Erklärung zu dem Ende unserer Mitarbeit beim Onlinemagazin „Rubikon“

Veröffentlicht von

von Bernard Schmid, Markus Mohr und Matthias Reichelt
Berlin/ Paris, den 14. Mai 2018
“Erklärung zu dem Ende unserer Mitarbeit beim Onlinemagazin „Rubikon“
Mit Interesse haben wir im vergangenen Jahr den Start des Onlinemagazins Rubikon verfolgt und dieses Medium auch mit ein paar kostenfrei zur Verfügung gestellten Beiträgen unterstützt.
Am 28. April wurden wir von Rubikon darüber informiert, dass am 24. April 2018 der Psychiater und  Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz in den Beirat seines Onlinemagazins berufen worden ist.
URL: https://www.rubikon.news/beirat
Von einem Autor wird diese anscheinend ohne Abstimmung mit den anderen Mitgliedern des Beirates getroffene Entscheidung auf Rubikon als „Rückenwind“ für das Onlinemagazin bejubelt.
Da ist in beunruhigender Weise etwas daran, wir jubeln aber gerade deshalb nicht mit.
Auf die von Jens Wernicke hier in der Personalie Maaz vermutlich einsam getroffene Entscheidung haben wir zunächst mit Irritation und dann mit Verärgerung reagiert. Die Gründe dafür wollen wir der Öffentlichkeit nicht vorenthalten, sie sind politisch wichtig.
Über das publizistische Lebenswerk von Maaz sind wir nicht im Einzelnen orientiert, wir erlauben uns dazu auch kein Urteil. Allerdings ist er einer der prominenten Unterzeichner der „Erklärung 2018
Bei diesem überschaubaren Text handelt es sich um ein bedeutendes Manifest der politischen Rechten der BRD. Er wird von Rechtskonservativen, Deutschnationalen, Völkischen, Rassisten bis hin zu Faschisten unterstützt. In seinem Wortlaut baut er mit dem Schlüsselbegriff einer „illegalen Masseneinwanderung“, die es in der BRD auch heute noch geben soll, auf einer klaren Lüge auf. Denn es gab nie eine illegale Masseneinwanderung und gibt sie auch heute nicht. Die „Erklärung 2018“ hat also mit der politischen Realität dieses Landes weder früher noch heute zu tun. Hunderttausende von Flüchtlingen, die damals auch die BRD erreicht haben, sind nicht „illegal“ eingewandert, sondern haben ihr Recht auf Migration wahrgenommen, um Krieg, Armut und schlechten Lebensbedingungen zu entkommen. Die gegen die Flüchtlinge gespitzte „Illegalitäts-„Lüge wird von den Textverfasserinnen mit der Suggestion, dass „die rechtsstaatliche Ordnung an den Grenzen unseres Landes wiederhergestellt“ werden müsste, knallhart mit einer Law- and Order-Perspektive verschraubt.

Niemand soll sich in der Interpretation der besagten Erklärung Illusionen machen: Es sind in der deutschen Geschichte immer wieder von interessierten Kreisen politische und brandgefährliche Lügen lanciert worden, die dann zu Pogromen führten. Wir halten Herrn Maaz nicht für so dumm, dass er nicht wusste, was er da unterschrieben hat. Kurz: Keinen argumentativen Millimeter denjenigen, die die gesellschaftlichen Widersprüche komplett falsch stellen –  wie Herr Maaz es wohlweislich getan hat. Unserer Meinung nach gehört solch eine Person nicht in einen Beirat eines Rubikon, wie wir ihn verstehen.
Denn die Entscheidung der Aufnahme von Maaz in den Rubikon-Beirat ist Wasser auf die Mühlen vieler Kritiker, die neben den leider inflationär gebrauchten Termini „Verschwörungstheoretiker“, „Antisemitismus“ auch den Vorwurf der „Querfront“ gegen kritische linke Intellektuelle in Stellung bringen. Will der Rubikon nun bei der politischen Rechten auf Leserfang gehen? Bislang haben wir die Idee der Onlineplattform Rubikon als eine Stimme dagegen verstanden. Herr Maaz, der mit seiner Unterschrift unter die „Erklärung 2018“ eine rassistische Grundstimmung verschärft, die sich ja schon längst in Pogromen und Anschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte entlädt, hätte es allemal verdient – beispielsweise in einem Interview – mit deutlicher Kritik konfrontiert zu werden. Stattdessen wurde ihm nun ein Repräsentationsposten im Beirat angedient. Insoweit die Personalie Maaz die besagte „Erklärung 2018“ repräsentiert, wird nun eine Lüge der politischen Rechten in dem Beirat von Rubikon verankert. Damit ist die Aussicht eröffnet, in den Sphären der politischen Rechten rasant steigende Clickzahlen zu generieren. Allein: Der so für Rubikon in der Tat zu erreichende „Rückenwind“ bläst den Migranten und den Linken in diesem Land in aller Brutalität ins Gesicht. Dagegen gilt es in vielfältiger Weise zu widersprechen und Front zu machen.
In der Arbeitsbeschreibung zum Rubikon-Beirat heisst es, dass die dort Genannten die Arbeit der Redaktion in der „täglichen Arbeit (…) richtungsweisend“ begleiten und unterstützen sollen. Mit Verlaub: Wir legen auch nicht den geringsten Wert darauf, in irgendeiner Weise durch Herrn Maaz –  und sei es wie auch immer vermittelt – „unterstützt und begleitet” zu werden. Aus diesem Grunde stellen wir die Mitarbeit bei Rubikon ein. Wir haben Jens Wernicke, den Eigentümer von Rubikon, aufgefordert, unsere  Autoreneinträge zu löschen.
Paris / Berlin, den 14. Mai 2018
Bernard Schmid, Markus Mohr und Matthias Reichelt”
 
Ergänzend dazu meine Erfahrungen bei “alternativen Medien” vom Februar 2018:
Über Macht- und Entscheidungsstrukturen „alternativer Medien“
Und dann habe ich noch einen Blogkommentar vom 22. 4.2018 erhalten, der dem Zustandekommen des Rubikon-Interviews mit KenFM-Macher Ken Jebsen nachgeht:
„Heute durften drei Personen geschlossen „gehen“. Das erst kürzlich eingeführte Rubikon Videoteam wurde wegen einer kleinen Unstimmigkeit aufgelöst. Zu recht hat sich einer der drei Redakteure des Videoteams über Veränderungen der Wortwahl einer seiner Texte geärgert und wollte nicht mit solch einer Wortwahl wie „Faschismus“ in Verbindung gebracht werden.
Eine Diskussion und sachliche Auseinandersetzung mit der Kritik war nicht möglich. Man beschloss auf Seiten Jens Wernickes kurzerhand keine weitere Zusammenarbeit zu betreiben, denn es ginge einfach nicht … Und alle die hier vorgebrachten Punkte, sofern man mit den gleichen Inhalten der Sache konfrontiert wurde, kann ich nur bestätigen. Insbesondere genau das wird praktiziert, was man nach Aussen als „neu“ und „anders“ propagiert bekämpfen wollte. Machtkonzentration, keine Diskussionskultur, keine Kritikfähigkeit, Meinungsmache, Feindbildschaffung, reine Ideologisierung wo keine nötig wäre und natürlich simpleste Ausbeutung von ehrenamtlicher Arbeit. Eine gesunde Zusammenarbeit wäre nur möglich, wenn man mindestens menschlich auf Augenhöhe ist, dies scheint kein Interesse von der Chefetage zu sein. Was ich zu tiefst bedauere und meine Hoffnung zerstörte Teil von etwas Besserem zu werden.“

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3 Kommentare

  1. Eine Frage: Lesen Bernard Schmid, Markus Mohr und Matthias Reichelt hier mit? Ich würde gerne zu ihren Ausführungen Stellung nehmen und ihnen gerne einen Vorschlag machen.

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