Wider der (Kriegs-)Legenden

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Wider der (Kriegs-)Legenden

Zu einem Krieg gehören immer Legenden. Das ist bei dem russischen Einmarsch in die Ukraine nicht anders. Die russische Regierung wolle mit diesem Krieg eine „Entnazifizierung“ der Ukraine erreichen. Mal abgesehen davon, dass dies am aller wenigsten eine militärische Angelegenheit ist, ist dieses Ansinnen zwar edel, aber doch … nicht die ganze Wahrheit. Denn die wesentlichen Gründe für diesen Angriffskrieg liegen nicht in der Ukraine, sondern bei all den Ländern, die seit 1990 mit Russland und der Ukraine nur „spiel/ten“. Dazu gehören als Hauptakteure die EU genauso wie die NATO.

Für die wiederrum gehört die „Maidan-Legende“ zu einem ganz wesentlichen Baustein, um die Behauptung zu untermauern, man unterstütze die Ukraine, weil man dort so sehr die Demokratie liebe und jetzt gegen die russische Aggression verteidigen wolle.

Maidan 2014 mit profaschistischer Schlagkraft

 

Nichts liegt dem freien Westen ferner, als demokratische Verhältnisse. Sie haben nicht die geringsten Probleme mit Oligarchen, mit Diktaturen, mit einem autoritären Regime – wenn sie ihre Interessen bedienen.

Das weiß man und nickt das ganz schnell als Realpolitik ab. Aber jetzt würde das den ‚Freiheitskampf‘, den ausgerechtet die EU und die NATO unterstützen, mächtig stören.

Deshalb sieht man heute auch nicht das, was man 2014 sogar in Deutschland sehen konnte. Dazu gehört u.a. die Reportage von Panorama über das „Maidan-Märchen“ und die politischen Folgen.

Ich würde annehmen, dass diese knapp sechs Minuten reichen, dass man sich sicher sein kann, dass es im „Ukraine-Konflikt“ ganz sicher nicht um Demokratie geht.

Der Panorama-Beitrag vom 6.03.2014 hat den Titel:

„Putsch in Kiew: Welche Rolle spielen die Faschisten?“

und wird vom Sender so anmoderiert:

„Wer sind die Guten, wer sind die Bösen? Diese Frage stellt man sich ja bei einem Konflikt, wie dem in der Ukraine. Da waren auf der einen Seite die gewaltigen Bilder vom Maidan, mit den im Rauch wehenden Fahnen, den Rebellen mit den rußgeschwärzten Gesichtern, unser Vitali Klitschko, das Blumenmeer auf dem Platz. Und auf der anderen Seite die aufziehenden Kriegsschiffe und die rollenden russischen Panzer. Die Bilder haben ihre Wirkung nicht verfehlt: die Rebellen, das sind auf jeden Fall die Guten. Auf diese Sicht hat man sich in Deutschland schnell geeinigt. Davon kommt man schwer weg. Und übersieht nun vor lauter Revolutionsromantik: Unter den Rebellen sind nicht nur Gute.“

Wenn man nicht wüßte, dass die Anmoderation aus dem Jahr 2014 stammt, würde man sie heute als überaus treffend durchgehen lassen.

Dafür würde heute die Moderation, die Redaktion den Hut nehmen „dürfen“.

„Die Revolution in der Ukraine:

Erkämpft von den Menschen, die monatelang auf dem Kiewer Maidan gegen die korrupte Regierung von Viktor Janukowitsch protestierten. Der größte Teil der Demonstranten auf dem Maidan kämpft seit Ende November 2013 für eine demokratische und freiheitliche Ukraine, in der sich Politiker und Oligarchen nicht wie bisher auf Kosten des Volkes selbst bedienen.

Doch von Anfang an spielen auch rechtsextreme Kräfte auf dem Maidan eine wichtige Rolle: Die ultranationalistische Partei Swoboda (Freiheit), die mit gut zehn Prozent der Stimmen in der Werchowna Rada, dem ukrainischen Parlament, sitzt, ist seit Beginn der Proteste ein wichtiger Akteur, neben Wladimir Klitschkos Udar und Julija Timoschenkos Vaterlandspartei.

Oppositionsbündnis mit Swoboda

Klitschko und die Vaterlandspartei sind ein offizielles Bündnis mit Swoboda eingegangen, die in Deutschland gute Kontakte zur NPD pflegt. So empfing zum Beispiel die NPD-Fraktion im sächsischen Landtag im Mai letzten Jahres eine Swoboda-Delegation.

Swoboda selbst stellt nun mehrere Regierungsmitglieder, darunter den Vizechef der Regierung und den Generalstaatsanwalt. Der Chef des „Rechten Sektor“, Dmitrij Jarosch, ist nun Vizechef des nationalen Sicherheitsrates, der wiederum vom Sicherheitsbeauftragten des Maidan, Andrej Parubi, geleitet wird – auch er ein Swoboda Gründungsmitglied. Parteichef Oleh Tjahnibok schimpfte einst über die „russisch-jüdische Mafia“, die die Ukraine kontrolliere.“ (Sendertext)

Zu den Parolen der Swoboda-Partei gehören:

„Ukraine den Ukrainern“

„Bekämpft die Russen-Schweine“

Aus dem profaschistischen Hinter- und Vordergrund macht die Swoboda-Partei und ihr Chef Oleh Tjahnybok kein Geheimnis: Sie verstehen sich als

Erben von Bandera“.

Bandera war ein Nazi-Kollaborateur und aktiver Antisemit.

Für welche ‚Freiheit‘ auch auf dem Maidan 2013/14 gekämpft wurde, macht der Schlachtruf des „rechten Sektors“ deutlich:

Bandera, komm zurück und sorge für Ordnung“.

 

Ein etwa sieben-minütiger Beitrag findet sich hier: https://www.youtube.com/watch?v=_glE6YWFeX0

Und dort findet ihr den Panorama-Beitrag vom 06.03.2014: https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2014/Putsch-in-Kiew-Welche-Rolle-spielen-die-Faschisten,ukraine357.html

 

Dass ein Protest, der sich zuerst und vor allem gegen einen Oligarchen gerichtet hat, ‚umkippt‘ ist nichts Ungewöhnliches. Sehr früh haben sich in die Proteste nationalistische und profaschistische Kräfte und Organisationen (wie der „rechte Sektor“) eingemischt und die Dynamik bestimmt. Dabei spielte die Unterstützung aus dem ‚freien‘ Westen eine nicht unerhebliche Rolle. Man wollte die Unzufriedenheit in der Bevölkerung nutzen, um ein pro-westliche und NATO-freundliche Regierung an die Macht zu putschen. Dass sich an dem oligarchen und reaktionären Regime nichts geändert hat, war kein Fehler, sondern miteingepreist.

Wenn bis heute von einer „Revolution“ die Rede ist, die auf dem Maidan 2014 stattgefunden hat, dann ahnt man, warum sie bis heute gefeiert wird. Sie alles, nur keine Revolution.

Wolf Wetzel                                      5.3.2022

 

Quellen und Hinweise:

Wie der „Euro-Maidan“ entstanden ist, welche politischen Konstellationen dort eine Rolle gespielt haben, und wie wenig das mit einer Revolution zu tun hat, kann man hier nachlesen:

„Euro-Maidan“ – das laute Schweigen des Antifaschismus, Hans Christoph Stoodt und Wolf Wetzel (2014): https://wolfwetzel.de/index.php/2014/04/14/euro-maidan-das-laute-schweigen-des-antifaschismus/

 

 

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