Es reicht. Der Rubikon ist überschritten.

Veröffentlicht von

 

Es reicht | Der Rubikon ist überschritten.

Ich habe die Idee von „Rubikon“, ein streitfähige und nicht-autoritäre Plattform von Anfang an begrüßt und unterstützt. Ich habe die Kinderkrankheiten von Rubikon mitgetragen. Ich habe versucht, an einem Redaktionsstatus mitzuarbeiten, das nicht die Machtanhäufung zementiert, sondern einem Vorhaben substanzielle Rechte einräumt, die zumindest die Richtung einer „Gleichberechtigung“ einschlagen – vergebens.
Ich habe mich von Anfang an dafür eingesetzt, auch „schlechte“ Beiträge zu publizieren, um in der Widerrede zu bestehen und ggf. zu glänzen, anstatt im unüberprüfbaren Rechthaben.
Ich habe eklatante Missachtungen geschluckt, die die bescheidenen Rechte der Redaktion außer Kraft gesetzt haben.
Ich habe das Angebot einer stellvertretenden Chefredaktion ausgeschlagen, da ich fest davon überzeugt bin, dass wir uns nicht nur an „anderen“ Inhalten messen lassen müssen, sondern auch an Strukturen, die sich deutlich und erkennbar von denen unterscheiden, die den herrschenden Mainstream tragen und möglich machen.
Rubikon-Schrift
Ich habe mit Erschrecken das Interview zwischen Rubikon und Ken Jebsen/KenFM vom 19.1.2018 (https://www.rubikon.news/artikel/schluss-mit-lustig) gesehen, das Falschaussagen, historisch haarsträubende Vergleiche Platz gegeben hat, ohne naheliegende Nachfragen zu stellen, ohne sich für diesen denunziatorischen Umgang zu entschuldigen. Innerhalb weniger Minuten wurden alle eigenen Wertsetzungen über den Haufen geworfen.

Die Nichtveröffentlichung eines neunzehnseitigen Beitrages aufgrund von fünf „Vergehen“ ( z.B. ein Zwischentitel, der angeblich „inhaltsleer“ ist oder zwei Links, die anders gesetzt werden müssen) gegen „Autorenhinweise“, die Jens Wernicke noch gefunden hat, nachdem dieser Text das Lektorat bereits durchlaufen hatte, ist der letzte Akt in diesem sehr deprimierenden Schauspiel.
Jens Wernicke setzte mir infolge seines Super-Lektorats eine Frist, diese „Autorenhinweise“ abzuarbeiten und bot mir zugleich die Freiheit an, zu gehen, was die Güte eines Herrn hat, der die Zeit verschlafen hat.
Und zur Abschluss forderte Jens Wernicke meine „Teamfähigkeit“ ein, was man auch als Schlusswort einer Anstalt-Sendung verwenden könnte.
Das Team, in das ich mich zu integrieren habe, existiert einzig und allein als Fata Morgana, in der Darbietungsform eines Placebos.
Das einzige „Team“, das existiert, besteht aus Jens Wernicke – als Gesellschafter und Herausgeber, als Geschäftsführer und Chefredakteur, als Chef-Administrator und zuletzt als Chef-Lektor.
Der Versuch, mich mittels „Autorenhinweise“ über das von Mini-Patron Wernicke hingehaltene Stöckchen springen zu lassen, würde man bei Amazon als klassisches Mobbing bezeichnen.
Was bei Amazon funktioniert, funktioniert auch bei Rubikon. Ich werde meine Mitarbeit beenden und die Kolumnen (Arena und Werkzeug- und Prämissenkunde) woanders fortführen.
Dazu beigetragen hat auch, dass sich die Redaktion nicht eingemischt hat, dass sie meine Bitte, Stellung zu beziehen, mit Schweigen quittiert hat.
Dass eine solche Redaktion so viel zu sagen hat, wie die vom Mainstream gehaltenen Redaktionen, ist beschämend.

An der Idee „Rubikon“ halte ich fest und deshalb werde ich meinen Schritt ausführlich begründen.
Dieser Rückblick auf über ein Jahr Mitarbeit wird sich an dem messen, was Jens Wernicke auf der Tagung „Krieg und Frieden in den Medien“ am 28. Januar 2018 in Kassel postuliert hat:

Diese Geschichte (…) offenbart, dass die Bedrohung für die Demokratie alles andere als nur „von außen“ ausgeht. Dass wir selbst in unserem Denken und Tun oftmals mehr Teil des Problems als Teil der Lösung sind.“

Selbstverständlich steht dieser Beitrag für eine Publikation bei Rubikon zur Verfügung. Auch wenn es gerade jenen leichter fallen würde, die das Projekt an sich gut finden: Es geht hier nicht um einen Streit zweier besonderer Menschen, also um etwas letztendlich Privates.
Diese beiden Menschen prallen nicht aufgrund ihrer besonderen Charaktere aufeinander, sondern aufgrund der Produktionsbedingungen und der Machtverhältnisse, die sie gezwungenmaßen exponieren und polarisieren.
Wenn man also diesen Konflikt nicht abschiebt, dann weiß man, dann spürt man, dass er alle angeht: die LeserInnen, die Autorinnen, die Redakteure, die SpenderInnen, also alle, die mehr sind als die je Einzelnen.
Wolf Wetzel
29.1.2018
P.S.: Nachricht von Facebook:
Hallo Wolf,
Du erhältst diese E-Mail zur Bestätigung, dass du nicht mehr Administrator auf Rubikon bist. Du wurdest am Januar 29, 2018 at 11:21vormittags entfernt.
P.S. II
Daniela Dahn hat in ihrem Beitrag: “Zur Pressefreiheit gehört auch die Freiheit zur Kritik an der Presse” einen zentralen Kritikpunkt benannt: “Lügen durch Weglassen.”

Wenn man dieses Instrument selbst benutzt, hat man kein besseres, eldes Motiv, sondern die Hand am selben Instrument.
Die Ausstiegserklärung wäre eine gute Möglichkeit, über Idee und Realität von “alternativen Medien” nachzudenken.
Den “Mut”, den Jens Wernicke für Rubikon reklamiert, hat er nicht: Bis heute wurde die Ausstiegserklärung bei Rubikon nicht publiziert.
3.2.2018

Visits: 1040

3 Kommentare

  1. Hallo
    “über Idee und Realität von „alternativen Medien“ nachzudenken” ist mir äußerst wichtig.
    Das eine
    https://opablog.net/2018/01/29/fundstueck-29-1-2018-professionelle-verlogenheit/
    und andere Posting dazu
    https://opablog.net/2018/01/31/professionelle-verlogenheit-die-andere-seite-der-medaille/
    aber auch schon etwas früher
    https://opablog.net/2018/01/26/maximal-effiziente-ueberwachung/
    ist auf meinem Blog zu finden.
    Wie gesagt, das Thema interessiert mich brennend, ich werde in den nächsten Tagen dazu paar grundsätzlichere Überlegungen veröffentlichen. Und bin offen für Überlegungen Anderer.
    Beste Grüße
    Klaus-Peter Kurch

  2. danke für die transparenz und volles verständnis für ihren schritt.
    andererseits bin ich immer etwas “wehmütig” , wenn linke solidarität nicht besser gelebt werden kann … und die liberal-konservative “kameradschaft” zu einem nachdenklichen vorbild werden könnte …
    ich werde sie immer weiter interessiert lesen – jedoch auch artikel bei rubikon, die mich interessieren
    ps. ich glaube, dass sich emanzipierte persönlichkeiten, welche sich konsequent jedem instrumentalisierungsversuch verweigern, einen besonders selten wert haben und sich auf dauer durchsetzen – wohl leider auch immer eine minderheit darstellen
    heiner müller: »Natürlich sind zehn Deutsche dümmer als fünf Deutsche.«

    1. Hallo Marie,
      danke für Ihre Nachricht. Es gibt in der Tat keinen Grund, nicht gute Beiträge auf “Rubikon” zu lesen. Mir geht es ja vor allem um dieses eigentlich unnötige Dilemma, das wir selbst (re-)produzieren.

Schreibe einen Kommentar zu Wolf Wetzel Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert