„Junge Männerhorden“ und der alte staatstragende Rassismus

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„Junge Männerhorden“ und der alte staatstragende Rassismus

 

„Aber schon die Gedanken – und nicht erst die Rede – des Erdenmenschen sind nur ein Kleid und eine Beschönigung seiner Strebungen und Interessen, die er in rechtliche Form bringt, indem er denkt, so dass er meist lügt, bevor er spricht, und seine Worte so redlich kommen, weil nicht sie erst gelogen sind, sondern bereits die Gedanken.“ (Thomas Mann, Joseph und seine Brüder)

 

Es gibt zwei Wege, Rassismus und Nationalismus zu fördern, ihn zu befeuern und mit beidem Politik zu machen.

Man kann „Zigeuner“ zischen oder man kann „Roma und Sinti“ sagen und in beiden Fällen dasselbe meinen.

Man kann „Itacker“ brüllen oder man kann sich „ein Mann mit italienischen Wurzeln“ herausquälen und in beiden Fällen dasselbe meinen.

Der Kabarettist Hagen Rether brachte diese Verlogenheit auf den Punkt:

Früher hießen sie Zigeuner und durften bleiben, heute heißen sie Sinti & Roma und werden ausgewiesen. Wir schieben politisch korrekt ab.“

 

Der grüne baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann und der Fraktionschef der Grünen im Bundestag, Anton Hofreiter, haben für diesen staatstragenden Rassismus ein Paradebeispiel geliefert.

Anlass war eine angezeigte Vergewaltigung nach einem Discobesuch in Freiburg und der Festnahme von sieben Syrern und einem Deutschen als Tatverdächtige.

In einem Zeitungsinterview wusste Kretschmann sofort, was zu tun ist:

Solche Gruppen muss man trennen und an verschiedenen Orten unterbringen“, sagte Kretschmann. Der Gedanke, einige von ihnen „in die Pampa“ zu schicken, sei nicht falsch.

Salopp gesagt ist das Gefährlichste, was die menschliche Evolution hervorgebracht hat, junge Männerhorden. Solche testosterongesteuerten Gruppen können immer Böses anrichten.“ (stimme.de vom 10. November 2018)

Da ist also zuerst einmal eine Anzeige. Zum Zweiten werden Verdächtige festgenommen. Und zum Dritten sucht sich Kretschmann das aus, was ihm passt: die sieben festgenommenen Syrer.

gesellige weiße Männer

 

Was die festgenommenen Syrer zur „Männerhorde“ werden lässt, während sieben und mehr Deutsche – in aller Regel – keine „Männerhorde“ bilden, sondern eine gesellige Runde,

 

ist Kretschmanns Geheimnis bzw. eine klassische rassistische Selbstverständlichkeit:

Drei plus x und Nicht-Deutsch = Männerhorde.

Und gehen wir einmal davon aus, das diese Vergewaltigung stattgefunden hat. Was hat eine Vergewaltigung mit dem Herkunftsland des/der Täter zu tun?

Braucht man in Deutschland Syrer und/oder Flüchtlinge, um Vergewaltigungen anzuprangern und zu verfolgen?

Lassen wir uns einmal ganz darauf ein und nehmen einfach mal an, dass die Herkunft (Geschichte, Tradition usw.) eine alles überragende Rolle spielt. Wären dann nicht „die Deutschen“ aufgrund ihrer mörderischen Geschichte (mindestens) Vergewaltiger per se?

Winfried Kretschmann interessieren weder diese Fragen, noch die Antworten. Er weiß, wie man mit einer solchen nicht-deutschen Männerhorde umgeht: Man muss die (Horden-)Mitglieder trennen, wie wilde Tiere. Zweitens muss man sie genau so behandeln, weil Kretschmann weitsichtig ist und den Hormonhaushalt von „Syrern“ aus dem Effeff kennt: Sie sind „testosterongesteuert“, während er nur ganz salopp und hormonfrei die Sau auslässt.

Was er auf jeden Fall und ganz sicher weiß, ist, wie das ankommt: Er kann sich des Zuspruches bis hin zur AfD sicher sein.

Man muss Kretschmann dankbar sein, dass er mal salopp, also frei genau das sagt, was er denkt, was sein Handeln steuert. Er erspart uns damit die Ansammlung von Worthülsen. Er macht deutlich, was sich Regierungsparteien und die AfD teilen, wenn es salopp zugeht.

Das könnte zum Nachdenken anregen. Das könnte die Frage in den Raum stellen: Was unterscheidet jene, die den „Rechtspopulismus“ anprangern und bekämpfen wollen, von jenen, die damit gemeint sind, die AfD?

Form unglücklich – Inhalt 100 Prozent

Das hat der Fraktionschef der Grünen im Bundestag, Anton Hofreiter, sofort gespürt und wollte ganz schnell dem leicht in Bedrängnis geratenen „Landesvater“ zur Hilfe eilen.

Auch seine Schützenhilfe ist lehr- und aufschlussreich: Er rügt zuerst seine Wortwahl: „Man sollte gerade bei heiklen Themen auf seine Sprache achten“, sagte er dem Sender Phoenix. Er hätte es gerne staatstragend formuliert.

Um dann zum Wesentlichen zu kommen:

Ich finde die Sprache zwar problematisch, aber Winfried Kretschmann bringt es auf den Punkt, warum die Ankerzentren von Innenminister (Horst) Seehofer und CDU/CSU nicht nur inhuman sind, sondern zu einem Sicherheitsproblem führen.

Winfried Kretschmann hat verstanden, worum es geht:

Darum werde ich mich in Zukunft streng an eine staatstragende Linie wieder halten – zumal da Parteifreunde vom linken Flügel mich auch dazu ermahnt haben, staatstragender zu formulieren, was mich ja freut“, sagte er weiter. (stimme.de vom 13. November 2018)

 

Solange es nur darum geht, wie man die „Pampa“ umschreibt, bleibt das Wesentliche Konsens:

Rassismus als Ankerzentrum für Regierungsparteien und „Rechtspopulismus“.

Wolf Wetzel

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