„Ich halte nichts davon, einen dritten Weltkrieg herbeizureden“ Helmut Schmidt

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„Ich halte nichts davon, einen dritten Weltkrieg herbeizureden“

Helmut Schmidt, ehemaliger SPD-Kanzler in den 1970er Jahren steht für vieles, aber ganz sicher nicht für Pazifismus. Seine Partei hat dem Nato-Doppelbeschluss zugestimmt, ihn befürwortet und mit aller Gewalt umgesetzt. Damals, in den 1980er Jahren ging es darum, den sozialistischen Ostblock „totzurüsten“. Man wusste und kalkulierte damit, dass die Sowjetunion das Wettrüsten nicht durchhalten werde bzw. nur auf Kosten massiver sozialer Verwerfungen. Das Ziel war, die Systemkonkurrenz zu beseitigen, ohne Einsatz von Atomwaffen. Das gelang. Eigentlich hätten die Sieger zufrieden sein können. Der Ostblock zerfiel, der kapitalistische Westen bediente sich im Osten wie bei einem Ausverkauf.

Mit diesem Sieg konnte man locker verkraften, dass man versprach, dass sich die NATO nicht nach Osten ausdehnen werde, dass man mit dem wirtschaftlichen Reibach zufrieden ist.

Doch das dauerte nicht lange. Die NATO brach ihr Versprechen und alle deutschen Bundesregierungen beteiligten sich aktiv an diesem militärischen Vorgehen.

Helmut Schmidt ist wirklich keine „Friedenstaube“, ganz sicher ein Machiavellist und im besten Sinne ein Vertreter des „ideellen Gesamtkapitalisten“. Dieser hat die Aufgabe, keine kurzfristigen Ziele zu verfolgen, sondern dem Staat und den Wirtschaftsinteressen langfristig und strategisch zu dienen. Und genau in diesem ‚staatsmännischen‘ Denken handelte er, als er die Ereignisse in der Ukraine, das systematische Vorrücken der NATO in einem Interview aus dem Jahr 2014 kritisierte.

Darin wirft er der EU-Kommission vor, „die Ukraine anzugliedern“. „Falsch sei auch, Georgien an sich zu ziehen. ‚Das ist Größenwahn, wir haben dort nichts zu suchen‘. (…) Weiter sagte Schmidt:

Ich halte nichts davon, einen dritten Weltkrieg herbeizureden, erst recht nicht von Forderungen nach mehr Geld für Rüstung der Nato. Aber die Gefahr, dass sich die Situation verschärft wie im August 1914, wächst von Tag zu Tag‘.“ (spiegel.de vom 16.05.2014)

Sage also niemand, die systematische Eskalation in und um die Ukraine sei nicht gewollt gewesen – genau mit dem Ziel, „die Ukraine anzugliedern“ und damit auch militärisch an die Grenze zu Russland vorzurücken.

Dass genau dies die Bedrohung erzeugen soll/te, für die nun Russland verantwortlich gemacht hat, hat Helmut Schmidt ganz hanseatisch und kühl als Beitrag zu einem III. Weltkrieg beschrieben.

Wenn heute also bis in „Friedenskreise“ hinein, das Ende der russischen Aggression gefordert wird, dann liegt man in der Analyse hinter Helmut Schmidt. Und dieses Wissen sollte man zumindest nicht unterbieten.

Wolf Wetzel                                                      3.3.2022

 

Quellen und Hinweise:

Helmut Schmidt wirft EU Größenwahn vor, spiegel.de vom 16.5.2014:

https://www.spiegel.de/politik/ausland/ukraine-krise-helmut-schmidt-wirft-eu-groessenwahn-vor-a-969773.html

Winner takes it all: https://wolfwetzel.de/index.php/2022/02/21/winner-takes-it-all/

Die Russen kommen … jetzt doch nicht: https://wolfwetzel.de/index.php/2022/02/16/die-russen-kommen-jetzt-doch-nicht/

Apropos erster Krieg in Europa nach 1945:

Der Nato-Angriffs-Krieg gegen die Bundesrepublik Jugoslawien 1999: https://wolfwetzel.de/index.php/2018/07/04/der-nato-krieg-gegen-jugoslawien-1999/

 

 

 

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