Liebe gegenwärtige und zukünftige Bundesregierung

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Aschermittwoch im Jahre 2016

wir leben in schwierigen und gefährlichen Zeiten und Sie beschützen uns und sagen uns auch, wovor Sie uns wieder einmal beschützt haben. Sie beschützen uns sogar vor dem, was Sie wissen – aus Sicherheitsgründen. Dafür danken wir unserem deutschen Innenminister mit französischen (oder sind es gar algerische) Wurzeln de Maizière. Und für seine klaren Worte:

»Verstehen Sie bitte, dass ich darauf keine Antwort geben möchte. Warum? Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern.« (18. November 2015)

Selbstverständlich sind wir dafür dankbar und nehmen kleine und große Opfer gerne in Kauf. Was ist schon ein Freundschaftsspiel gegen Niederlande gegen die Terrorgefahr, vor der Sie uns bewahrt haben? Die Absage wird Gründe gehabt haben und Sie werden noch mehr Gründe gehabt haben, diese uns nicht zu nennen.
Die Angst ist immer für uns da …
Waschgang-Mutter-Maria-Netz
 
… und Sie auch – und wieder einmal waren Sie schneller als die böse Tat. Dieses Mal haben Sie eine Terrorzelle, wahrscheinlich islamistisch oder nordafrikanisch (oder beides), ausgehoben.

Hunderte Polizisten waren in vielen deutschen Städten im Einsatz – mit Erfolg. Die, die jetzt in Ihren Händen sind, wollten einen Anschlag in Berlin verüben, hörte man in Fernsehen – und dass unsere Behörden wieder einmal so schnell und so gut waren, dass es dazu nicht kam.
Die Tatsache, dass bei den Terroristen, also den mutmaßlichen, nichts gefunden wurde, was auf einen geplanten Terroranschlag hinweisen könnte, haben Sie unübertroffen scharfsinnig interpretiert: Dass man dort nichts gefunden habe, beweise nur, dass man rechtzeitig zugeschlagen habe, in einer ganz frühen Phase einer Anschlagsplanung.
Wir wissen, dass Vertrauen nur entsteht, wenn man Vertrauen gibt. Und das wollen wir zeigen: Wir vertrauen Ihnen einfach, wenn es wieder einmal zu notwendigen Polizeieinsätzen, Festnahmen oder Gesetzesverschärfungen kommt. Konzentrieren Sie sich ganz auf das Wichtigste. Uns reicht vollkommen, wenn Sie in Zukunft Argumentbaustein 1 oder 2 nehmen. Wir vertrauen Ihnen voll und ganz.
Auch wovor wir Angst haben, legen wir ganz in Ihre Hände. Lange waren es ja die Kommunisten, vor denen Sie uns jahrzehntelang so tapfer geschützt haben. Sie haben uns dabei so beschützt, dass diese über die Vorbereitungsphase, uns zu erobern, nie hinausgekommen sind. Dann entstand ein Loch, eine Sinnkrise, eine Angstkrise könnte man sagen: Woher kommt jetzt die Gefahr? Nach Jahren der Unsicherheit haben Sie uns einen neuen Feind gegeben: den Islamismus. Und da er sich vor uns so geschickt verborgen hat, haben Sie uns ihn beschrieben: mit Bart bei Männern, mit Schleier bei Frauen und beide zusammen mit dem Koran. Das hat uns sehr geholfen. Seitdem fühlen wir uns auch wieder sicherer.
Sicher ist sicherer, haben Sie uns nach der Silvesternacht in Köln 2015 wissen lassen. Nun haben Sie eine weitere Sicherheitslücke geschlossen. Sie haben uns ein niedrigschwelliges Angstangebot gemacht, für unsere Alltagssorgen: Wenn wir beklaut werden, wenn das Handy weg ist, wenn Frauen belästigt und angegriffen werden, dann wissen wir jetzt endlich, wer das tut: die Nordafrikaner. Eine Mischung aus Flüchtling und Sexmob, wenn wir das richtig verstanden haben. Wir können diese Nordafrikaner zwar dennoch nicht wirklich unterscheiden, das macht aber nichts, denn wir haben ja Sie und Ihre wachsamen Sicherheitsorgane, denen nichts entgeht.
Das leuchtet ein und wir sind Ihnen sehr dankbar. Auch für die Hunderte zusätzlichen Polizisten auf deutschen Straßen, die unzähligen Personenkontrollen, die dafür sorgen, dass wir die närrischen Zeiten in aller Ruhe genießen können, möchte wir Ihnen danken. Wie für die zusätzlichen Videoüberwachungskameras, die fortan deutsche Plätze noch sicherer machen. Und wir sagen hier ein für alle Mal: Nein, all das schränkt uns nicht ein, all das stört uns nicht. Wir vermissen unsere Freiheit nicht, solange sie in Ihren Händen ist!
Wir möchten Sie nicht bedrängen, dennoch einen Vorschlag machen, wie Sie uns wachsam halten können: Wie wäre es mit einer kostenlosen Angst-App, die uns ständig auf dem Laufenden hält?
Doch wir möchten nicht nur kleine, sondern ganz große Vorschläge machen. Wahlen sind immer auch ein Zeichen von Misstrauen. Wir sollten mit diesem Misstrauen aufräumen. Gerade in Zeiten, wo es Wichtigeres gibt als Wahlen. Als Zeichen unseres blinden Vertrauens schlagen wir Ihnen vor, dass die jetzigen Regierungsparteien und die regierungswilligen Oppositionsparteien einen, nennen wir es einmal, Regierungspool bilden: Statt teure und Unsicherheit stiftende Wahlen abzuhalten, entscheiden einfach Sie, wer alle vier Jahre die Regierung bildet: Sie können dabei ganz kreativ und innovativ sein und mal ein bisschen mehr Opposition dazugeben, mal ein bisschen weniger.
Damit hätten wir doch alle der notwendigen Balance zwischen gefühlter Sicherheit und gefühlter Freiheit optimal Rechnung getragen.
Mit ganz sicheren Grüßen
Wolf Wetzel

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