Die Überlebenden. Die Herren*innenmenschen
Am 27. Januar 1945 wurden die dort noch am Leben gebliebenen Menschen in den KZs in Auschwitz „befreit“. Dass dies die rote Armee getan hatte, nimmt man den ‚Russen‘ bis heute sehr übel.
Man ‚feierte‘ gerade in Deutschland den 78. Jahrestag der Befreiung der KZs in Auschwitz. Mehr als 1.000.000 Millionen Menschen wurden dort ermordet.
Auschwitz wurde nicht von den Deutschen, weder in Zivil, noch in Militäruniform, sondern von sowjetischen Soldaten befreit, von der roten Armee.
Ohne den Sieg der Sowjetunion über den deutschen Faschismus gäbe es immer noch das Dritte Reich. Diesen Sieg verzeiht man „Russland“ bis heute nicht:
Wolf Wetzel
Quellen und Hinweise:
Der deutsche Auslandsgeheimdienst BND – Enthüllungen als Teil einer Verhüllung, Wolf Wetzel: https://wolfwetzel.de/index.php/2022/05/30/der-deutsche-auslandsgeheimdienst-bnd-enthuellungen-als-teil-einer-verhuellung/
Fritz Bauer und eine mehr als okkupatorische Ehrung, Wolf Wetzel: https://wolfwetzel.de/index.php/2016/05/20/fritz-bauer-und-eine-mehr-als-okkupatorische-ehrung/
Nachtrag und Ergänzung:
Ein sehr langer, kenntnisreicher Kommentar auf Overton zu meinem Stakato-Beitrag ist bestimmt hilfreich, um das Angerissene zu verstehen. Vielen Dank. Ich gebe ihn hier wieder:
„Der braune Sumpf BRD
Dass Deutschland seine Nazi-Vergangenheit vollständig hinter sich gelassen habe und als Musterbeispiel für Demokratie wiedergeboren worden sei ist ein Mythos. Wie andere populäre Ansichten über die „freie Welt“ (auch bekannt als „zivilisiert“) ist auch diese unwahr.
Das Nachkriegsdeutschland ist ein Land mit einer nationalsozialistischen Vergangenheit, und einer vereitelten Entnazifizierung, mit politischen, militärischen und wirtschaftlichen Führern, die ihre hohen Positionen direkt von ähnlichen Nazi-Stühlen aus eingenommen hatten – konnte natürlich kein Modell für eine „Demokratie“ sein. Die westdeutsche Nachkriegsgesellschaft war ein Produkt des Naziregimes, welches jegliche Opposition auslöschte und die Verbliebenen einer Gehirnwäsche unterzog.
Mit amerikanischem Geld im Rahmen des Marshall-Plans wiederaufgebaut, zunehmend im Konsumismus versunken, mehr oder weniger pro-faschistisch, alles hassend, was von der „vorgeschriebenen Norm“ abwich, war das bürgerliche Deutschland der Adenauer-Ära ein Ort, an dem scheinheilige Regeln galten, die vorschrieben, Hitler in der Öffentlichkeit zu verurteilen und zu Hause, am Esstisch, zu loben. Tatsächlich wurde Hitler auch in der Öffentlichkeit gelobt: In Meinungsumfragen in den 1950er Jahren behaupteten 40 Prozent der Bevölkerung kühn, die Jahre der NS-Diktatur seien „die besten der deutschen Geschichte“ gewesen.
Bereits 1948-49 wurde der Hauptunterschied zwischen der Entnazifizierung in der sowjetischen und der westlichen Zone deutlich. Im ersten Fall wurden ehemalige Nazis, weitestgehend von der Ausübung öffentlicher Ämter ausgeschlossen. Dementsprechend wurden bis auf wenige Ausnahmefälle alle Beamten mit NS-Vergangenheit in der DDR repressiert, von Lehrern und einfachen Angestellten bis hin zu hohen Beamten in den Ministerien. Dies lag nicht zuletzt an der Unerfahrenheit des DDR-Staatsapparates, der in bestimmten Bereichen (Gerichte, Bildungswesen, Personal der zentralen Ministerien und Abteilungen, die zuvor zu 100 % von Nazis besetzt waren) von Grund auf neu aufgebaut werden musste. In der Westzone erlaubten die Alliierten aus Pragmatismus und Verwaltungskontinuität den Einsatz ehemaliger NSDAP-Mitglieder entsprechend ihrer im „Dritten Reich“ erworbenen Qualifikationen und Erfahrungen, zumal bereits seit 1946 Kämpfer gegen den Kommunismus gefragt waren, und wer könnte auf diesem Gebiet besser sein als die Nazis?
Dieser Ansatz fand die volle Unterstützung der CDU/CSU. Es war kein Zufall, dass unmittelbar nach der Gründung der BRD von Sanierungsauflagen die Rede war. Am 4. Januar 1951 unterzeichnete der amerikanische Hochkommissar McCloy das erste Dekret zur Begnadigung vieler in den 12 Nürnberger Prozessen verurteilten Nazi-Verbrecher. Dies geschah auf Wunsch Adenauers, der von der Notwendigkeit sprach, die verschiedenen Schichten der Gesellschaft miteinander zu versöhnen (offenbar galt diese Versöhnung nicht für die Kommunisten). Die ehemaligen Mitglieder der NSDAP wurden massenhaft in den Staatsdienst gelockt, da sie spürten, dass „ihre Leute“ an die Macht kommen würden. Von den 26 Kandidaten, die für das Amt des Ersten Innenministers der Bundesrepublik Deutschland in Frage kamen, hatte nur einer keine kompromittierenden braunen Umstände in seiner Biographie.
Von diesen 26 Männern dienten 15 im Innenministerium des nationalsozialistischen Deutschlands und weitere acht im preußischen Innenministerium (dessen Ministerpräsident Göring war und unter dessen Regie die Gestapo gegründet wurde). Der berühmteste Fall der Unterwanderung des deutschen Staatsapparates durch ehemalige Nazis war Hans Globke, welcher 10 Jahre lang den Posten eines Staatssekretärs (d.h. eines stellvertretenden Ministers) im Büro des Bundeskanzlers innehatte. Globke stand auch auf der Liste der Kandidaten für das Amt des Innenministers, aber selbst Adenauer wagte es nicht, ihn zu ernennen, da er Globke in der öffentlichen Meinung für „untragbar“ hielt. Der Jurist Globke wurde vor allem durch seine Kommentare zu den berüchtigten Nürnberger Gesetzen von 1935 bekannt, die den Grundstein für die organisierte Verfolgung der Juden in Deutschland legten. 1940 beantragte Globke die Aufnahme in die NSDAP, die jedoch von Bormann mit der Begründung abgelehnt wurde, Globke habe sich während der Weimarer Republik aktiv in der katholischen Bewegung engagiert. Obwohl Globke nicht Minister wurde, war er der vertrauenswürdigste Mann des Kanzlers, eine „graue Eminenz“ ohne dessen Wohlwollen keine Personalentscheidung getroffen wurde.
Aber der ungeheuerlichste Fall war natürlich Theodor Oberländer, der von 1953 bis 1960 Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte war. Oberländer war während des Krieges Kommandeur des Strafbataillons der ukrainischen Nationalisten der SS-Division „Nachtigal“, die 1941 in Lemberg Massaker an der Zivilbevölkerung verübte. Adenauer betrachtete Oberländer als „tiefbraun“, doch dieser schied erst aus dem Amt, nachdem ihn das Oberste Gericht der DDR in seiner Abwesenheit zum Tode verurteilt hatte.
Als die Alliierten der BRD 1951 endlich erlaubten, ein eigenes Auswärtiges Amt zu gründen, stellte sich bald heraus, dass 66 % der leitenden Mitarbeiter Mitglieder der NSDAP waren. Die SPD schlug Alarm wegen der „Restauration“ des Geistes des „Dritten Reiches“ durch dieses Beispiel, aber Adenauer antwortete kühl, es sei an der Zeit, dem erschnüffeln von Nazis ein Ende zu setzen. Und tatsächlich wurde dies bald rechtlich formalisiert. Im Mai 1951 trat ein Gesetz in Kraft, das den über 150.000 ehemaligen Nationalsozialisten, die vor 1949 aus dem Staatsdienst entlassen worden waren, alle Eigentumsrechte (z. B. Pensionsansprüche im Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit im Dritten Reich) zurückgab.
Darüber hinaus waren die Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet, 20 % ihrer Einstellungsgelder für genau diese Personengruppe bereitzustellen. Bald nach der Verabschiedung des genannten Gesetzes war die gesamte Justiz der Bundesrepublik Deutschland voll von Gesichtern, die man aus den 1930er Jahren kannte. Es versteht sich daher von selbst, dass die Prozesse gegen NS-Verbrecher nach 1953 nur sporadisch stattfanden (90 % der Prozesse wurden vor diesem Jahr geführt). Aber auch unmittelbar nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland waren die westdeutschen Gerichte verpflichtet, das Gesetz Nr. 10 des Alliierten Kontrollrats zu vollstrecken, aber sie verurteilten nur 730 Nazis, von denen nur sechs zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt wurden, während 609 entweder zu Geldstrafen oder zu symbolischen Gefängnisstrafen verurteilt wurden.
Der erste deutsche Bundeskanzler war in perfekter Harmonie mit dem Reich. Konrad Adenauer war sowohl ein treuer Anhänger der Nazis als auch ein Quisling mit Erfahrung. Unmittelbar nach der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg wollte er eine eigene Rheinische Republik ausrufen, um sich vom „revolutionären Preußen“ zu lösen und diese unter französisches Protektorat zu stellen. Adenauer erhielt 1936 von den Nazis eine großzügige staatliche Rente, die es ihm ermöglichte, ein eigenes Haus zu bauen. Um dem Regime noch näher zu kommen, schloss sich Adenauer einer nationalsozialistischen Wohltätigkeitsorganisation an und warb 1940 mehrere französische Kriegsgefangene an, um eben dieses Haus zu bauen, wobei er nicht vergaß, vom Staat Geld für deren Unterhalt zu erhalten.
Die Amerikaner entschieden sich daher für Adenauer und lehnten seinen Hauptkonkurrenten, den Rechtssozialisten Schumacher, ab. Trotz seines Antikommunismus und seiner ausgeprägten Russophobie war Schumacher dennoch ein Anti-Nazi. Als SPD-Reichstagsabgeordneter von 1930 bis 1933 war er als Hinterbänkler landesweit bekannt, als er am 23. Februar 1932 in einer flammenden Rede die nationalsozialistische Agitation als einen ständigen Appell an dan inneren Schweinehund im Menschen bezeichnete. Deshalb kam er nach Dachau, aber dort war er Bibliothekar, verweigerte jeglichen Kontakt mit den entstehenden Widerstandsgruppen und wurde 1944 durch Hilfe eines Nazi-Verwandten entlassen.
Die westdeutschen Behörden wurden schließlich so dreist, 1951 gegen amerikanische Pläne zu protestieren, einige der SS-Männer hinzurichten, die bereits 1949 zur Todesstrafe verurteilt worden waren. Der Protest basierte natürlich auf Erwägungen der Humanität und der Menschenrechte, da die Todesstrafe in der BRD abgeschafft worden war!
Bemerkenswert ist, dass das Amnestiegesetz für ehemalige Nazis von 1951 nicht nur mit den Stimmen der CDU/CSU im Bundestag verabschiedet wurde. Auch die SPD hat dafür gestimmt. Vorbei waren die Zeiten, als Schumacher in seiner ersten Rede als Oppositionsführer Mitglieder der CDU/CSU-Fraktion als „Nazis“ bezeichnete. Als der Bundestagspräsident (ebenfalls Mitglied der CDU) sich über Schumachers Worte empörte, riet ein kommunistischer Abgeordneter dem Parlamentspräsidenten lediglich, sich die Lebensläufe der Mitglieder seiner eigenen Fraktion noch einmal anzusehen.
Doch warum entwickelte sich in der BRD eine so breite politische Front, die für eine faktische Auslöschung der Zeit des Dritten Reiches eintrat? Weil Millionen Deutsche fühlten sich unter Hitler durchaus wohl und waren es leid, sich ständig bei den Siegermächten für ihre Vergangenheit zu rechtfertigen. Es gab nur wenige echte Widerstandskämpfer in Deutschland, und die meisten von ihnen waren Mitglieder der Kommunistischen Partei. Während die DDR nach der Definition der westdeutschen Geschichtsschreibung eine „Erziehungsdiktatur“ gewesen sei, in der tatsächlich unversöhnliche Gegner Hitlers an der Macht waren, wurde der Staat in der BRD von einfachen Menschen geführt, die den Nationalsozialismus still „überlebt“ hatten und von seinen sozialen Vorteilen profitierten. Warum also sollten sich Millionen dieser Menschen an die Pakete von der Front erinnern, in denen Ehemänner und Söhne Kleidung von Hingerichteten oder Lebensmittel von russischen oder ukrainischen „Untermenschen“ schickten? Sie wollten das Verschwinden der jüdischen Nachbarn am liebsten einfach vergessen, zumal die Restaurants oder Geschäfte, die von ihnen übrig blieben, an sie, „die Arier“, weitergegeben wurden. Gerade wegen dieser Umstände (obwohl es natürlich auch andere Faktoren gab) hatte das Adenauer-Regime eine breitere gesellschaftliche Basis (1954 meinten 42 % der Befragten in Deutschland, dass sie unter Hitler ein besseres Leben hatten) als das Ulbricht-Regime.
Antifaschisten waren im Nachkriegsdeutschland nicht nur in den 50er Jahren, sondern auch in den 60er und 70er Jahren Ausgestoßene, die in der Regel nicht verstanden, dass mit Hilfe der formal demokratischen und antifaschistischen Verfassung der BRD jene, die sich der Kriegsverbrechen schuldig gemacht hatten, von der westdeutschen Justiz geschützt und behütet wurden. Wie viele lobende Zeilen hat Ulrike Meinhof Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre darüber geschrieben! Sie dachte, dass die bloße Entlarvung der ehemaligen Nazis an der Macht – und insbesondere der Kriegsverbrecher – ausreichen würde, um die Dinge in Ordnung zu bringen. Die antifaschistische Opposition hat sich also auf diese Weise exponiert. Es dauerte nicht lange, bis sie merkten, dass das Bild immer düsterer wurde: Anfang der 1970er Jahre hatten sie Beweise gegen 364.000 Kriegsverbrecher gesammelt (und das war nur ein winziger Teil), während bis 1980 86.498 Personen vor Gericht gestellt und nur 6.329 von ihnen verurteilt wurden, fast alle zu symbolischen Strafen. Die Nazi-Richter wurden überhaupt nie verurteilt: Sie hatten ja „nur nach den Gesetzen der Zeit gehandelt“!
Das Offizierskorps der BRD (insbesondere die höheren Offiziere) bestand fast ausschließlich aus Kriegsverbrechern, die sich so sicher und so wohl fühlten, dass sie sogar (noch vor der offiziellen Ausrufung der BRD, unter den Besatzungsbehörden) die erste neofaschistische Organisation gründeten – die „Bruderschaft“, die von dem Bankier Robert Pferdmenges, einem engen Freund Adenauers, finanziell unterstützt wurde.
Im September 1950. wurde „Die Bruderschaft“ so dreist, dass sie offiziell forderte, Adenauer solle die BRD remilitarisieren und „die Schande von Nürnberg abwaschen“. Zu den Führern der Bruderschaft gehörte General Hans Speidel, den Adenauer bald zum Generalinspekteur der Bundeswehr ernannte. Es scheint, dass Kurt Georg Kiesinger, der 1966 Kanzler wurde, ebenfalls Mitglied der Bruderschaft war. Jedenfalls als Goebbels Staatssekretär und „legitimer Führer“ des nicht länger existierenden Reiches, Werner Naumann, 1950 plötzlich in Westdeutschland auftauchte (und unter seinem eigenen Namen lebte, ohne sich zu verstecken!), besuchte ihn auch Kiesinger regelmäßig wie auch andere Nazis aus dem nationalsozialistischen Untergrund. Naumann war in der Lage, die Rolle des Nachfolgers Hitlers formell zu beanspruchen: Hitler hatte Goebbels zu seinem Nachfolger ernannt und Goebbels hatte Naumann ernannt, bevor er Selbstmord beging. Naumann organisierte in kürzester Zeit eine große Verschwörung, an der die Spitzen der Bundeswehr, der CDU und der FDPD beteiligt waren. Die 1953 von den britischen Besatzungsbehörden verhafteten Verschwörer wurden an die BRD-Justiz ausgeliefert, die sie jedoch freiließ.
Obwohl für das Nürnberger Tribunal eine umfangreiche Liste von Nazi-Kriegsverbrechern – deutschen Industriellen und Bankiers – erstellt wurde, entgingen fast alle einer Bestrafung, und die wenigen, die vor Gericht gestellt und verurteilt wurden, erhielten nur symbolische Strafen – und selbst diese wurden bald amnestiert. Aber das Schlimmste war nicht einmal das. Nicht nur führende Eliten waren in Kriegsverbrechen verwickelt gewesen – Millionen waren es (und nicht nur in der Wehrmacht. In den Krupp-Werken zum Beispiel führten sich einfache Handwerker und Ingenieure wie Sadisten und typische Kriegsverbrecher auf und gingen mit Zwangsarbeitern wie mit Sklaven um).
Eine so „harmlose“ und „humane“ Organisation wie das Deutsche Rote Kreuz versorgte die Nazi-Verbrecher mit Geld und warnte sie vor Gefahren, die von den Strafverfolgungsbehörden anderer Länder für sie ausging. Jeder auf der Liste der hochrangigen Beamten war für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantwortlich. Selbst Menschen, die lange Zeit als „sauber“ galten, entpuppten sich als Nazis. So entpuppte sich der Schöpfer des „deutschen Wirtschaftswunders“, Ludwig Erhard, als Wirtschaftsberater des Nazi-Gauleiters Bürckel – und er vollbrachte zunächst ein „Wirtschaftswunder“ für die Nazis, indem er Hunderttausende von KZ-Häftlingen in den Tod trieb. Immerhin waren allein in der SA und SS, die nach Nürnberg als „verbrecherische Organisationen“ anerkannt wurden, am Ende des Krieges 4 Millionen 450 Tausend Menschen! Nach Berechnungen des bekannten deutschen Existenzphilosophen Karl Jaspers gab es im Nachkriegsdeutschland nicht mehr als 500 Tausend erwachsene Deutsche, die nicht von den Naziverbrechen befleckt waren – und natürlich wurde auch dies beiseite geschoben.
Die BRD war 1965 sogar im Begriff, die Verjährungsfrist für Kriegsverbrechen völkerrechtswidrig auf 1969 zu begrenzen. Der Bundestag ging nicht darauf ein – und die Antifaschisten der BRD betrachteten dies als ihren großen Sieg. Nur Ulrike Meinhof ahnte einen Haken – und sie hatte Recht: selbst sie wusste nicht, dass die ehemaligen Nazi-Handlanger die Kriegsverbrechen bereits in zwei Kategorien eingeteilt hatten: „Totschlag“ und „Mord“ – und die Vernichtung von „Partisanen, Untergrundskämpfern, Saboteuren usw.“ als „Totschlag“ einstuften.
Ist es unter diesen Umständen verwunderlich, dass von den 300 erwiesenen Kriegsverbrechern, die in Auschwitz Tausende ermordet haben, in fünf Prozessen zwischen 1965 und 1974 285 von westdeutschen Gerichten freigesprochen wurden und von den übrigen 15 nur sechs zu lebenslanger Haft verurteilt wurden? Wobei alle bis auf einen, der im Gefängnis starb bald darauf freigelassen wurden.
Und wenn es nur um Richter, Soldaten und Minister gegangen wäre! Nein: Die Linke konnte die Nazi-Mörder so viel entlarven wie sie wollte, die Bundesbürger wählten die Entlarvten in den Bundestag und in die Landtage. Ein Faschist sei, um Lenin zu paraphrasieren, ein Kleinbürger, der über den Terror des Kapitalismus wütend geworden sei. Aber selbst in der florierenden BRD empfand dieser Kleinbürger (nicht unbedingt in Bezug auf seinen formalen sozialen Status, aber sicherlich in Bezug auf seine Psychologie) Sympathie für die Faschisten und nicht für die Antifaschisten. Der Spießer ist ein autoritärer Mensch, er kann nicht ohne Autorität, feste Macht und Stabilität auskommen, und so haben dieselben Personen Hitler in der Nazidiktatur und unter Adenauer – Erhard – Kiesinger in der „repräsentativen Demokratie“ gleichermaßen unterstützt. Alles ist genau so gekommen, wie es die Frankfurter Schule vorhergesehen hatte.
Darüber hinaus begann der westdeutsche Staat, eine antifaschistische Organisation nach der anderen zu verbieten, sobald sie auftauchte: Nach der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes wurden auch der Demokratische Frauenbund Deutschlands, der Freie Deutsche Jugendverband, die Nationale Front des Demokratischen Deutschland, der Kulturbund und das Komitee der Friedenskämpfer verboten. Nach deren Verbot waren die „Tochterorganisationen“ der Kommunistischen Partei an der Reihe (sowohl die wirklichen Tochterorganisationen als auch die von den Behörden als solche deklarierten). Später lehnten die Behörden nach dem Verbot der Sozialistischen Partei Deutschlands (die sich selbst als Nachfolgerin der NSDAP bezeichnete) systematisch Anträge auf das Verbot neofaschistischer Organisationen ab: weil das Verbot einer politischen Organisation eine Notmaßnahme sei und nicht missbraucht werden sollte.
In den 1970er Jahren verschärfte sich die Verfolgung Andersdenkender noch weiter. Am 28. Januar 1972 wurden neue Änderungen des Bedienstetengesetzes verabschiedet. Der damalige Bundeskanzler war der noch heute von manchen Idealisten verehrte Willi Brandt. Das „Gesetz über die Mitgliedschaft in extremistischen Organisationen“ war in erster Linie gegen die neuen Linken als Erben der Studentenbewegung gerichtet. Mit dem so genannten „Radikalenerlass“ sollte verhindert werden, dass diese neuen Linken Einfluss in den Regierungsorganisationen erlangen. Der „Radikalenerlass“ galt auch für Rechtsextremisten, aber die Zahl der von diesem Gesetz betroffenen Rechtsextremisten war deutlich geringer als die der Linksextremisten.
Ein ähnliches Gesetz war bereits in den 1950er Jahren verabschiedet worden – der so genannte „Adenauer-Erlass“, welches die Zulassung zum öffentlichen Dienst nur unter gewissen Kriterien voraussetzte, dass ein Bewerber die Gewähr dafür trug, dass er jederzeit bereit sei, für eine freiheitliche demokratische Grundordnung im Rahmen der Verfassung einzutreten. Bestanden hieran berechtigte Zweifel, rechtfertigte dies die Verweigerung der Annahme in den öffentlichen Dienst.
Insgesamt wurden 3,5 Millionen Anfragen bei den Verfassungsschutzämtern gestellt. In 10.000 Fällen – andere Quellen sprechen von etwa 100.000 Menschenschicksalen – führte dies in vielen Fällen wegen „verfassungswidriger Tätigkeit“ oder Zugehörigkeit zu „verfassungswidrigen Organisationen“ zur Verweigerung der Einstellung und damit zum Berufsverbot. In 130 Fällen wurden die Betroffenen entlassen. Die Gründe, warum ein Bewerber als verdächtig eingestuft wurde, wurden in vielen Fällen willkürlich festgestellt. Es reichte aus, in einer Organisation aktiv zu sein, der auch Kommunisten angehörten. Beispiele für solche Organisationen waren die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Antifaschistische Union, die Deutsche Friedensgesellschaft, Bund der Kriegsdienstverweigerer oder der Bund demokratischer Juristen. Der „Radikalenerlass“ ist übrigens immer noch gültig. Heute wie damals wird es vor Allem gegen die linken eingesetzt, aber wird vor allem damit legitimiert, dass es angeblich Neonazis den Zugang zum öffentlichen Dienst verwehre.
Anlässlich des Mauerfalls und der damit verbundenen Verunglimpfung der DDR als totalitärer Staat, Terrorregime und was weiß ich noch alles, wäre es angebracht, nach und nach wieder Ordnung und einen wirklichen Überblick über die Ereignisse herzustellen. Es wäre zum Beispiel gut, wenn die 3,5 Millionen Menschen, die von der Verfolgung durch den „Verfassungsschutz“ betroffen waren, ihre Akten lesen könnten. Einige Opfer des „Radikalenerlasses“ sind auch heute noch nicht rehabilitiert. Oder ist die ganze endlose „Arie über die schreckliche DDR“ womöglich aufgebläht, um von sich selbst und den vielen zerstörten Leben in der BRD abzulenken? Man solle lieber verschweigen, dass der Druck, der durch den „Radikalenerlass“ auf die Kandidaten für öffentliche Ämter ausgeübt wurde sicherstellte, dass nur die Gehorsamsten, die bereit waren, sofort und eifrig zu gehorchen in Ämter gespült wurden.
Die BRD wurde in Folge zu einer kleinbürgerlichen Gesellschaft, die mit dem „Dritten Reich“, den Konzentrationslagern und Gaskammern nichts zu tun haben wollte. Die Situation wurde durch die Flucht fortschrittlicher Intellektueller in die DDR noch verschärft. Man erzählt gerne davon, wie Menschen aus der DDR in die BRD flohen, aber die käuflichen Propagandisten verschweigen, dass es auch entgegegengesetzte Fluchtströme gab (Anfang der 50er Jahre war es vom Ausmaß durchaus vergleichbar). Sogar Soldaten der Bundeswehr und des Grenzschutzes mit der Waffe in der Hand flohen in die DDR. Die in die DDR geflüchteten Linksintellektuellen konnten sich in der „neuen Heimat“ weitgehend nicht verwirklichen, aber auch der kulturelle Raum der Bundesrepublik wurde ihnen vorenthalten.
Die meisten Professoren an den Universitäten – hatten seinerzeit fast Alle eine nationalsozialistische Vergangenheit. Später empörten sich viele „Wissenschaftler“ über die rebellischen Studenten der 60er Jahre und brandmarkten sie als „Raudis“: Was für ein Skandal, sie buhten die Professoren aus, beschimpften sie, ließen sie nicht auf die Bühne!
Der berühmte westdeutsche Historiker Ernst Nolte war über das freidenkerische und respektlose Verhalten der Studenten so beleidigt, dass er sogar behauptete, dass auf der Grundlage der „marxistisch geprägten“ Studentenbewegung in der BRD der „Faschismus entstehe“! Derselbe Nolte, der 1986 einen „Historikerstreit“ auslöste, um den Nationalsozialismus zu rehabilitieren (nicht völlig ohne Erfolg).
Die Lektüre Noltes Bücher offenbart, was für ein guter Rechtsstaat Nazi-Deutschland doch gewesen sei und dass der Nationalsozialismus der einzige Weg gewesen sei, die westliche Zivilisation vor dem schrecklichen, grausamen asiatischen Bolschewismus zu schützen, und in den Fußnoten versteckte Passagen lesen, welche die „Revisionisten“ rechtfertigen, die Hitlers Völkermord leugneten und behaupten, dass die Nazis in den Gaskammern niemanden ausrotteten, sondern „Parasiten ausrotteten“). So sieht „seriöse Wissenschaft“ auch heute noch in der BRD aus, geschweige denn in den 50er Jahren.
Der Bundesbürger der 50er und 60er Jahre hasste jeden, der ihn an seine faschistische Vergangenheit erinnerte – zumal der Bundesbürger nun eine neue Lieblingsbeschäftigung hatte: den Konsum. Noch in den späten 60er und frühen 70er Jahren hatte der durchschnittliche Bundesbürger kein Interesse an Kultur, war nur mit seiner Familie und seiner Arbeit beschäftigt und neigte zur Selbstisolation: Es war nicht üblich, Nachbarn zu besuchen oder um Hilfe zu bitten. Seine Hauptbeschäftigungen waren: als er jung war, ein bisschen Sport; als er älter war, Fernsehen, ein eigenes Haus, ein eigenes Grundstück und natürlich das Sparen. Das beliebteste Getränk war nach wie vor das „Führertrunk“ Bier (147 Liter pro Person und Jahr, verglichen mit 32 Litern Tee und 94 Litern Milch).
In einem solchen Umfeld ist es schwierig, anzunehmen, dass ein Deutscher Bundesbürger nicht mehr in einem zutiefst faschistischen Land lebt. Ulrike Marie Meinhof und ihre Mitstreiter hatten es geahnt.“
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Nahe an der Thematik (zT überschneidend) ist dieser Artikel: https://sarandip2021.wordpress.com/2021/11/14/der-schleyer-komplex/