many of these organizations and individuals have made the comparison between Israel and apartheid-era South Africa.

The extremists are the Israeli Government, not its critics. Recently, Israeli citizens have been pouring into the streets to protest their government’s violent treatment of Palestinians and sweeping anti-democratic judicial changes.

Waters’ criticism of Israel’s treatment of Palestinians is part of his long-term advocacy on behalf of human rights across the globe. Waters believes “that all our brothers and sisters, all over the world irrespective of the color of their skin or the depth of their pockets deserve equal human rights under the law.” With regard to Israel and Palestine, he says, “My platform is simple: it is implementation of the 1948 Universal Declaration of Human Rights for all our brothers and sisters between the Jordan River and the sea. Antisemitism is odious and racist and I condemn it, along with all forms of racism, unreservedly.”

The officials vilifying Waters are engaging in a dangerous campaign that purposely conflates criticism of Israel’s illegal and unjust policies with antisemitism. This conflation perpetuates the antisemitic trope which presents Jews as a monolith who blindly support Israel. Some of Israel’s loudest critics are Jews. But those who weaponize antisemitism are fine contributing to it.

Officials in Germany, concert organizers, and music platforms must not succumb to the pressure of those individuals and groups who would rather see Waters’ music removed than engage with the issues his music highlights. We call on those who have canceled Waters’ concerts to reverse their decisions and consider their own history of antisemitism, racism and genocide and how instances of these can be stopped today in other parts of the world, including in Occupied Palestine.“

Signed:

Brian Eno, Musician

Peter Gabriel, Musician

Anwar Hadid, Musician

Tom Morello, Musician

 

Noam Chomsky, Laureate Professor of Linguistics, University of Arizona

Cornel West, Professor, Philosopher, Author, Activist

Susan Sarandon, Actor

Ken Loach, Film Director

Nick Mason, Drummer

Eric Clapton, Musician

Gabor Maté, Physician and Author

Immortal Technique, Artist and Producer

Low Key, Rapper and Activist uvam.

„Wir Künstler, Musiker, Schriftsteller und andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und wir Organisationen sind zutiefst beunruhigt über die jüngsten Bemühungen der deutschen Behörden, den Musiker Roger Waters zu diskreditieren und zum Schweigen zu bringen. Am 24. Februar 2023 gaben der Frankfurter Stadtrat und die hessische Landesregierung die Absage eines Konzerts bekannt, das Waters am 28. Mai in der Festhalle geben wollte. Die Absage des Konzerts sei „ein klares Signal gegen Antisemitismus“, so der Frankfurter Magistrat, der den Musiker als „einen der am weitesten verbreiteten Antisemiten der Welt“ bezeichnet. Als Beweis führt der Rat an, dass Waters „wiederholt zu einem kulturellen Boykott Israels aufgerufen und Vergleiche mit dem Apartheid-Regime in Südafrika gezogen hat und Druck auf Künstler ausgeübt hat, Veranstaltungen in Israel abzusagen“.

Außer diesen beiden Behauptungen gibt es keine weiteren Beweise: dass Waters die von den Palästinensern geführte Kampagne für einen Kulturboykott Israels unterstützt hat und dass er die heutige israelische Regierung mit dem Apartheidregime in Südafrika verglichen hat.

Keine dieser Behauptungen ist einzigartig für Waters oder liegt außerhalb der Grenzen der öffentlichen Meinung. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International, Human Rights Watch, die israelische Organisation B’Tselem, Organisationen der Vereinten Nationen und südafrikanische Beamte haben Israel als Apartheidstaat bezeichnet, und daher haben viele dieser Organisationen und Einzelpersonen den Vergleich zwischen Israel und dem Südafrika der Apartheid-Ära gezogen.

Die Extremisten sind die israelische Regierung, nicht ihre Kritiker. In letzter Zeit sind israelische Bürger auf die Straße gegangen, um gegen die gewaltsame Behandlung der Palästinenser durch ihre Regierung und gegen weitreichende antidemokratische Gesetzesänderungen zu protestieren.

Waters‘ Kritik an Israels Behandlung der Palästinenser ist Teil seines langjährigen Engagements für die Menschenrechte in aller Welt. Waters ist der Ansicht, „dass alle unsere Brüder und Schwestern überall auf der Welt unabhängig von ihrer Hautfarbe oder der Tiefe ihrer Taschen die gleichen Menschenrechte vor dem Gesetz verdienen“. In Bezug auf Israel und Palästina sagt er: „Mein Programm ist einfach: Es ist die Umsetzung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 für alle unsere Brüder und Schwestern zwischen dem Jordan und dem Meer. Antisemitismus ist abscheulich und rassistisch, und ich verurteile ihn ebenso wie alle Formen von Rassismus vorbehaltlos.“

Die Beamten, die Waters verunglimpfen, führen eine gefährliche Kampagne, die Kritik an der illegalen und ungerechten Politik Israels absichtlich mit Antisemitismus in einen Topf wirft. Durch diese Verquickung wird das antisemitische Klischee aufrechterhalten, das Juden als einen Monolithen darstellt, der Israel blindlings unterstützt. Einige der lautstärksten Kritiker Israels sind Juden. Aber diejenigen, die den Antisemitismus als Waffe einsetzen, tragen sehr wohl zu ihm bei.

Offizielle Stellen in Deutschland, Konzertveranstalter und Musikplattformen dürfen sich nicht dem Druck von Einzelpersonen und Gruppen beugen, die Waters‘ Musik lieber entfernt sähen, als sich mit den Themen auseinanderzusetzen, die seine Musik hervorhebt. Wir fordern diejenigen, die Waters‘ Konzerte abgesagt haben, auf, ihre Entscheidungen zu revidieren und sich mit ihrer eigenen Geschichte von Antisemitismus, Rassismus und Völkermord zu befassen und zu überlegen, wie solche Vorfälle heute in anderen Teilen der Welt, auch im besetzten Palästina, verhindert werden können.“

 

Enough is enough

Der Inhalt dieser Petition ist überragend. Es geht um mehr, als um zu klagen und zu bitten. Die Stadtherr*innen in Frankfurt und Wiesbaden wissen, dass sie keiner öffentlichen Diskussion standhalten könnten. Nirgendwo sicherer war und sind antisemitische Theoreme und Ideologien als in den Regierungsparteien in Frankfurt und Wiesbaden.

Dieser Antisemitismus ist nicht nur auf der „Straße“ und in neonazistischen Organisationen zu finden. Er hat auch einen ganz sicheren Platz im hessischen Staatsapparat. Dort kennt man ihn sehr gut: Andreas Temme, der es vom „Klein-Adolf“ bis zum Verfassungsschutzmitarbeiter in Kassel/Hessen geschafft hat. Ein Mann, der zu allem Überfluss auch Neonazis als V-Männer „führte“, im Kreis von Neonazis, die den Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke 2019 ermordet haben. Ein Mann der sich zur Tatzeit im Internetcafé in Kassel aufhielt, als der Besitzer Halit Yozgat ermordet wurde. Ein Mann, der sich weder daran erinnern konnte, dass er dort war, noch, dass der Tresen blutverschmiert war, als er sein 50 Cent Stück dort zurückließ. Ein Mann, der bis heute gedeckt, gecoacht und belohnt wird, indem man ihn im hessischen Staatsapparat unterbringt.

Wer sich also alleine diese eine Geschichte vom hessischen ‚Verfassungsschutz‘ und dessen Beschützerrolle von Neonazis vergegenwärtigt, der versteht die Unverschämtheit derer, die ihre staatsautoritären Handlungen mit dem Kampf gegen Antisemitismus zu tarnen versuchen.

All das fasst die Petition am Ende zusammen, die inzwischen von über 7.000 Menschen unterschrieben wurde:

Wir fordern diejenigen, die Waters‘ Konzerte abgesagt haben, auf, ihre Entscheidungen zu revidieren und sich mit ihrer eigenen Geschichte von Antisemitismus, Rassismus und Völkermord zu befassen und zu überlegen, wie solche Vorfälle heute in anderen Teilen der Welt, auch im besetzten Palästina, verhindert werden können.“

 

Mittlerweile haben über 11.000 Menschen die Petition unterschrieben. Es geht nicht um das sehr sehr bescheidene Mittel der Petition. Es geht darum, einen Schritt zu machen, sich nicht mehr wegzuducken.

Wer diesen Schritt unterstützt, sollte die Petition unterschreiben.

Wolf Wetzel| 21.3.2023

 

Quellen und Hinweise:

Let Pink Floyd’s Roger Waters Perform In Frankfurt, Germany: https://www.change.org/p/let-pink-floyd-s-roger-waters-perform-in-frankfurt-germany?utm_content=cl_sharecopy_35646626_en-US%3A7&recruiter=1300723216&recruited_by_id=85d9f520-c305-11ed-b03d-c52b5f7bac0f&utm_source=share_petition&utm_medium=copylink&utm_campaign=psf_combo_share_initial

Mordfall Lübcke – NSU 2.0? Wenn das NSU-Netzwerk aus drei Mitgliedern bestünde, wäre Walter Lübcke nicht ermordet worden: https://wolfwetzel.de/index.php/2019/06/19/mordfall-luebcke-nsu-2-0/

Andreas Temme – mehr NSU-Netzwerk als Verfassungsschutz? https://wolfwetzel.de/index.php/2020/01/23/andreas-temme-mehr-nsu-netzwerk-als-verfassungsschutz/

Das Schwein-e-System Akt I, Wolf Wetzel: https://wolfwetzel.de/index.php/2023/02/21/das-schwein-e-system/

 

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5 Kommentare

  1. Lieber Wolf Wetzel,

    bitte bleiben Sie aufrecht und nennen weiterhin Dinge und Sachverhalte mit den treffenden Bezeichnungen.

    Dass jemand wie Roger Waters, der eher das Gegenteil eines Antisemiten ist, von rechtsextremen Leuten als solcher diffamiert wird, passt in das Bild der hiesigen Gesellschaftsformation, die wesentlich nazistisch geprägt ist (russophob und totalitär).

    Erinnert sei an die Diffamierung indonesischer Künstler/innen durch den ehemaligen BND-Beauftragten und nunmehrigen Bundespräsidenten. Der BND war am Genozid in Indonesien beteiligt (der Mossad auch).

    Die Petition habe ich unterschrieben.

  2. Das sind nicht mehr Anfänge, denen man wehren müsste. Wir stecken mitten im Nazi-Sumpf, insbesondere mit dem hessischen Filz aus Polizei, Verfassungsschutz und Politik. In dieser Lage mit der braunen Scheiße auf fortschrittliche Künstler zu werden ist ein Skandal, der aller Empörung wert ist. Heutzutage bekäme wahrscheinlich auch John Lennon Auftrittsverbot.

  3. Das sind nicht mehr Anfänge, denen man wehren müsste. Wir stecken mitten im Nazi-Sumpf, insbesondere mit dem hessischen Filz aus Polizei, Verfassungsschutz und Politik. In dieser Lage mit der braunen Scheiße auf fortschrittliche Künstler zu werden ist ein Skandal, der aller Empörung wert ist. Heutzutage bekäme wahrscheinlich auch John Lennon Auftrittsverbot.

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