Danger Dan. Ein Lied über Elsässer, Kubitschek und Gauland, über Faschisten – bis hin zum NSU 2.0 in Polizeiuniformen
Mit lohnenswerten Ergänzungen von Danger Dan und dem Pianisten Igor Levit
Ein Lied, das über vieles nachdenkt,
zu vielem anregt, mit vielem aneckt,
Zusammenhänge herstellt, die man gar nicht wahrhaben will.
Und schon gar nicht zuende denken möchte.
Ein Lied, das sanft und beschwingt
Illusionen zerstört
die einen hilflos und ohnmächtig machen
Ein Lied das am Ende mit einem Wort eine Tür aufstößt
die so viele zugemauert haben, die man öffnen kann
nicht nur als Rapper
mit und ohne Musik.
Strophe 4
„Nein, ich wär nicht wirklich Danger Dan
Wenn ich nicht Lust hätte auf ein Experiment
Mal die Grenzen auszuloten, was erlaubt und was verboten ist
Und will euch meine Meinung hier erzähl’n
Jürgen Elsässer ist Antisemit
Kubitschek hat Glück, dass ich nicht Bogen schieß‘
An Reptilienmenschen glaubt nur der, der wahnsinnig ist
Gauland wirkt auch eher wie ein Nationalsozialist
Faschisten hören niemals auf, Faschisten zu sein
Man diskutiert mit ihnen nicht, hat die Geschichte gezeigt
Und man vertraut auch nicht auf Staat und Polizeiapparat
Weil der Verfassungsschutz den NSU mitaufgebaut hat
Weil die Polizei doch selbst immer durchsetzt von Nazis war

Weil sie Oury Jalloh gefesselt und angezündet hab’n
Und wenn du friedlich gegen die Gewalt nicht ankommen kannst
Ist das letzte Mittel, das uns allen bleibt, Militanz.“
(Auszug aus dem Songtext
„Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“, Danger Dan, 2021)
https://dangerdan.lnk.to/diavdkg
Es gibt ein recht interessantes Gespräch in der Böhmermann-Sendung, zu der Danger Dan und der musikalisch und politisch in die Tasten hauende Pianist Igor Levit eingeladen waren.
Böhmermann stellt selbstverständlich die Frage, die fast wie ein Lasso auf dem Fußboden liegt, inwieweit sich die im Lied besungenen Notwendigkeit von Militanz noch in der künstlerischen oder bereits im strafbaren Zone aufhält?
Danger Dan verweist u.a. auf die Pogrome in Rostock-Lichtenhagen Anfang der 1990er Jahre, wo es notwendig war, einzugreifen, erst recht dann, wenn die Polizei die Pogrome geschehen lässt und er greift weit zurück auf das „Dritte Reich“, das man nicht besiegt habe, indem man Bonbons aus den Flugzeugen geworfen habe.
Danach äußert sich Igor Levit:
„Es gibt keine Debatte nach Freiheit ohne Debatte nach Macht. Was ist Macht, wo liegt sie? … Du stellst mit der Kunst, mit einem Text, mit der Musik auch eine Machtfrage … Und das ist viel entscheidender als die Frage, wo endet die Kunstfreiheit. Wo gibt es die organisierten Machtstrukturen, die andere Menschen … ja … einfach umbringen oder canceln, tatsächlich … Ja also ganz ehrlich: Zur Hölle damit … ich kann‘s immer und immer wieder sagen: Kunstfreiheit ist eine große Debatte, die überall geführt wird, aber sehr häufig als Ablenkungsdebatte …“
Ein wirklich bemerkenswerter Einwurf, mit einem befreienden Blick hinter das, was mit der Debatte um Kunstfreiheit verdeckt wird.
Es lohnt sich also, diesem Gespräch in ganzer Länge zu folgen: Wer oder was ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt? | ZDF Magazin Royale 2021: https://www.youtube.com/watch?v=8FXQOVnp8lk
Wolf Wetzel 5.5.2021
unmusikaliche Hinweise und Quellen:
NSU 2.0 | Wenn der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) als Polizeizelle wiederauftaucht
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