Alles Müller oder Was?

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Alles Müller – oder was?


Herr Müller kommt aus Aretsried. Das liegt in Bayern, also ganz im Süden.
Das wäre nicht besonders wichtig, wenn Herr Müller nicht zugleich Unternehmer wäre, sprich Großunternehmer.

Was er herstellt, also herstellen lässt, steht fast in jedem Supermarkt:
Milchprodukte.
Herr Müller hat viele Fabriken, viele Angestellte und viel Geld – und jammert nicht über den Standort Deutschland.

»Du bist Deutschland«. Das weiß gerade Herr Müller – und baut eine weitere Fabrik in Sachsen.

Das ist ganz im Osten.

Eigentlich braucht niemand eine neue Milchfabrik. Es gibt schon genug davon, die zuviel produzieren, weil zu wenige kaufen wollen und können.
Herr Müller baut trotzdem – und auf den Staat.

Weil das Bundesland Sachsen so arm, die Arbeitslosigkeit so hoch ist und die Menschen so fleißig sind, unterstützt der Staat Herrn Müller – auch wenn dieser weder arm, noch arbeitslos ist.
Es geht schließlich um die Schaffung von Arbeitsplätzen.
Das wollen bekanntlich alle: Die Gewerkschaften, die Unternehmer, die Parteien, die Medien und die Fünf Weisen.
Also beantragt Herr Müller für seine neue Fabrik in Sachsen Subventionen vom Staat und der Europäischen Union. 158 neue Arbeitsplätze sollen dort entstehen.
Nicht viel später bekommt Herr Müller 70.000.000 Euro. Der »Aufbau Ost« kann weitergehen.
Nun steht die neue Milchfabrik in Sachsen.
Wie gesagt: Herr Müller hat bereits viele Fabriken, zum Beispiel eine in Niedersachsen. Das ist ziemlich weit im Norden.
Nun macht sich Herr Müller an die Arbeit: Er schließt die Fabrik in Niedersachsen und entlässt 175 Angestellte.

Ziehen wir Bilanz.

+158
– 175

_________
–   17

Teilt man nun die 70 Millionen Euro zur Schaffung von Arbeitsplätzen durch die 17 nicht mehr vorhandenen Arbeitsplätze, ergeben das gut vier Millionen Euro für jeden abgebauten Arbeitsplatz.
Um zu diesem Ergebnis zu kommen,

muss man kein Wirtschaftsprüfer, keiner der Fünf Weisen und schon gar nicht überrascht sein.

»Verantwortungslos«

sagen jetzt einige der Verantwortlichen.

»Moralisch unanständig«

sagen Andere, die für Moral weder angestellt, noch bezahlt werden.

»Subventionsbetrug«

rufen Vertreter der »sozialen Marktwirtschaft«, die wider besseren Wissens Glauben machen wollen, dass ein Unternehmen dazu da sei, Arbeitsplätze zu schaffen.

Milchmädchenrechnungen.

Herr Müller ist kein schwarzes Schaf.
Herr Müller ist auch kein böser Kapitalist.
Er ist einfach ein Global Player. Einer, der den Ball nur noch reinmacht.
Alles andere als ein Kunststück – bei den Vorlagen.

P.S. Herr Müller denkt bei alledem nicht nur an sich selbst. Er hat beschlossen, seinen Wohnsitz nach Österreich zu verlegen. Dort ist die Erbschaftssteuer noch niedriger als in Deutschland.

Wolf Wetzel

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