Häuserkampf – DVD-Buch-Vorankündigungen

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Zur Buchmesse im Herbst 2011 werden im Laika Verlag Hamburg zwei DVD-Bücher zur Geschichte des Häuserkampfes herauskommen.
Wenn alles klappt, genau richtig: Die HausbesetzerInnenbewegung West feiert ihr 30-jähriges Jubiläum, die HausbesetzerInnenbewegung Ost ihr 20-jähriges.
Beiden Büchern liegt eine DVD bei, auf der zahlreiche Filme und Videos dokumentiert sind.

Ein paar anstiftende Worte

›Wir wollen alles‹ HK 1. Teil (1970-1989)
Bibliothek des Widerstands Band 21
Autor: Wolf Wetzel
ISBN:  978-3-942281-05-8

Der Schwung der 68er Bewegungen war verflogen, die politische Klasse schien sich gefangen zu haben. Tatsächlich tauchten die Ideen nur an anderen Stellen auf, völlig unangemeldet. Die SchülerInnenbewegung entstand, in den Heimen rebellierten die ›Schwererziehbaren‹, die Jugendzentrumsbewegung kämpfte um selbstverwaltete Räume, Jungarbeiter wollten nicht länger werden, was ihre Väter geworden sind, und viele ›Gastarbeiter‹ hörten auf, stumm zu malochen.
Während dessen boomte die deutsche Wirtschaft. Konzerne, Banken und Versicherungen platzten aus allen Nähten und erwarteten von ihren Parteien, dass sie ihnen in lukrativer, zentraler Lage Platz schafften – koste es, was es wolle. Citynahe Wohngebiete sollten für die Business-Class freigeräumt, die dortige Wohnbevölkerung vertrieben werden. Was sang- und klanglos über die Bühne gehen sollte, kulminierte im heftigsten Häuserkampf, den Frankfurt nach 1945 erlebt hat. 1970 wurde im Frankfurt-Westend das erste Haus besetzt. Aus einem Wespenstich entwickelte sich ein Wespennest …. die Investorenträume drohten zu platzen, die SPD geführte Stadtregierung bekam als Gegenregierung den ›Häuserrat‹ und die Medien prophezeiten den Anfang vom Ende: Erst der Häuserrat, als nächstes Fabrikräte…

Plakat aus dem Frankfurter Häuserkampf

Die zweite Hausbesetzungswelle in den 80er Jahren…

Der ›Deutsche Herbst‹ 1976/77, die Entmachtung bürgerlicher Institutionen, die selektive Außerkraftsetzung elementarer Grundrechte hat eine ›bleierne Zeit‹ zurückgelassen. Die Soziologie machte sich nur noch Sorgen … und schrieben die Jugend ab.
Die alten Pläne von der Umwandlung citynaher Wohngebieten in lukrative Stadtorte für Business und Prime-Class-Wohnen blieben brandaktuell. Sie wurden mit Vehemenz verfolgt und zart akzentuiert. Ein bisschen Bürgerbeteiligung, ein bisschen mehr Spielgeld für Anliegen, die das Projekt im Kern nicht gefährdeten.
Was mit den ersten Hausbesetzungen in Berlin-Kreuzberg Anfang der 80er Jahre begann, entwickelte sich zu einem Flächenbrand. In Stadt und Land brachte man es auf über 400 besetzte Häuser. Und in Zürich revolutionierte d’Bewegig die Bewegung, versöhnte Militanz und Poesie, forderte die Sprengung der Alpen und machte als Ehepaar Müller Furore, als dieses – zur besten Sendezeit im Schweizer Fernsehen – den Einsatz von Bomben und Panzern gegen die Hausbesetzungsbewegung forderte.

Aus dem Inhaltsverzeichnis:

  •     ›68 kann nicht alles gewesen sein‹
  •     Tabula Rasa als Städteplanung
  •     Ton Steine und Scherben – Sturm auf das Polizeipräsidium in Frankfurt 1973
  •     Ho Chi Minh in Offenbach 1973
  •     Die Geschichte des ›Blocks‹ ist auch die Geschichte eines Frankfurter Stadtteiles (1971-74)
  •     ›Macht kaputt, was euch kaputt macht‹ – Über Gewalt, GegenGewalt und Militanz
  •     Im Schatten des ›Deutschen Herbst‹ 1976/77
  •     Die Businessclass kehrt in die Städte zurück
  •     Die Besetzung der Siesmayerstrasse in Frankfurt 1980
  •     Der Schwarze Block – wie aus einem Running Gag eine terroristische Vereinigung wurde
  •     Häuserkampf in West-Berlin
  •     Freiburg – Bewegung in besetzten Häusern
  •     Der Freiburger Häuserkampf und der Kommissar
  •     Zürich brennt
  •     Brief aus Grönland/ Paul Parin

Häuserkampf ab 1989: ›Besetzen lohnt sich, bleiben auch‹
Bibliothek des Widerstands Band 22
Autoren: Andrej Holm und Wolf Wetzel
ISBN: 978-3-942281-06-5

Die HausbesetzerInnenbewegung ›Ost‹ begeht ihr zwanzigjähriges Jubiläum, die HausbesetzerInnenbewegung ›West‹ schaut auf dreißig Jahre zurück. Nutzungsverträge laufen aus, unter neuen Vorzeichen tauchen alte Fragen auf: Verhandeln oder (wieder)besetzen? In öffentliches/genossenschaftliches Eigentum umwandeln oder kaufen? Die alten Zeiten vergessen oder mit ihnen drohen? Vieles steht erneut auf dem Spiel und Prüfstand: Was ist aus den alten Zielen, aus den alten Ideen geworden? Wer hält an ihnen fest, wer verrät sie, wer bestimmt sie neu?

Aktion in Frankfurt 2011

Die Stadt gehört uns
Über die Erblasten und prekären Besitzstände zurückliegender Häuserkämpfe hinaus entwickeln sich aktuell vielerorts neue Bewegungen und Konstellationen. Bürgerinitiativen, Recht auf Stadt-Bündnisse, Netzwerke und Stadtteilgruppen begehren mit verschiedenen Aktionsformen auf  – von der Unterschriftensammlung bis zum Brandanschlag.
Geht es (nur) darum, einen eigenen Kiez zu haben und/oder zu verteidigen? Gibt es eine Bewegung, die die Frage: Wie möchte ich, wie möchten wir leben? nicht länger individuell (also einkommensabhängig) löst, sondern als gesellschaftliche, als soziale Frage aufwirft?

Die Luft drum herum wird dünner. Eine Orgie der Privatisierung von öffentlichen Räumen unterstreicht ein Staatsverständnis, das sich ganz auf seine Kernaufgaben gesundschrumpfen will: Der Schutz von Millionären (Bankenkrise/Rettungsschirm) und der Schutz vor den Loosern, die sich damit nicht abfinden wollen.
Ist es wichtig, richtig und strategisch klug, so viel wie möglich in öffentlicher Hand zu halten? Redet man damit dem ›Sozialstaat‹ das Wort, dem guten Staat, den es nie gab, nicht geben wird?
Die Initiativen, die sich das Motto ›Unternehmen Stadt übernehmen‹ gegeben haben, spielen gekonnt und vielsagend mit diesen knallharten Veränderungen und zarten Hoffnungen.

Aus dem Inhalt:

  •     Die politischen und gesellschaftlichen Koordinaten nach dem ›Anschluss‹ 1989/90
  •     Stand der Bewegung in der alten Bundesrepublik (Verhandler, Legalisierung, Räumung)
  •     30 Jahre kollektives Wohnen: Kohlfurter/Yorkstraße: ›Besetzen lohnt sich, Bleiben auch!‹
  •     Stadtsoziologische Konzepte und Stadtplanung (Gentrifizierung)…
  •     Häuserkampf in Ost-Berlin/Mainzer Straße
  •     ›Unternehmen Stadt übernehmen‹ – Fortsetzung des Häuserkampfes mit anderen Mitteln?
  •     Häuserkämpfe in Europa (Italien/England/Dänemark/Spanien)

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