Wenn es um Kohle geht – und um viel mehr

Veröffentlicht von

Wenn es um Kohle geht – und um viel mehr

In Lützerath braucht man nicht die Kohle, sondern die Polizei, um ein Lauffeuer an Zusammenhängen, Erkenntnissen und Schlussfolgerungen auszutreten.

Wir hoffen, dass wir Lützerath sechs Wochen lang halten können“, sagte Dina Hamid, Sprecherin der Initiative Lützerath Lebt, am 8. Januar 2023. Zu dieser Zeit befanden sich etwa 700 Menschen in dem Erkelenzer Ortsteil. Geplant seien unter anderem Sitzblockaden sowie die Besetzung von Baumhäusern und Hütten. „Wir werden um jeden Baum, um jedes Haus, um jeden Meter in diesem Dorf kämpfen. Denn wer Lützerath angreift, greift unsere Zukunft an“, erklärte Luka Scott von ‚Ende Gelände.‘

 

„RWE will Lützerath abreißen lassen, um an den darunter liegenden Kohleflöz heranzukommen. Dies sei nötig, um die Energieversorgung sicherzustellen, sagt der Konzern. 280 Millionen Tonnen Braunkohle will RWE auf diese Weise allein in Garzweiler noch abbauen. Die schwarz-grüne NRW-Landesregierung und das grün geführte Wirtschaftsministerium hatten dies im vergangenen Oktober endgültig beschlossen. Dabei belegen wissenschaftliche Studien, dass der Dorfabriss für die Sicherung der Energieversorgung nicht nötig ist. Stattdessen würden der Abbau und das Verbrennen der besonders klimaschädlichen Braunkohle das Einhalten der 1,5-Grad-Grenze unmöglich machen und zum Hindernis für die notwendige Energiewende werden.“ (AFN News vom 8. Januar 2023)

Nun hat die „Energiewende“ mit mehreren Tausend Polizeibeamten zugeschlagen. Sie haben fast alles abgeräumt und zerstört, damit RWE das machen kann, was nicht nur „wissenschaftlich“ Irrsinn ist.

Aber darum geht es schon lange nicht mehr:

 

Wenn es um Kohle geht – und um viel mehr

Wolf Wetzel

Nachtrag:

Die Filmszene vom Versuch, Lützerath wiederzubesetzen, die der Filmemacher Fred Kowasch ins Netz gestellt hat, hat mich auf verschiedenen Ebenen berührt. Dabei ging es weniger um die Gewaltszenen, von denen man viele zu sehen bekommt, wenn sich Menschen wehren und Regierung und Polizei zusammen erklären, dass sie doch nur das Recht schützen. Nun, ich habe genug Erfahrungen der letzten 50 Jahren gesammelt, um genau das am allerwenigsten anzunehmen.

In solch zugespitzten Situationen hat das Recht die Größe eines Gartenzwerges.

Der Horizont wird in einer geschlossenen Linie aus Mannschaftswagen der Polizei markiert, als wäre das der neue Horizont.

Dann sieht man Polizisten, die eine Wiederbesetzung von Lützerath verhindern wollen und alles machen, was ihnen befohlen wird. Doch dann bleiben sie im wahrsten Sinne des Wortes im Schlamm stecken.

Auch das kann passieren.

Aber hier hat es eine besondere Symbolik: Die DemonstrantInnen können sich einigermaßen gut im Schlamm bewegen. Das hat keine sportlichen Gründe. Sie sind einfach nicht so schwer bewaffnet, was sie nicht ganz so massiv „herunterzieht“. Ganz im Gegensatz zu den Polizisten. Sie versinken im Schlamm und können sich aus eigener Kraft nicht der „Schwerkraft“ ihrer Aus/Rüstung entziehen.

Sie wirken so dermaßen hilflos, dass man erahnen kann, was passiert, wenn sie diese „Schmach“ auf Befehl verarbeiten: Die massiven und widerlichen Verletzungen von Demonstrantinnen hat also wenig mit deren Vorhaben zu tun, sondern vor allem mit der Schmach, die mit diesen Übergriffen heimgezahlt wurde.

Dabei ging es am aller wenigsten um den Schutz des Eigentums, das man für den Energiekonzern RWE ins Feld führt. Denn hier geht es um eine zuvor vorgenommene Enteignung, die nun mit aller Gewalt zementiert werden soll:

„Durch den Polizeieinsatz am Samstag sei eine ‚hohe zweistellige bis dreistellige Zahl‘ von Personen verletzt worden, sagte eine Sprecherin des Demosanitätsdienstes in einer am Sonntag verbreiteten Mitteilung. Darunter seien viele schwer und sogar einige lebensgefährlich Verletzte.“ (Junge Welt vom 16.1.2023)

Quellen und Hinweise:

Klimaaktivist:innen in Lützerath rufen Tag X aus: https://anfdeutsch.com/Oekologie/klimaaktivist-innen-in-lutzerath-rufen-tag-x-aus-35736

Der Tunnel unter Lützi: https://www.youtube.com/watch?v=xonrW2smPyg

Eine kleine Szene im Zuge der Räumung/Interpool tv: https://www.youtube.com/watch?v=jhXcv0BiRwk

Kriegstreiber*innen verstehen die Welt nicht mehr: https://wolfwetzel.de/index.php/2022/07/06/kriegstreiberinnen-verstehen-die-welt-nicht-mehr/

Wenn nicht nur (grüne) Blätter fallen …: https://wolfwetzel.de/index.php/2022/11/09/wenn-nicht-nur-blaetter-fallen/

“Auf nach Lützerath!” – Pyrotechnik, Schlagstöcke und Schlamm beim Run auf den Zaun, von Fred Kowasch, Lützerath: http://interpool.tv/

Oder als Kurzfassung: https://www.youtube.com/watch?v=MvypprBcDjQ

Groß-Demo bei Lützerath | Wiederbesetzung knapp gescheitert: https://www.freie-radios.net/119744

Rede von Greta Thunberg in Lützerath: https://odysee.com/@RTDE:e/greta-thunberg-in-luetzerath:3?src=embed

 

 

 

 

 

 

 

Views: 433

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert