Was hat das multikulturelle Konzept mit Verkehrsberuhigung zu tun? (1992)

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Eigentlich gar nichts.
Oder doch.
Voraussetzung ist,
man ist sachlich,
dann kann mann über alles reden –
ohne linke Tabus, ohne alte Mythen, ohne Hemmungen.
Herr Daniel Cohn-Bendit, Stadtrat für multikulturelle Angelegenheiten,
kann das.
Nur so, erklärte er, könne man über die Asylfrage, über Einwanderungsquoten
etc. reden.
Der Stadtrat will die Diskussion versachlichen
und er weiß, daß das geht.
So sachlich, wie über die Blechlawinen in unseren Städten geredet werden kann,

so sachlich möchte er über die ›Flüchtlingswelle‹ reden.
Nein, der Stadtrat denkt dabei nicht an eine ›autofreie Stadt‹

Daran denken andere.
Der Stadtrat ist kein verbohrter Autofeind, kein Ausländerhasser.
Er weiß, ›wir‹ brauchen beides,

das Auto und die Ausländer.
Wer – wie der Stadtrat – nur den Nutzen sieht,
muß aber auch in Ruhe über die Folgekosten reden können.
Daran ist doch nichts Schlimmes.
Zuviel Autos verstopfen die Straßen,
vergiften das Klima,
erhöhen das Unfallrisiko
und gehen auf die Nerven.
Wenn mann – wie der Stadtrat – sachlich bleibt,
fällt einem Vergleichbares zur ›Ausländerfrage‹ nicht schwer.
Und Lösungen ganz leicht.
Verkehrsleitsysteme und Verfahrensbeschleunigung,
Parkberechtigungsschein und Visapflicht,
Verkehrsberuhigung und Einwanderungsquoten
Park and Ride und Außenstellen der Einwanderungsbehörde in
Afrika, in Asien, in Osteuropa und so weiter.
Zwei Seiten eines Vergleiches.
Unsachlichkeit kann mann/frau dem Stadtrat nicht vorwerfen.
Es ist (s)eine Sache,
nicht (mehr) zwischen AusländerInnen und Autos unterscheiden zu können
über AusländerInnen zu reden wie über ›unsere‹ Autos,
von Besitzer zu Besitzer.
Es ist unsere Sache, ihn daran zu hindern.

1992

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