Bio-Terrorismus – made in USA Anthrax-Spuren und Desinformationskrieg

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Bio-Terrorismus – made in USA

Anthrax-Spuren und Desinformationskrieg

Am 2. Oktober 2001 wurde ein Fotoredakteur des Boulevardblatts ›The Sun‹ mit schweren Fieberkrämpfen und Artikulationsstörungen in das John F. Kennedy-Hospital in Atlantis im US-Staat Florida eingeliefert. Zuerst vermuteten die Ärzte eine Hirnhautentzündung. Im Zuge von Laboruntersuchungen stießen sie jedoch auf Sporen, deren Bild alsbald tausendfach vergrößert und einige Tage später millionenfach medial verbreitet auf den Frontseiten aller Zeitungen zu finden waren:

Anthrax (Bacillus anthracis), zu deutsch, Milzbranderreger.

 

Während die Suche nach der Ursache für diese rätselhafte und absolut seltene Krankheit seine Zeit dauerte, stand mit dem ersten Milzbrandopfer eines sofort und zweifelsfrei fest: Dieser Milzbrandfall ist kein wie auch immer zustande gekommener Unfall, sondern das Werk von Bin Laden bzw. des ›terroristischen Netzwerkes‹ Al Qaida, denen die USA einen Tag nach den Anschlägen vom 11.9.2001 den Krieg erklärten.

Welche Beweise die US-Behörden für diesen behaupteten Zusammenhang hatten, interessierte nicht. Aus welchen Quellen sich dieses ›Wissen‹ speiste war ohne Belang. Wichtig war etwas ganz anderes: Die Lücke zwischen Terroranschlag und Krieg schien geschlossen zu sein. Mit den Milzbrandanschlägen konnte die Vorstellung von einem Kriegszustand genährt werden, gegen den sich die USA militärisch ›verteidigen‹ muss.
Tag für Tag folgten weitere Fälle von Milzbrand. Mal tauchten damit infizierte Briefe bei Redakteuren amerikanischer Zeitschriften auf, mal erhielten US-Abgeordnete eine solche tödliche Nachricht. Wen es heute, morgen trifft, schien keine Logik zu haben. Und doch zeigte genau das, was wie Zufall oder Willkür aussah, Wirkung. Alle fühlten sich angegriffen:

»Zehntausende im Land schluckten Antibiotika; mehr noch bunkerten Medikamente, Nahrungsmittelvorräte, Gasmasken für alle Fälle.« (FR vom 17.2.2002)

Auch in Deutschland wurde die Gefahr solcher terroristischer Anschläge ›sehr ernst‹ genommen. Berichte über Verdachtsfälle, Mutmaßungen, medizinische Ratschläge und behördliche Sicherheitsmaßnahmen füllten die Zeitungen und Fernsehbildschirme – und erfüllten ihren Zweck. Nichts ging über einen Verdacht hinaus. Vieles stärkte dennoch die »bedingungslose Solidarität« (Bundeskanzler Gerhard Schröder) mit den USA, das von heimtückischen und verbrecherischen Angriffen heimgesucht wurde.
Auf einer Welle der Angst und Hysterie liefen die Kriegsvorbereitungen der US-Alliierten auf Hochtouren.

Bio-Terrorismus – Made in USA

Wer erinnert sich heute noch an die Serie von Milzbrand-Anschlägen? Wer will heute wirklich noch wissen, wer hinter diesen Terroranschlägen steckt?
Es ist ungeheuer still geworden, um diesen Kriegsschauplatz – der so nützlich war, als es darum ging, die Kriegsvorbereitungen der US-Alliierten gegen Afghanistan auch moralisch abzustützen.
Jetzt sind die Toten dieses Krieges kein Wort mehr wert. Insgesamt neunzehn Menschen erkrankten an diesen Milzbranderregern. In fünf Fällen war der Verlauf tödlich. In aller Stille wurden die Toten in diesem schmutzigen Krieg verscharrt. Kein Heldenbegräbnis, wie im Fall der Opfer des 11. September. Keine öffentliche Trauer. Kein öffentlicher Opferfond, der die Hinterbliebenen entschädigt. So konzertiert die amerikanische Öffentlichkeit die Opfer dieses Bioterrorismus und Bin Laden/Al Qaida als Täter in den Mittelpunkt rückten, so konzertiert ist das (Ver-)Schweigen, sieben Monate nach dem ersten Milzbrandopfer. Ein Schweigen, das sich mit der Verlautbarungspolitik der US-Behörden und des Weisen Hauses deckt.

Was ist passiert?

Drei Monate nach dem ersten Milzbrandfall in den USA sickerten erste Meldungen durch die Presse, die den behaupteten Zusammenhang zwischen den Milzbrandfällen und ›islamistischen Terror‹ gehörig ins Wanken brachten: »Wissenschaftler der US-Armee haben erstmals zugegeben, in einem Labor seit 1992 waffenfähige Milzbranderreger hergestellt zu haben. Das Material sei ›genetisch identisch‹ mit Sporen, die in Briefen an Medienkonzerne und zwei Senatoren enthalten waren, berichten US-Zeitungen […] Die US-Streitkräfte produzierten das waffenfähige Anthraxpulver in geringen Mengen in einer Armee-Einrichtung für biologische und chemische Kampfstoffe in Dugway (US-Bundesstaat Utah). Das wurde dort […] offiziell bestätigt. Als Grundlage nutzten die Wissenschaftler den so genannten Ames-Stamm, der auch bei den jüngsten Milzbrandanschlägen in den USA verwendet wurde. Keinem anderen Land soll es bisher gelungen sein, waffenfähige Milzbranderreger aus einem Ames-Stamm herzustellen.« (FR vom 14.12.01)
In einem weiteren Labor, in dem ›Medizinischen Forschungsinstitut der US-Armee für ansteckende Krankheiten‹ in Fort Detrick, wurde ebenfalls waffenfähige Milzbranderreger hergestellt. Dort befindet sich bis heute das Zentrum der US-Biowaffen-Forschung, das eigentlich, sprich offiziell seit 1969 nicht mehr existiert.
Nicht nur die US-Armee unterhält geheime Zentren für Bio-Terrorismus. Auf der Suche nach den Milzbrand-Attentätern stieß das FBI auf seine eigene Schwesterbehörde, den amerikanischen Geheimdienst (CIA). Dabei kam heraus, dass der CIA seit 1997 an einem geheimen Biowaffen-Programm arbeitet, unter dem perversen Codenamen ›Clear Vision‹ (FR vom 17.4.2002).
Was eigentlich zu irgendwelchen afghanischen Höhlen mit bärtigen und fanatischen Frankenstein-Monstern führen sollte, führte zur Aufdeckung von geheimen Kriegslabors in den USA selbst. Ein weiteres politisches Ereignis trug schließlich dazu bei, die US-Propaganda vom ›gerechten Krieg‹ in sich zusammen brechen zu lassen.
Im selben Jahr, 2001, stand die Verabschiedung des Zusatzprotokolls zur Biowaffenkonvention an, der auch die USA beigetreten sind. Dieses Bio-Waffen-Übereinkommen (BWÜ) aus dem Jahr 1972 verbietet die Entwicklung, Herstellung und Lagerung von Krankheitserregern für kriegerische Zwecke und ordnet die Vernichtung von Beständen an. Mit dem zu verabschiedenden Zusatzprotokoll sollte eine Lücke in dieser Biowaffenkonvention geschlossen werden: das Fehlen klarer, effektiver Kontroll- und Überwachungsmechanismen. Allen voran die USA verhinderten eine glaubhafte Ächtung biologischer Waffen – egal, in welchen Händen sie sich befinden: »Trotz der vielfältigen Differenzen bestand […] am 23. Juli 2001 die Hoffnung, dass der Protokollentwurf, wenn auch nicht angenommen, so aber doch weiter als Verhandlungsgrundlage gelten würde […] Diese Hoffnung machte eine vom amerikanischen Delegationsleiter Donald Mahley […] verlesene Erklärung zunichte. Mahley machte deutlich, dass die USA sich außer Stande sähen, den Protokollentwurf zu akzeptieren, auch dann nicht, wenn er substantiell geändert würde. Vielmehr seine die USA der Auffassung, weder Meldungen noch Vor-Ort-Maßnahmen seien sinnvolle Instrumente zur Stärkung des B-Waffen-Übereinkommens […] « (Oliver Thränert, Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin, nach FR vom 21.11.01)
Mit der Blockadepolitk der USA wird vor allem eines offensichtlich: der behauptete Kampf gegen den Terror, gerade auch im Hinblick auf die weltweite Ächtung biologischer Waffen, ist eine Farce. Wenn die USA mit ihren Kriegen etwas verteidigen, dann ist es u.a. auch ihr Monopol auf völkerrechtlich geächtete biologische Waffen. Welches Gewicht diese Option auf terroristische Kriegsführung hat wird deutlich, wenn man um die Dimension weiß:

»Ein Drittel aller Labors, […] die B-Waffen herstellen können« (FR vom 18.8.2001) befinden sich in den USA.

Mit dem Wissen um diese Bio-Waffen-Konvention, mit dem Wissen darum, wie kontinuierlich die USA dieses Abkommen brechen, wird noch etwas anderes deutlich: die Mär vom universalistischen Recht, dem sich alle Staaten unterordnen zu haben.
Es gehört zu den Absurditäten dieses Völkerrechtsdiskurses, dass ausgerechnet die USA dem Irak mit Krieg drohen, weil die irakische Regierung die Zusammenarbeit mit den Waffeninspektoren verweigert.
Zeitgleich wird die Existenz von illegalen Kriegslabors und Bio-Waffen-Programmen in den USA bekannt, ohne dass dieselben Völkerrechts-BefürworterInnen diesen Verstoß auch nur im Ansatz zu ahnden versuchen.

Fünf Tote für eine künstliche, selbstgeschaffene Kriegsfront

Natürlich ist es wichtig und richtig, dem plötzlichen Schweigen, sowohl in amerikanischen, als auch deutschen Regierungskreisen nachzugehen. Vieles stinkt dabei zum Himmel.
Doch weder das »peinliche Schweigen« (FR vom 17.4.2002), noch die öffentlich-gewordenen illegalen US-Kriegslabors, werden zum Stolperstein einer Kriegspolitik, für die fünf tote Milzbrandopfer eine gute, lohnende Investition sind.
Auch wenn die Spuren dieses Bio-Terrorismus in die Labors der US-Armee und des amerikanischen Geheimdienstes (CIA) führen – das Ziel ist längst erreicht: Wer als potentielle/r KriegsbefürworterIn nach weiteren Kriegsgründen suchte, wurde bewaffnet. Wer dem ausgerufenen Dauerkriegszustand noch moralische und/oder (völker-)rechtliche Bedenken entgegenstellte, wurde mit diesen Bioterroranschlägen entwaffnet.
Mit der Behauptung, den Anschlägen vom 11.9.2001 und den Milzbrandanschläge läge eine gemeinsame Täterschaft zugrunde, sollte anschaulich gemacht werden, dass die Gefahr nicht vorüber ist. Damit war eine Kette von feindlichen Kriegshandlungen geschmiedet, gegen die man sich nur mit Krieg ›verteidigen‹ kann. Ein Krieg, der erst aufhört, wenn der Feind militärisch besiegt ist.
Wer glaubte und/oder zu bedenken gab, bei den Anschlägen vom 11.9.2001 handelte es sich nicht um einen Krieg, sondern um einen terroristischen Anschlag, setzte sich – von nun an – dem Verdacht der Verharmlosung aus.

Auch auf der symbolischen Ebene waren die Milzbrandanschläge ein großer Erfolg. Mit ihnen wurde noch einmal die Physiognomie eines Feindes nachgezeichnet, der vor nichts zurückschreckt. Ein Feind, der aus der ›Völkergemeinschaft‹ ausbricht, der selbst die elementarsten Regeln des Krieges missachtet. Ein Feind, dem jedes Mittel, jede Waffe recht ist, auch und gerade solche, die völkerrechtlich geächtet sind.
Nichts eignet sich dazu mehr, als ein weiteres Mal die heimtückischen Mittel des Feindes herauszustellen: Was erst einmal wie eine Krankheit aussah, entpuppte sich als schmutzige Kriegsführung. Selbst die unscheinbarste Berührung, das Öffnen eines Briefes, konnte den Tod zur Folge haben. Jede/n sollte es treffen. Nirgendwo konnte man sich mehr sicher sein. Die Grenze zwischen unschuldigen ZivilistInnen und geregelten Grausamkeiten unter Soldaten war durchbrochen. Der ‚totale Krieg‘ durfte Erinnerungen wecken.
Und noch eine ganz wichtige Botschaft wurde mit diesen Bio-Anschlägen verschickt. Das Bild vom Krebsgeschwür ›Bin Laden‹ und den Metastasen, den weltweit wuchernden Al Qaida-(Killer-)Zellen: Sie breiten sich aus, sie streuen, sie ruhen, sie teilen sich. Sie fallen ganz lange nicht auf, und wenn sie auffallen, ist es zu spät. Sie sind schwer zu lokalisieren – schon gar nicht mit bloßem Auge. Was auf den ersten Blick ›gesund‹, ›gutartig‹ aussieht (wie z.B. die ›Schläfer‹), stellt sich – meist zu spät – als bösartig und tödlich heraus.
Mit diesen Milzbrandanschlägen wurde die Anleitung zum Krieg mitverschickt: Es gibt keinen klaren Frontverlauf, keinen uniformierten, klar zu erkennenden Feind mehr. Es herrscht Krieg, aber kein normaler Krieg. Dafür wurde das Wort von der »asymmetrischen Kriegsführung« erfunden. Was nichts anderes heißen soll: Was bisher galt, zählt nicht mehr. Wer diesen Feind ausmerzen will, muss die Regeln der Krebsbekämpfung beherrschen bzw. anwenden: Chemotherapie und Bestrahlung. Dabei wird auch ›gesundes Gewebe‹ zerstört, dabei wird es auch zu ›Kollateralschäden‹ kommen. Das ist der Preis fürs nationale (Über-)Leben, der jetzt bezahlt werden muss.
Ohne dem stellvertretenden Verteidigungsminister Paul Wolfowitz ins Wort zu fallen, kann man sich seine Ankündigung auf der Zunge zergehen lassen: Die USA sind entschlossen, »Staaten zu beseitigen (ending states), die den Terrorismus fördern.« (FR vom 15.9.01)

Die ›Unberührbaren‹ – das amerikanische Terroristen-Schutzprogramm

Kurz nach den Anschlägen vom 11.9.2001 setzte eine gigantische Repressionswelle in den USA ein. Auf Anweisung des Justizministers Ashcroft wurden landesweit mehr als 5.000 Immigranten aus dem Nahen und Mittleren Osten zur Vernehmung vorgeladen, ohne dass gegen sie etwas vorlag. »Der Minister ermächtigte die Einwanderungsbehörde, verdächtige Ausländer auch dann noch festzuhalten, wenn eine Richter ihre Freilassung verfügt.« (FR vom 7.12.2001)
Über 1.100 Menschen arabischer Herkunft oder moslemischen Glaubens wurden nach dem 11.9.2001 in amerikanischen Gefängnisse interniert, »auf unbestimmte Zeit, wie es seit einer Gesetzesänderung am 26. Oktober 2001  […]  möglich ist.« (FR vom 10.11.01)
Diese Gesetzesänderung ist Teil eines umfassenden Anti-Terror-Paketes, das unter dem Namen ›USA Patriot Act‹ in einem bis dahin für unmöglich gehaltenen Maße verfassungsrechtlich verbürgte Schutzrechte außer Kraft setzt. Neben erweiterten Befugnissen der Bundespolizei FBI, der legalen Inhaftierung von Terrorismus verdächtigen Ausländern bis maximal sieben Tagen ohne formelle Anklage, der Ausweitung von Fahnungsbefugnissen von Polizei und Geheimdienst, sticht vor allem eines hervor: die Einrichtung vom Militärtribunalen. Diese Kriegsgerichte können so geheim sein, dass sie theoretisch bereits stattgefunden haben, ohne dass es die Öffentlichkeit mitbekommen hat. Denn das ›Gesetz‹ sieht unzählige Möglichkeiten vor, die Öffentlichkeit auszuschließen. Selbst der Angeklagte kann aus dem Prozess ausgeschlossen werden, wenn geheimes Belastungsmaterial in dieses angetäuschte Gerichtsverfahren eingeführt werden soll. Stimmen die als Richter verkleidete Militärs einstimmig, ist der Angeklagte anschließend tot. Auch der Berufungsweg kann sich sehen lassen, eine dreiköpfige Kommission, deren Mitglieder vom US-Präsidenten selbst benannte Offiziere sind. Eine andere, gesetzlich geregelte Form der Lynchjustiz.
Was Amnesty International als »schwer beunruhigend« bezeichnet, ist nichts anderes als die sektoriale Einführung diktatorischer Verhältnisse.
Wenn man sich diesen irrsinnigen Sicherheitsapparat vor Augen hält, dann wundert einen nichts mehr – oder eines doch: Bis heute wurde nicht einmal ein einziger Verdächtiger festgenommen und öffentlich genannt, der im Zuge der Fahnungsmaßnahmen gegen die Attentäter der Milzbrandanschläge vernommen wurde.
Aber vielleicht gibt es ja gar keinen Grund, den Fahndungsapparat in Gang zu setzen! Vielleicht gibt es viel mehr Gründe für eine garantierte Erfolglosigkeit!
Im Gegensatz zu den Attentätern des 11.9.2001 sind alle US-Armeeangehörige und alle CIA-Mitarbeiter, die in geheimen Labors für Bio-Terrorismus arbeiten, bekannt. Und ganz sicher ist der Kreis derer, die es mit Milzbranderregern zu tun hatten, mehr als überschaubar.
Aber wer nach dem ersten Milzbrandfall die Öffentlichkeit und die Suche nach den möglichen Attentätern so sicher nach Afghanistan dirigieren und lenken kann, wer nach diesen abscheulichen Verbrechen so verblüffend erfolglos ist, der versteht auch etwas vom Schutz von Terroristen, die sich an der künstlich geschaffenen Kriegsfront verdient gemacht haben: »Die renommierte Mikrobiologin Barbara Hatch Rosenberg von der New York State University vermutet sogar, dass das FBI den Namen der Täter längst kennt. Der Betreffende sei für die Ermittler aber ›unberührbar‹, weil er etwas wisse, was für die Vereinigten Staaten ausgesprochen schädlich sei.« (FR vom 17.4.02)

Die amerikanischen Behörden wiesen diesen behaupteten Zusammenhang als Unsinn zurück – ohne anderweitige Ermittlungsergebnisse zu veröffentlichen. Dafür nahmen amerikanische JournalistInnen die Spur auf – und wurden pfündig: ›Mister Z‹, wie er in manchen Zeitungsrecherchen genannt wird, hat einen Namen und eine lange Geschichte: Steven Hatfill, »Biowaffenexperte im Dienste dreier Regierungen und als Unscom-Inspektor der Vereinigten Nationen im Irak, derzeitiger Aufenthaltsort unbekannt«. (FR vom 20.7.2002).
Interessant an diesen Recherchen sind nicht nur die Indizien, die dort zusammengetragen werden und seine (Mit-)Täterschaft nahe legen. Politisch prisanter ist die Tatsache, dass anhand seiner Biographie, seines beruflichen Werdeganges ein kleiner Teil der verdeckten, schmutzigen Kriegsführung öffentlich wird, die seit Jahrzehnten in den USA praktiziert werden:
Von 1975 bis 1978 arbeitete Steven Hatfill als Biowaffenexperte im Institut für Militärhilfe der US-Army in Fort Bragg.
Von 1978 bis 1984 weist seine Legende ein Studium in Medizin in Harare/Rhodesien aus. Tatsächlich arbeitete er dort für das weiße Rassistenregime, im Special Air Squadron (SAS), eine berüchtigte Eliteeinheit zur Aufstandsbekämpfung. »In diesen Jahren bricht in Rhodesien eine Milzbrand-Epidemie aus, die nach Ansicht vieler Experten alle Züge biologischer Kriegsführung trägt.« (FR vom 20.7.2002)
1979/80 infizieren sich laut offizieller Statistik 10.738 Personen, 182 Menschen kommen ums Leben.
Mitte der 80er Jahre stellt Steven Hatfill sein Bioterror-Wissen dem Apartheid-Regime in Südafrika zur Verfügung. Militärs und Wissenschaftler räumten später, vor der Wahrheitskommission, ein, dass sie in den 70er und 80er Jahren an einem südafrikanisches Biowaffen-Programm arbeiteten bzw. beteiligt waren.
Dann verliert sich seine Spur, bis Ende der 90er Jahre. Vieles spricht dafür, dass er nicht aus dem Geschäft war. Denn spätestens mit dem Jahr 1997 lässt sich belegen, dass Steven Hatfill als Biowaffen-Experte im ›Medizinischen Forschungsinstitut für ansteckende Krankheiten‹ in Fort Detrick, das Zentrum der Biowaffenforschung der US-Armee, tätig war. Wie es der Zufall will, startete der amerikanische Geheimdienst (CIA) im selben Jahr ein geheimes Biowaffenforschungsprogramm, unter dem Code-Name ›Clear Vision‹. Ziel dieses Programmes war und ist, u.a. waffenfähige Milzbranderreger herzustellen.
Man kann sich über die Schlüssigkeit und Stichhaltigkeit der zusammengetragenen Beweise streiten, die Mister Z in Verbindung mit den Milzbrandanschlägen in den USA bringen. Ob er gegebenenfalls zum verwirrten ›Einzeltäter‹ gemacht wird und/oder Spezialist für ›schmutzige Kriegsführung‹ ist, ist weniger eine juristische, viel eher eine politische Frage. In beiden Fällen dürfte er den höchsten Schutz amerikanischer Behörden genießen.
Wie gesagt, sein derzeitiger Aufenthaltsort ist: unbekannt.

Wolf Wetzel
Krieg ist Friede. Über Bagdad, Srebrenica, Genua, Kabul nach…, Wolf Wetzel, Unrast-Verlag, Münster, 2002

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5 Kommentare

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  2. Dass die Massenmedien den 11. September tatsächlich in allein Feinheiten und Unklarheiten aufklären, davon darf wohl eher nicht ausgegangen werden (obwohl die tausende „Journalisten“ hätten). Zumindest scheint der Drogenmarkt dort im überfallenen Land Afghanistan weiter zu wachsen, 8 Prozent zum Beispiel bei Cannabis – ominöserweise ist in der Grafik dort in 2001 die Produktion bei Opium “leicht” nach unten gegangen – war da irgendwas in 2001?
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