Zwischen der „Zukunft zugewandt“ und „Kommunisten müssen traurig sein“

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Zwischen der „Zukunft zugewandt“ und „Kommunisten müssen traurig sein“

Wie die Zukunft, also das Heute und Morgen, in der Geschichte verhakt bleibt, wo man die Bedeutung der DDR-Geschichte so was an übertreibt, damit für die kapitalistische Gegenwart fast nichts mehr übrigbleibt, habe ich in den Beitrag: Das Ossi- und AfD-Phänomen“ an einigen Punkten ausgeführt.

Es geht dabei nicht um den Staub der Geschichte,

sondern darum, die essenziellen Bedingungen für einen  Sozialismus herauszuarbeiten, zu benennen, damit man endlich anfangen kann, zu unterscheiden, was war (in der DDR) und was sein könnte (im Land XXX)!

In diesem Kontext habe ich auf die zwei Ereignisse verwiesen, die deutlich machen, dass die Nicht-Debatte über das Scheitern des Sozialismus in der DDR das politische Umgehen bis heute prägt, auf eine Weise, die einen mehr als traurig macht – nicht nur als KommunistIn:

Die Causa Andrej Holm: Der Sieg der städtischen Jagdgesellschaft: https://wolfwetzel.de/index.php/2017/01/17/causa-andrej-holm-und-der-sieg-der-staedtischen-jagdgesellschaft/

Die Causa IM Arnold Schölzel/Junge Welt/Markus Mohr: Die Widersprüche sind die Hoffnungen – Mein Engagement als freier Beiträger für die Tageszeitung Junge Welt wurde beendet: https://wolfwetzel.de/index.php/2019/08/27/die-widersprueche-sind-die-hoffnungen-mein-engagement-als-freier-beitraeger-fuer-die-tageszeitung-junge-welt-wurde-beendet/

Gerhard Hanloser und Matthias Reichelt haben am 27.8.2019 betreff „Causa IM Arnold Schölzel/Markus Mohr/jW“ einen Brief an die jW-Redaktion geschrieben, als gelegentliche Autoren und im kommunistischen Geist:

Lieber Stefan Huth, lieber Peter Merg, liebe Redaktion der jungen Welt,

mit großer Verwunderung haben wir zur Kenntnis genommen, dass die Redaktion der jungen Welt offensichtlich den junge Welt-Autoren und Genossen Markus Mohr, den wir sehr schätzen, die weitere Publikationstätigkeit verwehrt und noch nicht einmal auf seinen Brief an Chefredaktion und Feuilleton reagiert, um sich mit ihm argumentativ auseinanderzusetzen.

Der Grund? Weil er scharfe und angemessene Worte für die gegen Linke gerichtete Spitzeldienste des ehemaligen Chefredakteurs der jungen Welt in dem Antirepressionsorgan Rote Hilfe gefunden hat.

Wir fragen uns: Seid ihr nicht nur der DDR-Souveränität beraubt, sondern auch der Souveränität von Argumentation? Kritik und Auseinandersetzung gehören doch elementar zur Linken dazu. Außerdem muss Differenz argumentativ ausgetragen und gerade angesichts sonstiger großer Gemeinsamkeiten ausgehalten werden, denn nur so kann ein emanzipatorisches Projekt in der Zukunft Bestand haben und gelingen.

Wir wollen weiterhin die Artikel von unserem Genossen Mohr in der jungen Welt lesen, der sich wie kein anderer in der Geschichte der antiautoritären und außerparlamentarischen Westlinken auskennt und dessen Artikel offenbar nicht nur von der Redaktion, sondern auch von weiten Teilen der Leserschaft lange Zeit geschätzt wurden. Und wir meinen, die junge Welt sollte auf keinen Fall für die Zukunft auf die kenntnisreiche Analyse des Genossen Mohr verzichten. Von seinen Beiträgen kann das wichtige linke Zeitungsprojekt junge Welt, für das wir ja selbst auch seit vielen Jahren gerne und aus einer solidarischen und dezidiert politischen Haltung heraus Artikel beitragen, nur profitieren.

Mit solidarischen Grüßen und Wünschen sowohl für ein souveränes linkes Zeitungsprojekt sowie den Genossen Markus Mohr.

Gerhard Hanloser, Matthias Reichelt

Von einer Antwort ist mir nichts bekannt.

 

Anlässlich der Filmpremiere “Und der Zukunft zugewandt” hat Gerhard Hanloser den Bogen nochmal gespannt und einen Leserbrief an die Junge Welt geschrieben.

“Und der Zukunft zugewandt”

Zum Artikel „Kommunisten müssen traurig sein“. Im neuen Böhlich-Film ist die DDR eine immer schon vergebliche Hoffnung.

LeserbriefKai Köhler schreibt mit spitzen Fingern eine Rezension des Films “Und der Zukunft zugewandt“. Die DDR sei darin immer schon vergebliche Hoffnung, so seine Kritik, die Niederlage von 1989 entwerte in der Dramaturgie alle Kämpfe in der Haupthandlung 1952/53. Das barsche Urteil irritiert. Der Regisseur Böhlich schlägt sich in seinem unbedingt empfehlenswerten Film ganz offensichtlich und vernehmbar eben nicht auf die Seite der Einheitsgröhler ’89. Die Grundstimmung ist angemessen melancholisch, die sympathisierende Zeichnung der kommunistischen Protagonistin unübersehbar.

Ebenso verdeutlicht dieser Film, woran der Aufbau der DDR von Anfang an krankte:

Staat machen zu müssen mit einem Volk, das das braune Hemd schnell in ein blaues und vielleicht auch vice versa vertauschen könnte (so ein bitterer Satz des “Sekretärs für Agitation und Propaganda”, Leo Silberstein). Das Trauma des Faschismus, das die antifaschistisch legitimierte Repression gegen alle, die nicht der Parteilogik folgten, unterfütterte. Auch die Tatsache, dass die Parteispitze insgesamt durch die autoritäre und unterwürfige Schule des Stalinismus gegangen war und dieser mit Kommunistenverfolgung und -ermordung jeglichen Emanzipationsgehalt verspielt hatte. Mit der SED-Autorität Schuck (interessanter Weise von Bernd Stegemann gespielt), der so humorfrei wie abstoßend brüllend um Linie bemüht ist, präsentiert der Film eine dominierende Figur der roten Aristokratie. Dass sie, wie die den Stalinschen Säuberungen zum Opfer gefallene Berliner Agit-Prop-Gruppe “Kolonne Links”, an deren Schicksal der Film erinnert, in keiner der zwei jW-Besprechungen Erwähnung finden darf, ist interpretationsbedürftig.

Gerhard Hanloser, Berlin/ 2019“

Ob dieser Leserbrief für eine Debatte gut ist oder für den Papierkorb, darf nachgeschaut werden …

Wolf Wetzel               10.9.2019

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