Wie konnte es zur „Corona-Krise“ kommen? Eine anarchafeministische Kritik am Feminismus und an der Linken. Die schönen Rosen

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Wie konnte es zur „Corona-Krise“ kommen?     Eine anarchafeministische Kritik am Feminismus und an der Linken.

Von “Die schönen Rosen”

 

Liebe Feministinnen, liebe Links-Verortete,

 

muss man Hellseherin sein, um zu erahnen, dass wir uns in einem Epochenwechsel befinden? Dass der Kapitalismus seit 2008 zu Ende ist?

Damals, als Merkel und Steinbrück uns kreidebleich baten, unser mühsam Erspartes bitte bei den Banken zu lassen – das Geld sei sicher. Das war es natürlich nicht und ihnen ging der Arsch auf Grundeis. Der klinisch tote Patient wird seitdem künstlich am Leben gehalten. Niemandem dürften die immer niedrigeren Zinsen, die immer höheren Bankgebühren oder die brutale Sparpolitik vor allem in Griechenland entgangen sein. Dass hier etwas im Argen liegt, ist auch für Laien offensichtlich. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die nächste Finanzblase platzt, und die Reichen und Schönen sich zu ihrem Machterhalt ein neues Spiel für uns überlegen. Das ist nicht unser „Geschwurbel“, sondern u.a. das von Klaus Schwab. Und selbst der Desinteressiertesten sollte aufgefallen sein, dass die repräsentative Demokratie, die angeblich fortschrittlichste Form des Zusammenlebens, am Ende ist; dass ein Parteiensystem sich selbst den Totenschein ausstellt, wenn sich alle – und das über Monate – einig sind, es keine Opposition mehr gibt.

Die Fakten der C-Krise liegen schon lange offen auf dem Tisch. Sie sind die gleichen wie immer: dass es manche Akademiker mit der Abgabe wissenschaftlicher Texte nicht so genau nehmen; dass die Pharmalobby eine Mafia bleibt; dass die reichsten Menschen der Welt ihre nützlichen Idioten an den gewünschten Schaltstellen platzieren; dass es Regierungen noch nie um Gesundheit ging; dass gelogen wird, dass sich die Balken biegen. Essentielle Bestandteile des Herrschaftssystems Patriarchat eben. Vor Corona hättet Ihr Feministinnen und Linken all dem zugestimmt. Aber jetzt soll das alles auf einmal nicht mehr gelten? Oder wie erklärt sich, dass ein Großteil von Euch die Füße still hält oder noch schlimmer den korrupten Regierungen und gekauften Medien das Wort redet? Dass Ihr diejenigen, die ganz gerne ihre schwer erkämpften, freiheitlichen Grundrechte wieder hätten, die von Euch so genannten ‚Corona-Leugner‘, beleidigt, diffamiert, denunziert, stalkt? Ihr Feministinnen schweigt über die fortschreitende Machtbündelung, als ginge Euch das alles nichts an. Als wären Geld, Eliten, Staatsgewalt einfach so vom Himmel gefallen und nicht etwa menschengemachte Herrschaftsinstanzen des Patriarchats. Ihr Linken tretet auf wie dressierte Pawlowsche Hunde: Es braucht nur einer zu rufen „Da sind Rechte/Antisemiten!“ und schon kläfft Ihr drauf los. Ob das überhaupt stimmt – egal! Hauptsache auf der vermeintlich richtigen Seite stehen. Imagepflege geht vor. Ein Gutmensch ist das Gegenteil von einem guten Menschen.

Wie konnte es dazu kommen, dass einige wenige Euch so eine gigantische Lüge auftischen? Und wie konnte es dazu kommen, dass (zu) viele von Euch sich diese Lüge bereitwillig haben auftischen lassen?

Wenn Feminismus eine aufklärerische Bewegung war, wenngleich nie der Masse und nie einheitlich, zeitweilig zu seinen Hochzeiten autonome Parallelstrukturen erschaffend (z.B. Kinderbetreuung in den 1970ern), so ist er mittlerweile verkommen zu einem Irrläufer, der sich auf Nebenkriegsschauplätzen verausgabt, das eigentliche Ziel, die Abschaffung des Patriarchats, aus den Augen verloren hat. Feminismus als schmückendes Etikett, als Selbstbedienungsladen für Frauen wie Männer zur eigenen Vorteilnahme, als Sammelbecken für lauter Patriarchatsgestörte: eine vergewaltigte Frau wird zur „Erlebenden“; Prostituierte einerseits, Verhüllte andererseits – die Hure und Heilige – verklärt zu frei und selbstbestimmt Agierenden; eine biologische Tatsache wie das Geschlecht1 wird zu einem subjektiven Gefühl; aus der deutschen Sprache wird zu deren Entpatriarchalisierung ein Kodex aus *, Lücken, _ und Pausen beim Sprechen, einem Sprachfehler anmutend; aus untertänigen Bittstellerinnen, die über jedes Schikane-Stöckchen springen, was der Staat ihnen hinhält, werden in arroganter Weise umgedeutete Anständige, Zivilisierte, Vornehme, Vernünftige. Wir sind ja nicht die lauten Ungehobelten! Aus der Sklavin des Ehemanns wurde die Sklavin des Arbeitsmarktes; aus der Naturmutter die Patriarchatsangestellte. Aus Systemsturz wurde Reformismus; aus Emanzipation Assimilation. Der Feminismus hat sich verfangen im patriarchalen Koordinatensystem (vgl. Cecosesola2). Frauen haben sich mit der großzügigen Gewährung von etwas mehr Eigenständigkeit, mit der Einräumung von etwas mehr Macht und Karriere auf der Hierarchieleiter korrumpieren lassen. Manche haben sich einfach nur lächerlich gemacht. Viele sind einfach nur feige.

Emanzipierte Frauen tragen seit 2020 stolz Masken, verstecken sich, machen sich unsichtbar, weil es Menschenleben rettet und „es ist doch nur ein Stück Stoff“ – so wie der Schleier auch nur ein Stück Stoff ist, der vor sexuellen Übergriffen schützt … Studentische, männliche – pardon, muss natürlich korrekt ‚als männlich gelesene‘ heißen – Supermarktaushilfen zeigen heutzutage ihre weiche, weibliche Seite nicht nur mit langem, zum Zopf gebundenen Haar, sondern gerne auch, wenn sie unmaskierte Personen beim Abkassieren runterputzen. Ob die Unmaskierten dafür möglicherweise gesundheitliche Gründe haben, egal. Das eigene ach so rücksichtsvolle Verhalten hervorhebend spiegelt man den Kunden ihre Asozialität wider. Diese neue Form der Solidarität eignet sich außerdem ganz hervorragend dazu, in der eigenen linken Community damit zu prahlen, um Anerkennung zu buhlen. Heldentum war noch nie so einfach. Alte und kranke Menschen besuchen, ihnen am Sterbebett die Hand streicheln, wird völlig überbewertet.

Diejenigen von Euch, die nicht so rumheucheln, jammern dafür, etwas ehrlicher zwar, nämlich dass es ihnen um sich selbst geht, nicht um andere, aber auch selbstmitleidig: Gestern kein Wort über den Tod verloren, gehört Ihr heute auf einmal mit Mitte 40 zur Risikogruppe. Wisst Ihr was: Ihr seid Evolutions-, Immunsystem-, Selbstheilungskräfteleugner! Wie wär’s, wenn Ihr mal Euren Lebensstil überdenkt, Eigenverantwortung für Euren Körper übernehmt? Euer Übergewicht abspeckt, Fast Food und Rauchen einstellt, das Auto verkauft, Konflikte austragt, Eurem Chef die Meinung sagt, die Arbeitszeit verkürzt, alte Traumata bewältigt, in Frieden mit Euch kommt? Stattdessen maßt Ihr Euch an, anderen Gebote aufzuerlegen, ihnen einen schlechtes Gewissen zu machen. Wie praktisch, dann sind am Ende sie, die anderen, für Euer – wahrscheinlich so schnell nicht eintretendes – Ableben verantwortlich, nicht Ihr selbst.

Zwei Grundgewalten des Patriarchats, die wirtschaftliche namens Kapitalismus und die verwalterische in Form der repräsentativen Demokratie, sind heute kurz vor dem Abschmieren – so wie Ihr es all die Jahre vorhergesagt habt, weil sie suizidal programmiert sind, weil jedes Imperium irgendwann zerfällt. Fakten, die so offensichtlich sind, mit solch einer Vehemenz zu ignorieren oder -ja- zu leugnen, wie Ihr es gerade tut, ist schon sehr auffällig. Geht Euch jetzt, wo der Systemausstieg zum Greifen nahe ist, die Düse? Projiziert Ihr das Leugnen unbequemer Tatsachen von Euch auf andere? (‚Wer mit dem Finger auf andere zeigt, zeigt mit drei Fingern auf sich selber.‘) Habt Ihr Euch in Euren politischen Kämpfen so sehr in Sackgassen verloren, nie gefunden, dass beim Wegbruch Eures Feindbildes nur noch eine leere Hülle von Euch übrig bleibt, Euer Lebensinhalt flöten geht? Und dass Ihr diese innere Leere, nicht zu wissen, wer Ihr eigentlich seid, wozu Ihr dann noch lebt, wenn Ihr nicht mehr gegen etwas sein könnt, vor Euch verheimlichen möchtet? Weil es zu schmerzhaft, peinlich wäre, wo Ihr doch alle so intellektuell und gebildet seid? Weil es irgendwie auch bequem und selbstgefällig ist, in einer Opferrolle zu verharren oder sich als Retter aufzuspielen? Dann bekommt man Aufmerksamkeit, kann sich moralisch über andere erheben, fühlt sich gut dabei, muss nicht auf sich selber schauen, auf die eigenen Unzulänglichkeiten und Fehler und an sich selber arbeiten. Dann offenbart Ihr, dass es Euch nie um die Sache ging, sondern um Euch selbst. Das ist allerdings nicht solidarisch, wir Ihr vorgebt, das ist egoistisch.

Wenn Ihr Feministinnen und Linken Euch als Aufklärerinnen und Kämpferinnen verstehen wollt, die sehr wohl wissen, wie Angst und Herrschaft funktionieren, dann seid Ihr jetzt gerade die Ehefrau, die zu ihrem prügelnden Mann zurückgeht, obwohl draußen die Freiheit auf sie wartet. Dann seid Ihr jetzt die ausgestiegene Prostituierte, die ins Bordell zurückkehrt, weil sie sich in der altbekannten Scheiße besser zurechtfindet. Dann seid Ihr jetzt der Baumwollpflücker, der nach Abschaffung der Sklaverei bei seinem Herrn bleibt, weil er gar nicht (mehr) weiß, wie Selbstbestimmung sich anfühlt. Die Angst vor der eigenen Courage und einer ungewissen Zukunft ist menschlich. Aber wer vorher so auf die Pauke gehauen hat, muss dann auch liefern.

Über tausend Jahre Patriarchat, das heißt unzählige Generationen Macht, Herrschaft, Gewalt, Gehorsam, Manipulation, Gehirnwäsche, Selbstentfremdung, Hierarchien in allen Lebensbereichen sind genug. Lasst uns endlich alle auf Augenhöhe begegnen. Lasst uns das Bordell abfackeln! Wir werden es sonst bitter bereuen.

Die schönen Rosen (26. Januar 2021)”

Diese Gruppe versteht sich als Radikalfeministinnen und arbeitsmüde Lohnsklavinnen.

Anmerkungen:

1 Auch die Intersexualität ist eine biologische Tatsache.

2 Cecosesola ist eine Kooperative in Venezuela, die seit Ende der 1960er besteht und deren Mitwirkende sich mühselig aus ihrer patriarchalen Sozialisierung befreien mussten: über persönliche Gespräche, Reflexion, Vertrauensaufbau, Berücksichtigung der Gefühlslage bei der Produktivität … (Auf dem Weg – Gelebte Utopie einer Kooperative in Venezuela, 2012)

 

Ein kurzes Loblied

Als ich den Text gelesen hatte, ihn habe wirken lassen, hatte ich für kurze Augenblicke das Gefühl, die 1980er Jahre zu spüren. Ein Text, der nicht die Luft anhält, sondern tief durchatmet und gleichzeitig die Fenster und Türen aufreißt.

Auf diesem Blog finden sich weitere sehr leseneswerte Beiträge: https://dieschoenenrosen.blog/2021/01/26/wie-konnte-es-zur-corona-krise-kommen/

Und wer diese Medizin liebt, für die ist auch dieser Beitrag ein Hochgenuss:

Kritik an der Corona-Politik unter feministischen Gesichtspunkten

 

 

 

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3 Kommentare

  1. Liest sich wie Öl, bin ich versucht zu sagen, mir fehlt leider die Zeit, ausführlich zu kommentieren.

    Deshalb beschränke ich mich auf Mitteilung eines Links zu einem Artikel, der mir zum Thema zu passen scheint:
    „Corona: Frauenrechte im Ausnahmezustand“
    https://www.rotefahne.at/corona-pandemie

    Vielen Dank für die gute Arbeit und das Aufrechterhalten linken und kritischen Denkens in dieser Zeit der Antiaufklärung, Verdunkelung und Vernebelung.

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