Ganz schön kompliziert – Heinrich Heine und die Gelbwesten
Manche behaupten ja gerne,
dass alles ganz schön kompliziert sei,
mit der Weltlage, mit klaren Frontziehungen,
mit einer eigenen Haltung.
Es gäbe also kein Schwarz und Weiß mehr,
kein Oben und Unten
keine Herrschaft und Unterdrückung,
also auch kein Gut und Böse mehr
da
- nun wieder zurück zum Anfang –
alles viel komplizierter sei,
um dann
ganz unkompliziert klein beizugeben,
damit es die Oben ganz einfach haben.
Diese Gedanken schossen mir durch den Kopf, als ich ein Gedicht von Heinrich Heine geschickt bekam,
aus dem Land der Gelbwesten (gilets jaunes), denen man ja auch – und gerade hier – vorwirft,
dass sie es sich viel zu einfach machen …
Heinrich Heine hat diese Zeilen 1851 publiziert
Weltenlauf
Hat man viel, so wird man bald
Noch viel mehr dazu bekommen.
Wer nur wenig hat, dem wird
Auch das Wenige genommen.
Wenn du aber gar nichts hast,
Ach, so lasse dich begraben –
Denn ein Recht zum Leben, Lump,
Haben nur, die etwas haben.
(Heinrich Heine, 1851, aus: “Romanzero” – Zweites Buch)
Es bleibt den LeserInnen überlassen, festzustellen, wie viel anders und komplizierter es heute ist,
167 Jahr später.
Wolf Wetzel
5.1.2019
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